Delegation aus Bolivien informiert über Folgen der Klimaveränderung

Trier · Starkregenfälle, Überschwemmungen, Erosion – mit diesen Folgen der Klimaveränderung müssen die Menschen in Bolivien umgehen lernen. Einer, der ihnen dabei hilft, ist Pfarrer Erwin Graus. Im Rahmen der Heilig-Rock-Wallfahrt informierte er, wie die Menschen in Bolivien mit der Klima-Veränderung umgehen.

 Klima schützen: Erzbischof Tito Solari (rechts) stellte den Hirtenbrief der Bolivianischen Bischofskonferenz vor.

Klima schützen: Erzbischof Tito Solari (rechts) stellte den Hirtenbrief der Bolivianischen Bischofskonferenz vor.

Foto: Bistum Trier

Der gebürtige Losheimer engagiert sich seit sechs Jahren in der Gemeinde San Luis, 60 Kilometer von Santa Cruz, der größten Stadt Boliviens, entfernt. Er versucht den Menschen im Tiefland zu helfen, sich an die erschwerten Verhältnisse anzupassen.

Gemeinsam mit seinen Begleitern aus Bolivien informierte Graus auf Einladung des "Netzwerkes Weltkirche" im Dekanat Trier unter dem Titel "Klimawandel bekämpfen -Schöpfung bewahren", eine Initiative der Kirchen Boliviens, über die derzeitige Situation in seiner bolivianischen Gemeinde.

Anhand von Fotos aus dem Partnerland des Bistums Trier zeigte die Delegation die Folgen von heftigen Niederschlägen auf. "Das Phänomen ‚El Niño' sorgt für eine größere Verdunstung, diese Wolken bleiben an den Bergen hängen und regnen sich über dem Tiefland ab", erklärte Graus. Dadurch käme es immer wieder zu heftigen Niederschlägen, die Straßen und Brücken unterspülten. "Die brechen einfach weg", sagte der Pfarrer. "Besonders schlimm ist es, wenn Gasleitungen betroffen sind. Wenn sie beschädigt werden, verteilt sich der flüssige Gasanteil im Wasser und es kann zu Explosionen kommen. Wir hatten dadurch leider auch schon einige Verletzte mit schweren Verbrennungen."

Ein weiteres Problem sei "die nur sehr dünne Humusschicht". Nach etwa 20 Zentimetern fruchtbarem Boden stoße man auf eine dicke Sandschicht, die besonders bei Regen zum Problem werde: "Bei Regen rollt der Sand über das fruchtbare Land, zerstört den Boden und macht ihn unbrauchbar. Da sind wir vollkommen hilflos", sagte Graus. Aber neben diesen Natureinflüssen gebe es auch andere, "hausgemachte" Probleme, die das Leben im Tiefland erschwerten, erklärte der Pfarrer. "Besonders die Brandrodung macht uns zu schaffen. Wenn Land gebraucht wird, werden weite Teile des Regenwaldes abgeholzt. Dadurch verliert der Boden seine Verankerung und das Wasser kann auch dort den guten, fruchtbaren Boden wegreißen."

Auch Guillermo Montero berichtete von den Problemen des Andenstaats und ging im Besonderen auf die Landwirtschaft Boliviens ein. "Ursprünglich gab es keinen nennenswerten landwirtschaftlichen Anbau, erst um 1950 wurde begonnen Zuckerrohr zu kultivieren. Später dann auch Baumwolle, wofür die Bauern viel Wald vernichteten, da die Anbaufläche benötigt wurde. In den letzen 30 Jahren kam der Soja-Anbau auf. Um auf dem weltweiten Markt mithalten zu können, wurden auch hier große Teile des Urwaldes vernichtet, um Ackerland zu erhalten", erklärte er. Es werde eine Landwirtschaft gepflegt, die nur der momentanen eigenen Verpflegung diene und nicht auf die Zukunft ausgerichtet sei.

Bischöfe wollen eigenen Weg einschlagen

Monseñor Tito Solari, Erzbischof von Cochabamba stellte den Hirtenbrief "Das Universum, Gabe Gottes für das Leben" vor, der sich mit der Umwelt und menschlichen Entwicklung in Bolivien beschäftigt. Thematisiert hat die bolivianische Bischofskonferenz darin die Bedrohung der Schöpfung durch Klimawandel und industrielle Produktion. In einer "Allianz für die Schöpfung" wolle man die Bevölkerung ermutigen auch eigene Schritte zu gehen und in Sachen Lebens-, Wirtschafts- und Konsumstil.

"Wir müssen den Menschen deutlich machen, dass es so nicht weitergehen kann. Aber ein Veränderungsprozess geht nicht von heute auf morgen", erklärte Graus. "Wir müssen die Menschen fortbilden und für ihre Umwelt sensibilisieren, auch schon Kinder und Jugendliche. Es ist Teil der religiösen Erziehung ein Bewusstsein für das ihnen gegebene Land zu schaffen. Es verändert sich schon was, aber wir müssen Geduld haben", berichtete Graus von der Arbeit in seiner Gemeinde.

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