"Ein wenig Anspannung war trotzdem da"

Kell am See · Zwischen 70 und 80 Prozent der Wählerstimmen hatte sich Martin Alten insgeheim erhofft. 73,87 Prozent sind es geworden. Der 45-jährige CDU-Politiker wird Nachfolger von Werner Angsten als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kell am See.

 Werner Angsten (rechts) gratuliert Martin Alten, seinem Nachfolger als Bürgermeister der VG Kell am See. TV-Foto: Rainer Neubert

Werner Angsten (rechts) gratuliert Martin Alten, seinem Nachfolger als Bürgermeister der VG Kell am See. TV-Foto: Rainer Neubert

Die Zahlen aus Zerf lassen lange auf sich warten. Als sie um 20.35 Uhr dann endlich offiziell vermeldet werden, verbessert sich das Gesamtergebnis für Martin Alten noch einmal geringfügig. 4036 Wahlberechtigte der Verbandsgemeinde haben dem 45-jährigen Verwaltungsbeamten aus Mandern ihre Stimme gegeben. 1409 Bürger misstrauen dem CDU-Mann, der als Wunschkandidat des Amtsinhabers gilt. Wahlbeteiligung: 71,8 Prozent.
Alten erscheint kurze Zeit später mit seiner Frau und den beiden Kindern im neuen Feuerwehrgerätehaus, der Wahlzentrale an diesem Abend. "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden und freue mich auf die neuen Aufgaben, die ab dem 1. September auch mich warten", sagt er und verrät, dass er den Tag doch unter einiger Anspannung erlebt hat. Die Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister ist auch als alleiniger Kandidat etwas Besonderes.
29 Beschäftigte in der Verwaltung werden ihn bald als neuen Chef erleben.
Der bis dahin amtierende Vorgänger, Werner Angsten, ist natürlich auch in der Wahlzentrale, gewohnt souverän und - wie immer - werbend für die Verbandsgemeinde Kell am See, die es in den 26 Jahren seiner Amtszeit zu hoher Eigenständigkeit gebracht habe. "Bürgernähe hat hier eine große Bedeutung", sagt Angsten und betont, Martin Alten sei der Verwaltungsprofi, den die VG benötige, um die Herausforderungen zu bewältigen.
Welche das sind, weiß Martin Alten auch aus seiner Zeit als Ortsbürgermeister: "Beim Flächennutzungsplan und der Windenergie werden wir hoffentlich eine breite Zustimmung finden." Und auch bei den Schulen gelte es, ein Konzept zu erarbeiten. Und dann ist da natürlich noch das Thema Kommunalreform. "Ich bin nicht angetreten, um in zwei Jahren die Auflösung meiner Verbandsgemeinde zu erleben", zeigt sich der Neu-Bürgermeister kämpferisch. "Fusionen ohne Bürgerbeteiligung sehe ich sehr kritisch. Es müssen alle Verwaltungsebenen beleuchtet und nicht nur einzelne herausgegriffen werden."
So haben die Ortsgemeinden in der VG Kell am See den Verbandsbürgermeister gewählt: die Tabelle dazu finden Sie aufMeinung

"Ein wenig Anspannung war trotzdem da"
Foto: 1.00

Mandat zum Kämpfen
Natürlich ist die Wahl von Martin Alten zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kell am See keine Überraschung. Ohne Gegenkandidaten lässt es sich leicht gewinnen. Dennoch darf das in den politischen Diskussionen der kommenden Jahre keine Rolle spielen. Die Verbandsgemeinde Kell am See, 26 Jahre lang von Vorgänger Werner Angsten mit viel Ruhe geführt, steht vor großen Herausforderungen. Damit ist nicht nur das Thema Windkraft gemeint, zu der es sehr unterschiedliche Auffassungen gibt. Es geht vielmehr um die Frage, ob Kell am See als politische Einheit überlebt. Mit einer rot-grünen Landesregierung stehen die Chancen dafür schlecht. Aber ob die Verbandsgemeinde Kell am See in ihrer heutigen Form bei einem politischen Wechsel in Mainz wirklich erhalten bliebe, ist auch noch lange nicht ausgemacht. CDU-Mann Martin Alten wird alles dafür tun, um die Landesregierung zu überzeugen, diese und die nächste. r.neubert@volksfreund.de

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