Die Autos werden einfach versenkt

Trier-Heiligkreuz · Ortsvorsteher Theo Wolber ist ein überzeugter Heiligkreuzer. Im TV-Interview im Rahmen der Stadtteiltour erzählt er unter anderem, warum er die Autos im Stadtteil am liebsten versenken würde.

Trier-Heiligkreuz. Wer mit Theo Wolber über seinen Stadtteil Heiligkreuz spricht, merkt schnell: Da sitzt einem ein eingefleischter und überzeugter Ortsvorsteher gegenüber. Im TV-Interview mit Michael Schmitz spricht er über Probleme und schöne Seiten seines Stadtteils.
Unsere Standardfrage am Anfang an Ortsvorsteher: Welches ist der schönste Trierer Stadtteil?
Wolber: Das ist natürlich Heiligkreuz, ganz klar!
Warum?
Wolber: Weil man hier lebt, weil man sich kennt, weil man sich hier heimisch fühlt und weil man sich hier auch gemocht fühlt. Die Leute in Heiligkreuz, zumal im alten Dorf, haben einen gewissen Zusammenhalt. Ein bisschen ist das wie eine große Familie.Tv-Stadtteiltour Heiligkreuz


Sie sagen "im alten Dorf" - gibt es hier etwas wie einen dörflichen Charakter?
Wolber: Es gibt bei uns noch sehr viele Vereine. Den relativ jungen Bürgerverein beispielsweise. Den Männergesangverein gibt es leider nicht mehr, aber die ehemaligen Aktiven helfen in vielen anderen Vereinen mit. Es gibt den Wingertsverein zur Förderung des Weinbaus in Heiligkreuz - um nur mal einige zu nennen. Diese Zusammenarbeit in Vereinen, das Feiern miteinander, diese Freude, die haben schon einen dörflichen Charakter.

Heiligkreuz ist ja verwaltungstechnisch aufgeteilt in Alt- und Neu-Heiligkreuz. Nimmt diesen Unterschied vor Ort jemand wahr oder spielt das keine Rolle?
Wolber: Es ist nicht unbedingt ein Unterschied. Die Neu-Heiligkreuzer gehen nicht bei uns in Alt-Heiligkreuz mit in die Kirche, sondern nach Maternus. Früher war das mal sehr bedeutsam, heute ist es gemischter. Wie auch aus der Statistik im TV hervorging, ist der größere Zuwachs an jungen Familien ja in Neu-Heiligkreuz. Das liegt vermutlich daran, dass in Alt-Heiligkreuz in den vergangenen Jahren wenig hinzugebaut worden ist. "Oben" - so sagen wir hier unten zu Neu-Heiligkreuz, da steht eine Art Generationswechsel an. Viele Häuser haben in den letzten Jahren den Besitzer gewechselt.
Der Heiligkreuzer Ortsbeirat hat sich in der Vergangenheit als so etwas wie der Revoluzzer-Ortsbeirat gezeigt, will mehr Kompetenzen für die Stadtteil-Gremien raushandeln. Wie kommt es, dass die Initiative ausgerechnet aus Heiligkreuz kommt? Sind die Heiligkreuzer besonders aufsässig?
Wolber: Grundsätzlich eigentlich nicht. Die Heiligkreuzer neigen dazu, im Ortsbeirat die Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Ich war zu dieser Zeit nicht im Ortsbeirat, aber offensichtlich hatten die sich so über die Verwaltung geärgert, dass sie sich dann auch wieder in ihrem Ärger und Widerstand einig waren.
Ein Gedankenspiel: Der OB gewinnt im Großstadtlotto und verteilt das Geld in den Stadtteilen. Sie bekommen eine Million Euro für Heiligkreuz. Was würden Sie damit machen?
Wolber: Wir im Ortsbeirat möchten in Heiligkreuz, wo der Wohnraum knapp wird, Platz für neue Wohnformen schaffen. Dass es den Alten gut geht, den Jungen und auch denjenigen, die sich Heiligkreuz nicht unbedingt mehr leisten können. Und ganz vorne steht, dass wir die Schule bei uns erhalten wollen, dafür wollen wir als Ortsbeirat kämpfen.
Das war jetzt eine sehr politisch korrekte Antwort. Was wäre denn, wenn Sie die Million direkt investieren könnten?
Wolber: Ich habe eine Idee - aber dafür müssten wir die Million vermutlich nicht selber investieren, sondern Investoren finden. Wir haben Probleme des ruhenden Verkehrs in den Wohnstraßen. Ich nenne nur mal Herrenbrünnchen, Stauffenbergstraße, Georg-Schäffer-Straße, Kiewelsberg oder Ostpreußenstraße - überall haben wir viel zu viele Autos auf den Straßen stehen. Im Extremfall behindern sie die Rettungsfahrzeuge. Investoren könnten an verschiedenen Stellen im Stadtteil Garagen bauen.
Sind denn Flächen dazu da?
Wolber: Ja. Wir haben zum Beispiel an mehreren Stellen große Rasenflächen vor den Hochhäusern, die einen Höhenunterschied von zwei Metern zum normalen Straßenniveau haben. Da wäre es technisch möglich, mit einer Rampe unter die Erde zu fahren, das Grün später wiederherzustellen und die Autos wegzuparken. Das würde sich für Investoren sogar rechnen.
Generell wäre es natürlich schön, wenn noch mehr Leute auf das zweite Auto einfach verzichten würden. Der Stadtteil ist ja gut angebunden, man kann vieles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen.
Bei allen Stadtteiltour-Interviews gab es kaum einen Ortsvorsteher, der nicht über Verkehrsprobleme klagte. Welche Klage führen Sie?
Wolber: Heiligkreuz wird in Zukunft, wenn ein Wohngebiet Brubach kommt und Castelnau fertig ist, sicher darunter leiden, dass es deutlich mehr Durchgangsverkehr auf der Straßburger Allee und der Berliner Allee gibt. Deutlich mehr sind für mich so etwa zehn Prozent. Das wird man schon merken. Wir können das nicht ganz verhindern, haben aber beim Flächennutzungsplan schon darauf hingewiesen, dass es sinnvoll wäre, für die Wohngebiete eine Außenanbindung zu machen, zum Beispiel in Richtung Pellinger Straße.

Am 9. und 10. August wird das Brunnenfest in Heiligkreuz gefeiert. Warum lohnt es sich denn auch als Nicht-Heiligkreuzer, da hinzugehen?
Wolber: Weil wir es auf dem sehr kompakten Kirchplatz hinkriegen, mit guter Musik und auf engem Raum gute Stimmung zu machen. Es kommen nicht nur die Heiligkreuzer, sondern auch viele Bewohner umliegender Stadtteile, aus Olewig und aus Feyen-Weismark - und es kommen alle Altersgruppen.
Lesen Sie morgen: ein Blick auf Heiligkreuz als Wohnort und Arbeitsplatz
volksfreund.de/stadtteiltourExtra

 Theodor Wolber, Ortsvorsteher von Trier-Heiligkreuz, würde gerne Platz für neue Wohnformen schaffen – wenn der OB einen Sechser im Lotto landet und das Geld dafür gibt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Theodor Wolber, Ortsvorsteher von Trier-Heiligkreuz, würde gerne Platz für neue Wohnformen schaffen – wenn der OB einen Sechser im Lotto landet und das Geld dafür gibt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Seit der Kommunalwahl in diesem Jahr ist Theo Wolber Ortsvorsteher in Heiligkreuz. Zuvor saß er zwölf Jahre lang im Ortsbeirat, hatte zwei Jahre vor der Wahl seinen Sitz aber für einen Nachrücker frei gemacht. Der 67-Jährige will das Amt auf jeden Fall nur für eine Amtsperiode ausüben. Er ist selbstständiger Architekt, nimmt aber nur noch wenige Aufträge an. Er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. mic

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort