Elke Leonhard geht voran

Elke Leonhard wird bei der Bundestagswahl am 27. September 2009 für die SPD im Wahlkreis 203 ins Rennen gehen. Im zweiten Wahlgang setzte sich die Manderscheiderin am Montag gegen Jens Jenssen (Daun) und Nico Steinbach (Oberweiler) durch.

 Die Entscheidung ist gefallen: Elke Leonhard hat sich gegen Nico Steinbach (links) und Jens Jenssen durchgesetzt. TV-Foto: Manfred Reuter

Die Entscheidung ist gefallen: Elke Leonhard hat sich gegen Nico Steinbach (links) und Jens Jenssen durchgesetzt. TV-Foto: Manfred Reuter

Bitburg. Die alte ist auch die neue Kandidatin. Die Delegierten der SPD im Wahlkreis 203 (Bitburg) haben am Montagabend im Bitburger Hotel Eifelstern entschieden, Elke Leonhard (58) als Direktkandidatin in den Bundestagswahlkampf zu schicken. Im zweiten Wahlgang machte sie mit 74 Stimmen das Rennen, während nur 65 Genossen für ihren ärgsten Konkurrenten Jens Jenssen votierten.

Im ersten Wahlgang hatten alle drei Bewerber die erforderliche Mehrheit von 70 Stimmen verpasst. Nico Steinbach (24) schnitt dabei mit 34 Stimmen am schlechtesten ab - ein Ergebnis, das er kurzerhand mit einer großen Geste quittierte: Er zog seine Bewerbung zurück, appellierte aber an die Delegierten, zugunsten eines politischen Neuanfangs den Dauner Kollegen Jens Jenssen (28) zu unterstützen. Vergebens, wie sich herausstellte.

Jenssen hatte zu Beginn der von der Dauner Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt geleiteten Konferenz nochmals das offene Verfahren der vergangenen Monate gelobt. Er warb unter anderem für sich, indem er von den bereits in Berlin gesammelten Erfahrungen sprach: "Ich kenne die handelnden Akteure. Ich bin ein junger Kandidat, der bereits Erfahrungen im politischen Bereich gesammelt hat." Er betonte, für ihn stehe immer der Mensch im Mittelpunkt, von politischem Wohlstand müssten alle profitieren. Jenssen: "Der Arbeitnehmer ist nicht das Freiwild des Kapitals."

"Ich möchte heute ungeschönt ein paar Worte sagen", begann Elke Leonhard ihre Rede. Mit Blick auf die Weltfinanzkrise warf sie den Managern "erbärmliches Versagen" vor. Zudem betonte sie, dass es immer mehr Hungernde auf der Welt gebe. Selbst in Deutschland könnten immer weniger Menschen davon leben, was sie verdienten. Viele führten ein fremdbestimmtes Leben und erhielten Löhne, die "ehrabschneidend" seien.

Nun aber sei der "Raubtierkapitalismus wie ein Kartenhaus zusammengebrochen". Elke Leonhard forderte die SPD, die sich derzeit als zerrissene Partei darstelle, dazu auf, endlich wieder Geschlossenheit zu zeigen.

Nico Steinbach hatte sich als "Kind der Eifel" vorgestellt. Er setze auf das Vertrauen der Menschen. Wenn Begriffe wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit keine Fremdwörter seien, dann überlege man, ob man sich nicht konsequenterweise für eine politische Sache einsetzen wolle. "Ich besitze den Mut, aus der Deckung zu kommen", rief Steinbach den Delegierten zu und versprach einen neuen politischen Stil.

Nach dem Wahlprozedere nominierten die Genossen pro forma Jens Jenssen zum Ersatzbewerber für die Landesliste.

Meinung

Kein Wechsel der Generationen

Die Jungen müssen darben. Der SPD-Wahlkreis 203 hat auf einen Generationenwechsel verzichtet und mit Elke Leonhard einer Frau zum Comeback verholfen, die erst vor wenigen Monaten erneut am politischen Horizont erschien. Mit ihr geht eine Bewerberin ins Rennen, die in der Tat etliche Meriten ihr Eigen nennen darf. Zudem ist sie eine Kandidatin, die sich wegen ihrer Erfahrungen auf politischem Parkett bestens zu bewegen weiß sowie einen hohen Bekanntheitsgrad besitzt. Gleichwohl muss man nüchtern konstatieren, dass die Genossen im Wahlkreis 203 gegen die Verjüngung entschieden haben. Zumindest Jens Jenssen wäre ein Bewerber gewesen, der mit profundem Wissen, großem Hintergrund, Kampfstärke, Mut, rheotorischer Gewandtheit und klarer politischer Aussage in der Lage gewesen wäre, den Schnitt zu vollziehen. Trotzdem muss der Wahlkreis nun Geschlossenheit zeigen und die Unterstützung Elke Leonhards bedingungslos signalisieren. Immerhin geht es darum, dieses Mal einen Listenplatz zu ergattern, mit dem man etwas anfangen kann. m.reuter@volksfreund.de

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