Eine Menge schockierender Geheimnisse - Jacques Berndorf wird 75

TV-Reporter Fritz-Peter Linden hat ein Buch über den Eifel-Krimi-Autor geschrieben

 Hat da noch jemand seine Hand im Spiel? Aber nein: Jacques Berndorf (Michael Preute, links) und TV-Reporter Fritz-Peter Linden nach getaner Schreibarbeit.

Hat da noch jemand seine Hand im Spiel? Aber nein: Jacques Berndorf (Michael Preute, links) und TV-Reporter Fritz-Peter Linden nach getaner Schreibarbeit.

Foto: Stefanie Glandien

Egal ob samstags oder sonntags - in der Prümer TV-Redaktion brennt Licht. Und wer denkt, die Redakteure hätten vergessen, es auszuschalten, liegt falsch. Ganz im Gegenteil: Gerade die Wochenenden und späten Abende nutzt TVReporter Fritz-Peter Linden zum Schreiben. Ausnahmsweise nicht für die Zeitung, sondern für sein Buch über Deutschlands meistgelesenen Krimiautor Michael Preute alias Jacques Berndorf. Die Zeit drängt: Am 22. Oktober wird Preute 75 Jahre alt - bis dahin muss das Ergebnis vorliegen. "Das Buch war eine Idee von Verleger Ralf Kramp, der zunächst Michael Preute mit vorgehaltener Pistole dazu ,überredete'. Und der brachte dann mich ins Spiel, was natürlich eine Ehre ist, wobei ich gleichzeitig die Hosen voll hatte", sagt Fritz-Peter Linden. Preute ist nicht nur das beste Pferd im Stall des Hillesheimer KBV-Verlegers, sondern auch ein guter Freund. Während Preute in Deutschland mit seinen Büchern die Bestseller-Listen stürmt, hat Kramp ein Näschen für gute Stoffe. Was also lag näher, als ein Buch über den Erfolgsautor in Auftrag zu geben. Denn selbst schreiben wollte dieser es nicht. "Meine Wahl fiel auf Fritz-Peter Linden, weil er meiner Meinung nach ein guter Journalist ist, und den brauchte ich bei meinem krusen Leben. Da brauchte ich einen, der den Durchblick behält, und der Fritz, der kann das", sagt Preute. Eine Biografie sollte es nicht werden. Was aber ist es dann? Dazu Preute: "Schwierig zu sagen, weil ich ja das Objekt bin. Die Eifeler kennen mich als Gutmenschen. Das bin ich auch in der zweiten Hälfte meines Lebens. Aber in der ersten Hälfte war ich anders. Die meisten wissen zwar, dass ich gesoffen habe. Aber wie das mein Leben durcheinandergewirbelt hat, wissen die wenigsten. Und das alles zu erzählen, das hat der Fritz blendend hingekriegt." Linden ergänzt: "Wir verraten natürlich einige schockierende Geheimnisse. Ich sage nur: Strickbücher. Da müssen sich die Berndorf-Fans warm anziehen.

Mein Ziel war jedenfalls, ein unterhaltsames Manuskript abzuliefern." Wie aber darf man sich die Zusammenarbeit zwischen Schriftsteller und Reporter vorstellen? Dazu Linden: "Wir haben uns zwischen April und August immer wieder getroffen, ich habe ihm Stichwörter geliefert, er hat erzählt. Und nebenher habe ich natürlich sozusagen um ihn herum recherchiert, Wegbegleiter aufgetan, ehemalige Kollegen befragt und so weiter. Daraus - und aus den Dingen, die ich hinzugefügt habe, ist dann das Buch geworden." Die Drähte in der kleinen Prümer Redaktion liefen in den vergangenen sechs Monaten heiß. Entweder klapperte der Kollege fleißig auf seiner Computer-Tastatur, hechtete für den Volksfreund auf Termine, schrieb Artikel, machte Fotos und nebenher hockte er über dem Berndorf- Skript. Las vor, verwarf wieder, freute sich über neue Kontakte, zweifelte, haderte oder druckte fertige Kapitel mit zufriedener Miene aus. Die Zeit sei sehr knapp gewesen, sagt Linden. "Wir haben ja erst im April angefangen. Und da war ständig die Sorge, ich könnte meine Redaktionskollegen hängen lassen. Das sollte keinesfalls passieren, die Zeitungsarbeit durfte nicht darunter leiden. Ich glaube aber, das hat einigermaßen hingehauen. Was natürlich auch damit zu tun hat, dass ich seit etwa Anfang Mai jedes Wochenende komplett an dem Ding gesessen habe."

Das Ding ist nun druckreif. Wartet auf seine Premiere auf der Frankfurter Buchmesse. Nicht nur stressig war die Arbeit, auch Spaß war dabei. Das ist auch dem Buch anzumerken, in dem es neben harten und traurigen Themen, wie beispielsweise die Alkoholsucht Preutes, viel zu lachen gibt. Und das hat damit zu tun, dass Preute seinen Lebenserzähler einfach machen ließ, ihm blindlings vertraute.

"Das war der Punkt. Es wäre mir bei vielen schwergefallen, das zu erzählen. Die Voraussetzung war, es musste jemand sein, der über viel eigenes Leben verfügt. Bei mir war bis zu meinem 40. Lebensjahr alles Mögliche durcheinander. Ich war ja ein merkwürdiger Säufer. Ich habe ja zwischendurch Pausen gemacht und gearbeitet und geschrieben. Ich brauchte jemanden, der mit Aufmerksamkeit und einer gewissen Fähigkeit wegzugucken zuhören kann. Da bin ich an einen guten Mann geraten", sagt Preute über Linden.

Und wo sich Preutes Erinnerungen nicht immer mit denen anderer deckten, bekommt der Leser beide Versionen geliefert. "Ich habe sie einfach gegenübergestellt. Wobei im Kern die Unterschiede ja gar nicht so groß sind. Davon abgesehen: Wer ehrlich ist, der wird zugeben müssen, dass die eigenen Erinnerungen auch nicht immer so verlässlich sind, wie er glaubt", sagt Linden. Um die Balance zwischen Preutes Offenheit und dem Schutz der Familie zu finden, hat Linden einige Familienmitglieder betreffende Passagen vorher lesen lassen. "Es war mir wichtig, niemanden in die Öffentlichkeit zu zerren, der das nicht wollte", sagt er. Gelesen hat das Buch natürlich auch schon Michael Preute. Sein Urteil: "Ich finde es gut. Und zwar deswegen, weil es so wahrhaftig wie möglich ist. Und ich weiß, wovon ich rede. Es ist mein Leben. Sehr viele der sogenannten Fans werden an manchen Stellen kräftig schlucken müssen."

"Jaques Berndorf - Von der Eifel aus betrachtet" erscheint Mitte Oktober im Hillesheimer KBV-Verlag als Hardcover mit vielen Fotos. 300 Seiten, ISBN: 978-3-942446- 28-0, 19,95 Euro

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