Diskussion vor der Wahl: Behindertenpolitik ist in Trier nicht auf dem neuesten Stand
Trier · Ein möglicher Behinderten-Beirat und ein inklusives Bildungssystem waren die Hauptthemen bei einer Podiumsdiskussion am Mittwochabend im Schammatdorf. Etwa 50 Zuhörer verfolgten die von TV-Redakteur Dieter Lintz moderierte Debatte mit sechs Politikern aus dem Trierer Stadtrat.
Die Stadt Trier hat Nachholbedarf in Sachen Behindertenpolitik. Deshalb hat das Netzwerk Gleichstellung und Selbstbestimmung sechs Kommunalpolitiker zur Diskussion ins Schammatdorf geladen: Bernd Michels (CDU), Willi Triesch (SPD), Gerd Dahm (Die Grünen), Waltraud Rosar und Hermann Kleber (beide UBM) sowie Thomas Egger (FDP).
Heiß her ging es bei der Diskussion um die Frage nach der Integration von Behinderten in das Schulsystem. Soll die neue Integrierte Gesamtschule auf dem Wolfsberg eine inklusive Schule werden, in der behinderte und nicht-behinderte Kinder gleich behandelt werden?
Michels setzt auf die vorhandenen Förderschulen. Da müsse geprüft werden, ob diese Angebote ausreichen oder ausgebaut werden müssten. Wir wollen eine Schule für alle und keine Selektion, lautete hingegen die Forderung von Dahm. Er machte sich für ein inklusives Bildungskonzept stark. Nur so könne der Blick der Normalen für Menschen mit Behinderungen geschärft werden. Triesch tendiert zu einem integrativen Konzept und sagt: Förderschulen sollten auf lange Sicht abgeschafft werden.
Wir wehren uns nicht gegen die sinnvolle Umsetzung der IGS und sehen sie als exklusive inklusive Schule, meinte Eggers. Rosar forderte, dass man von der Art der Behinderung ausgehen müsse, um zu entscheiden, welche Förderung adäquat sei.
Ein weiterer ausführlich diskutierter Punkt war ein Behinderten-Beirat für die Stadt Trier. Ein solches Gremium könnte die Stadtratsfraktionen und die Verwaltung bei Fragen der Barrierefreiheit und Integration kontrollieren und beratend unterstützen. Anders als Wittlich oder Mainz hat Trier noch keinen Behinderten-Beirat. Allerdings haben alle Stadtratsfraktionen einstimmig beschlossen, einen solchen Beirat einzurichten. Wie ein solcher Beirat aufgebaut sein soll, ist noch nicht klar.
Rosar plädiert für eine Arbeitsgemeinschaft, in der sich die Behindertenverbände freiwillig zusammenschließen. In der Interessenbündelung sieht Egger die Hauptaufgabe des Beirates. Triesch betonte, dass die Expertise des Gremiums wichtig für Entscheidungen im Stadtrat sein kann. Anspruchsvoller zeigte sich Dahm: Der Beirat muss allen Menschen zeigen, dass Anderssein eine Bereicherung ist. Michels wandte ein: Wenn das dazu führt, dass der unmittelbare Zugang der Verbände zur Verwaltung erschwert wird, sind wir dagegen.
Wolfgang Hubert von der Deutschen Rheuma-Liga verfolgte die Diskussion aufmerksam und beurteilte die Ergebnisse kritisch. Zwar hätten einige der Politiker Sachverstand gezeigt. Bei dem Behinderten-Beirat habe aber bei allen die Durchsicht gefehlt, wie das funktionieren solle. <korrekturkürzel>ma/drund die Nussecken von meiner Tante!
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