Demokratie live: 40.000 Wahlhelfer im Einsatz

Rund 40.000 Wahlhelfer müssen bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz zum Einsatz kommen. In vielen Städten gibt es vor der Abstimmung schon längst genug Helfer. Notfalls können Bürger aber auch zum Dienst an der Urne gezwungen werden.

Gibt es am 27. März wieder ausreichend Wahlhelfer in Rheinland-Pfalz? Viele Städte haben für die Landtagswahl schon genügend gefunden. "Es wird zwar immer knapp. Es hat aber eigentlich immer geklappt", berichtet etwa der Projektleiter in Ludwigshafen, Raimund Kniel. Auch in Koblenz, Trier, Kaiserslautern und Bernkastel-Kues kommen genug Freiwillige für den Dienst an der Urne zusammen. Das zeigt eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.

Jeder zweite Helfer ist meist Angestellter der Verwaltungen. Den Rest stellen in der Regel Bürger mit politischem Interesse. Wahlhelfer verteilen in den Lokalen Stimmzettel und zählen nach 18 Uhr Stimmen aus. Rund 40.000 Menschen müssen landesweit am Wahlsonntag im Einsatz sein.

Auch in Trier arbeitet etwa die Hälfte der 620 benötigten Kräfte regulär in Behörden. Zudem engagieren sich Freiwillige. "Das Ehrenamt wird hier in Trier noch relativ hoch gehalten", meint Stadtsprecher Ralf Frühauf. "Da sind ganz junge Leute dabei und alte Hasen. Dass da nur so ein Seniorentrupp schwitzt, habe ich noch nicht erlebt." Lediglich einige Vorsteher fehlten noch. "Wir können nicht jemanden ohne Erfahrung in diese Position setzen", sagt der Sprecher. Wahlhelfer — eine öde Aufgabe? "Bis die Wahl vorbei ist, ist das meist ein eher langweiliger Job", gesteht Frühauf. Nach 18 Uhr werde es aber richtig spannend. "Dann fangen die Schweißperlen an zu schießen." Zwischen den einzelnen Lokalen herrsche Wettbewerb im Auszählen der Stimmzettel. "Da ist auch der Ehrgeiz dabei, dass man auf keinen Fall der Letzte sein will."

Das sagt auch Projektleiter Kniel in Ludwigshafen: "Keiner will der letzte sein." Nach einem langen Wahltag wollten einige auch rasch heim. "Manchen Wahlhelfern kommt es auf jede Minute an, die sie früher zu Hause sind", sagt er und versichert: "Aber nur wenigen." Für den Dienst an der Urne gibt es in den meisten Kommunen 21 Euro "Erfrischungsgeld". Rund 230 000 Euro kostet diese Leistung das Land, wie die Landeswahlleitung in Bad Ems berichtet. In Ludwigshafen sollen Freiwillige gar 25 Euro bekommen. Mehr könne die Stadt aber nicht bieten, meint Kniel. "Dann müsste der Rest von der Stadt sicher draufgelegt werden. Und das kann sich die Stadt Ludwigshafen bei fast einer Milliarde Schulden nicht leisten." Städtische Mitarbeiter erhalten 20 Euro — aber auch anderthalb freie Tage.

Wenn nicht das Geld lockt, was reizt Wahlhelfer dann? "Das sind Leute, die Interesse daran haben, mal live bei Demokratie dabei zu sein", meint der Sprecher der Stadt <haf>Koblenz, Thomas Knaak. Rund 860 Wahlhelfer sollen in der Rhein-Mosel-Stadt am 27. März helfen, etwa neun Menschen pro Wahllokal. Diesmal will die Stadtverwaltung Freiwillige sogar mit Neuem locken. "In diesem Jahr haben wir noch ein Schmankerl draufgelegt: Unter den Wahlhelfern werden zehn Buga-Tickets verlost", sagt Knaak. Also Eintrittskarten für die Bundesgartenschau, die am 15. April in Koblenz beginnt. Blumen gucken als Belohnung? "Warum nicht, das ist doch ganz reizvoll", meint der Sprecher.

Kommunen können Bürger auch zum Dienst an der Urne zwingen. In den vergangenen Wochen erhielten rund 1500 <haf>Mainzer Post von der Verwaltung. Die Bürger wurden zufällig ausgewählt, um Lücken in den Wahlvorständen zu stopfen. Sollten für den 27. März nicht genug Freiwillige zusammenkommen, müssen einige der "Auserwählten" ran, erklärt Sprecher Ralf Peterhanwahr. Drücken gilt nicht. ",Habe keine Lust' ist keine Ausrede", macht Peterhanwahr klar. Das sagt auch das Büro des Landeswahlleiters Jörg Berres in Bad Ems: Ablehnen könne nur, wessen Job oder Gesundheit den Job beispielsweise nicht zuließe.

Den Tag versüßen sich viele Wahlhelfer mit Kaffee und Kuchen, etwa in kleinen Stimmbezirken auf dem Land. In Bernkastel-Kues organisierten Eltern oft nachmittags ein Kaffeetrinken, berichtet Thomas Ruf von der Verbandsgemeinde. "Das ist ganz nett." Zum Dienst an der Urne setzt er dieses Jahr auch seinen Sohn ein. "Der kann so einen Einblick gewinnen, wie so etwas abläuft." Einen Tag im Wahllokal zu erleben sei auch ein Stück Demokratie. Verpflichten zum Bürgerdienst wolle die Gemeinde aber keinen. "Wir verdammen niemanden, den Wahldienst wahrzunehmen", sagt Ruf. "Wir erkennen eigentlich fast alle Ausreden an."

Julia Kilian, dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort