Ein Kampf auf Augenhöhe

Bitburg · In vielem sind sich die Politprofis Rainer Wirtz (CDU) und Josef Junk (SPD) einig. Trotzdem war es alles andere als langweilig, was die beiden Kandidaten für das Bürgermeisteramt der neuen Verbandsgemeinde Bitburger Land beim Diskussionsforum im Haus Beda zu sagen hatten.

Bitburg. Sie kennen sich, sie mögen sich, sie haben intensiv und kollegial zusammengearbeitet, um die Zukunft vorzubereiten. Und doch haben Rainer Wirtz (55, CDU) und Josef Junk (60, SPD) die Bühne im Bitburger Haus Beda beim TV-Forum als politische Gegner betreten. Denn es kann nur einen Bürgermeister geben, wenn Junks Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land und Wirtz\' VG Kyllburg im Sommer zur neuen VG Bitburger Land verschmelzen. Zur größten des Landes. Wer die 72 Ortsgemeinden dann betreuen wird, ist eine spannende Frage. Denn wie TV-Moderatorin Dagmar Schommer betont, begegnen sich bei der Wahl am Sonntag zwei Kandidaten auf Augenhöhe. Obwohl sich die Politprofis in wichtigen Punkten einig sind, ist es am Mittwochabend vor rund 200 Zuhörern immer mal wieder hoch hergegangen.Kommunalwahl 2014


Flammende Reden: Fast wortgleich beteuern Junk und Wirtz, dass sie alles dafür tun wollen, dass die beiden Verbandsgemeinden "zu einer starken Einheit zusammenwachsen". Beide betonen, wie gut sie Land und Leute kennen. "Ich bin seit 25 Jahren Ortsbürgermeister und weiß, wo den Gemeinden der Schuh drückt", sagt Wirtz. "Ich kenne die Heimat und die Sorgen und Nöte der Menschen", sagt Junk. Beide verweisen auf ihre bereichernde berufliche Erfahrung, die Junk als Chef der Polizeiinspektion Prüm und Wirtz bei der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm im Bereich Kreisentwicklung gesammelt haben. Und beide setzen auf Kooperation. "Man muss miteinander reden, gemeinsam planen und darf sich nicht anfeinden", sagt Junk. "Lassen Sie uns parteiübergreifend Allianzen schmieden", appelliert auch Wirtz. Während der Mettericher seine Rede nach knackigen zweieinhalb Minuten beendet, schöpft Junk die vollen vier Minuten aus, indem er noch auf seine politische Vernetzung, seinen kooperativen Führungsstil und das "gute Betriebsklima" im Rathaus verweist.
Buh-Rufe: Trotz aller Einigkeit ist Wahlkampf. Und so schmeckt es Junk gar nicht, als Wirtz in einem Nebensatz erwähnt, dass in der VG Bitburg-Land keine belastbaren Jahresabschlüsse vorlägen. "Rainer, Du konntest das ja auch nur so schnell fertig kriegen, weil Du einen guten Vorgänger hattest", entgegnet Junk - woraufhin in den vorderen Reihen, wo CDU-Vertreter sitzen, Buh-Rufe laut werden. Nachdem die Moderatorin um mehr Respekt für die Kandidaten bittet, bleibt es trotz weiterer kleiner Spitzen, die die beiden gegeneinander loslassen, bei diesem einen Buh-Konzert.
Die leidigen Finanzen: "Wie wollen Sie langfristig den Haushalt konsolidieren?", fragt Dagmar Schommer und erhält diesmal unterschiedliche Antworten. Wirtz erklärt, dass die Gemeinden strukturell unterfinanziert seien, weil Bund und Land nicht für die angemessene Mittelausstattung sorgten und sagt: "Wir müssen dafür kämpfen, dass der, der bestellt, auch bezahlt." Eine Antwort, die weder Schommer noch Junk konkret genug ist.Beide wollen Personal einsparen


Der Idenheimer glaubt, dass es im Rahmen der Fusion möglich sein wird, die Ortsgemeinden zu entlasten, weil die Verwaltung weniger Personal benötigt - und dieses mache etwa 50 Prozent der Kosten aus. Zudem sei er überzeugt, dass "sich viele Ortsgemeinden freiwillig zusammenschließen werden". Als Schommer bei Wirtz nachhakt, sagt dieser: "Natürlich müssen wir auch sparen und grundsätzlich Dinge auf den Prüfstand stellen." Das Ziel sei weniger, aber besser qualifiziertes Personal.
Schloss Malberg: ist für Junk ein "Kulturklotz, mit dem wir klotzen können" und für Wirtz "ein Pfund, mit dem wir wuchern können". Die Kontrahenten spenden sich gegenseitig Applaus, nachdem sie jeweils dargelegt haben, welch herausragende kulturelle und touristische Bedeutung das Schloss aus ihrer Sicht hat.
Präsenz vor Ort: "Wenn es bald 72 Ortsgemeinden gibt, bekommt man den Bürgermeister dann auch mal in einer Sitzung zu sehen?", fragt Nattenheims Ortschefs Peter Billen. Wirtz sagt: "Ganz klar: Ja". Sein Ziel sei es, jeden Rat mindestens ein Mal jährlich zu besuchen. Junk bezeichnet das als schön, aber als hehres Ziel. Er wolle nichts versprechen, was er womöglich nicht halten könne. Da müsse, wenn es eng werde, auch mal der Beigeordnete ran. Apropos, denkt sich die Moderatorin und stellt Wirtz eine Frage, die dieser Junk bereits gestellt hatte (siehe Extra): "Würden Sie Josef Junk als Beigeordneter unterstützen?". "Ohne Wenn und Aber: Ja", lautet Wirtz\' Antwort.
Obwohl es nur einen Bürgermeister geben kann, besteht daher die Chance, dass die beiden den Bürgern als gemischtes Doppel erhalten bleiben. In welcher Kombination - das wird sich dann am Sonntagabend zeigen.Extra

Junk fragt Wirtz: "Ich weiß eigentlich schon fast alles. Rainer, könntest Du Dir vorstellen, dass Speicher zu uns kommt?" Die Antwort: "Erst einmal sollten wir alles dafür tun, dass unsere VGen gedeihlich zusammenwachsen. Perspektivisch werden wir aber größere Verwaltungsgebilde brauchen." Wirtz fragt Junk: "Josef, würdest Du für den Fall, dass ich Bürgermeister werde, vertrauensvoll als Beigeordneter mit mir zusammenarbeiten?" Die Antwort: "Wenn ich nach der Wahl die Entscheidung treffe, Beigeordneter zu werden, wäre ganz klar, dass ich loyal und kollegial mit Dir zusammenarbeite."Extra

Als meine drei größten Erfolge sehe ich… Rainer Wirtz: "…die Stiftungsgründung für Schloss Malberg, dass die VG in Sachen Windkraft ihre Hausaufgaben so gut gemacht hat und dass wir die Weichen bei den organisatorischen Fragen der Fusion so reibungslos gestellt haben, dass die Bürger davon kaum etwas mitbekommen haben." Josef Junk: "…das super Verhältnis, das wir in den Gremien der VG pflegen, dass wir das Problem in Oberweis lösen konnten und dass wir eine Machbarkeitsstudie für das Schulgebäude in Idenheim haben."

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