Der unfreiwillige "Burgherr" dankt ab

Sommerau ist mit 81 Einwohnern die kleinste eigenständige Gemeinde in der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer. Probleme gab es dort in der nun auslaufenden Legislaturperiode mit der Besetzung des Ortsbürgermeisteramtes. Wäre der Ortsbeigeordnete Kurt Schlösser 2006 nicht auf Drängen der VG eingesprungen, hätte der Ort vermutlich seine Selbstständigkeit verloren. Auf keinen Fall aber will Schlösser noch einmal zur Wahl antreten, doch die Nachfolge scheint gesichert.

Sommerau. Das Wahrzeichen der idyllisch gelegenen Gemeinde ist die über dem Ort thronende Burgruine, die seit 1962 im Besitz einer Familie aus Bernkastel-Kues ist. Die Sommerauer Ortsbürgermeister, die in parteiloser Listenwahl ins Amt gehoben werden, sind somit nur symbolische "Burgherren". Doch diese Symbolik ist nicht das Problem des derzeitigen Amtsinhabers Kurt Schlösser. Der heute 72-Jährige hatte nie in das Amt gedrängt, obschon er seit Jahren kommunalpolitisch aktiv war und als Beigeordneter bei der Führung der Amtsgeschäfte half. Als nach der Kommunalwahl 2004 Jürgen Flesch die Nachfolge von Ortsbürgermeister Walter Kiewel antrat, war die Welt rund um die Burg noch in Ordnung. Doch Anfang 2006 musste Flesch aus privaten Gründen aus Sommerau wegziehen und sein Amt erlosch, denn für Ortsbürgermeister gilt die gesetzliche "Residenzpflicht". In dieser Situation richteten sich automatisch alle Augen auf den erfahrenen Beigeordneten Schlösser. Doch der hatte mit der Geschäftsführung seines Trierer Unternehmens schon genug zu tun und lehnte mit einem entschiedenen "ich mach's nicht" ab. Schlösser hatte die Rechnung aber ohne die Verwaltung gemacht. Der Ortsbürgermeister erinnert sich: "Nach meiner Absage hatte ich x-mal Besuch von Bürgermeister Bernhard Busch von der VG Ruwer, der mich zur Amtsübernahme drängte." Laut Schlösser soll der Verwaltungschef am Ende auf mögliche schwerwiegende Konsequenzen hingewiesen haben. Zitat: "Wenn ihr niemanden findet, könnte der Ort einfach der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier zur Verwaltung unterstellt werden." Und spätestens nach Ablauf eines Jahres werde man in Sommerau über einen möglichen "Anschluss" an die Nachbargemeinde Gutweiler abstimmen lassen.

Schlösser: "In Gutweiler standen die damals schon freudig in den Startlöchern. Nur um unsere Selbstständigkeit zur retten, habe ich schließlich ,ja' gesagt."

Dieses "Ja" verband der neue Ortsbürgermeister allerdings mit der Einschränkung, dass er das Amt nur für die Dauer einer Legislaturperiode - und keinen Tag länger - übernehme. Ein Anspruch, der 2006 unproblematisch erschien, da sich die neue Beigeordnete Lydia Mittelbronn bereit erklärte, bei der Kommunalwahl 2009 für das Ortsbürgermeisteramt zu kandidieren. Die Zukunft galt damit langfristig gesichert. "Doch dann zog auch Lydia Mittelbronn weg aus Sommerau, und wir standen wieder ohne Kandidaten da", sagt Schlösser.

Drohend rückte nun der Wahltag am 7. Juni näher. Dieser Tage jedoch folgte die (Er-)Lösung: Den Gemeinderatsmitgliedern war ein engagierter Neubürger aufgefallen, den sie dann einfach mal fragten. Der Mann, der noch nicht genannt werden will, erklärte sich nach einer innerfamiliären Rücksprache zur Kandidatur bereit.

"Ich werde ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen", versichert Schlösser.

Meinung

Das unbeliebte Ehrenamt

Die besonderen Nöte der Gemeinde Sommer au gehören sicher nicht zum kommunalpolitischen Alltag. Allgemeiner Natur ist jedoch das Problem der kleinen Gemeinden, Interessenten für das Ortsbürgermeisteramt zu finden. Auf höherer und höchster politischer Ebene kämpfen die Kandidaten mit Hauen und Stechen um ihre angestrebten Posten. Doch in kleinen Dörfern ziehen meist alle den Kopf ein, sobald die Frage "Wer macht's?" gestellt wird. Das Ehrenamt des Ortsbürgermeisters gilt oft als aufreibend und undankbar. Der Mann oder die Frau an der Dorfspitze werden schnell zu öffentlichen Blitzableitern. Und da hält niemand gerne den Kopf hin. f.knopp@volksfreund.de

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