Eifeler Karnevalisten in Nöten

Dudeldorf/Speicher · Die Karnevalisten stehen in den Startlöchern. Doch von Jahr zu Jahr haben die Vereine mit mehr Problemen zu kämpfen. Mitgliederschwund und Besucherrückgang lassen die Aktiven resignieren. Außerdem leiden sie unter den Auflagen seitens der Behörden. Auch Eifeler Karnevalsvereine fürchten, dass so manche Veranstaltung ausfallen wird.

Dudeldorf/Speicher. Immer weniger Kinder werden geboren. Die Vereine beklagen Nachwuchsmangel und machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Besonders hart trifft es momentan die Karnevalsvereine, die nicht nur einen Mangel an einsatzfreudigen Helfern haben, sondern sich mit der Erfüllung der Auflagen für ihre Sitzungen und Umzüge plagen. Die Verantwortlichen fühlen sich zunehmend von den Behörden unter Druck gesetzt.

So zum Beispiel Johannes Lutsch, Sitzungspräsident beim KV Dudeldorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Die Dudeldorfer feiern seit mehr als 30 Jahren in der Turnhalle der Grundschule Karneval. Doch die alte Halle genügt nicht mehr den Brandschutzbestimmungen. So dürfen nicht mehr so viele Besucher hineingelassen werden wie früher. Außerdem gibt es zu wenige Fluchttüren, und diese lassen sich nicht in die richtige Richtung öffnen. "Wir sind nur Mieter der Halle und können die räumlichen Gegebenheiten nicht ändern", sagt Lutsch. Eine Ausweichmöglichkeit hat der Verein jedoch nicht. "Das nimmt uns jeden Mut", sagt der Präsident.

Im vergangenen Jahr habe es eine Ausnahmeregelung gegeben. Zwar habe der Verein darum gebeten, diese erneut zu erteilen. Doch die positive Antwort steht noch aus. Die Ungewissheit ist schlecht für die Planung. "Wir können weder Musik bestellen noch andere Gruppen. Und es ist eher unwahrscheinlich, dass wir jetzt überhaupt noch welche bekommen - die sind doch alle schon gebucht", sagt Lutsch. Normalerweise kümmert sich der Verein schon im August darum. Auch für die Kinder und Jugendlichen tut es Lutsch leid. Sie üben seit dem Sommer ihre Gardetänze.Brandschutz und Glasverbot

"Zu allem Übel hat uns die Verbandsgemeindeverwaltung nun auch noch ein Glasverbot erteilt", sagt der Sitzungspräsident. Bei Lutsch trifft die Auflage auf Unverständnis: "Der Hallenboden wird von uns ausgelegt und hinterher professionell gereinigt."

Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburg-Land, bestätigt, dass es bereits im vergangenen Jahr Schwierigkeiten mit der Genehmigung der Veranstaltung in der Turnhalle gegeben hat. "Ich habe mich damals persönlich sehr dafür eingesetzt, und es hat dann auch geklappt", sagt er und ist nun sehr enttäuscht und auch sauer darüber, dass Lutsch sich an die Presse statt an ihn wendet. "Ich bin sehr dafür, dass solche Traditionsveranstaltungen stattfinden, aber als Bürgermeister muss ich auch die Bestimmungen beachten", sagt er. Er bemühe sich auch in diesem Jahr, eine Ausnahme zu vereinbaren.

Inzwischen hat der VG-Rat auch einer Generalsanierung der Turnhalle zugestimmt. Zusammen mit den notwendigen Brandschutzmaßnahmen würde die rund 860 000 Euro kosten. Die Ortsgemeinde Dudeldorf will 180 000 Euro der Kosten tragen. Außerdem hofft man auf Zuschüsse vom Land, so dass die VG noch einen Kredit von fast 200 000 Euro aufnehmen muss.

Probleme anderer Art gibt es bei der KV Weiberröck in Orenhofen. 2012 gab es weder einen vollständigen Vorstand noch eine Sitzung. "Es möchte keiner mehr Verantwortung übernehmen, aber feiern wollen alle", sagt Matthias Schleder, der als erster Vorsitzender im vergangenen Jahr neue Helfer um sich geschart hat. Doch das Team muss sich direkt einer großen Herausforderung stellen: "Der Umzug ist unser Problem. Die Auflagen sind einfach zu hoch", klagt Schleder. Schon im vergangenen Jahr hat der Karnevalsverein diesen auf eigenes Risiko organisiert. Doch das möchte Schleder in diesem Jahr nicht erneut tragen. "Wenn wir gegen irgendeine der vielen Vorschriften verstoßen, haften wir privat. Davor habe ich ein bisschen viel Bauchweh", sagt er. Deswegen steht der Umzug auch auf der Kippe. Außerdem fühle er sich in diesem Jahr besonders unter Druck gesetzt. "Uns wurde angekündigt, dass die Polizei verstärkt kontrollieren wird, ob die Auflagen eingehalten werden."

Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher, kann die Aufregung nicht verstehen. Die Bestimmungen für die Umzüge gelten bereits seit fünf Jahren. Es würden nur "Selbstverständlichkeiten" gefordert. Die großen Ortsgemeinden wie Herforst oder Speicher hätten da wesentlich mehr zu organisieren als Orenhofen, und von denen habe man noch keine Klagen gehört, sagt Becker. "Insbesondere müssten die Vereine uns sehr dankbar sein, dass wir die Kosten einer Haftpflichtversicherung übernommen haben."

Liebe Karnevalisten, mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen? Ist der Karneval in Gefahr, sind die Auflagen Ihrer Meinung nach zu hoch? Schreiben Sie uns kurz Ihre Meinung an eifel@volksfreund.deMeinung

Vereine in der KriseOb beim Sport-, im Musik- oder Karnevalsverein, es fehlt der Nachwuchs. Doch auch bei den Großen lässt das Engagement nach. Feiern gerne - mithelfen, nein danke. Kaum noch eigene Redner steigen in die Bütt, kein Prinz möchte mehr das Zepter übernehmen, und statt Programm möchten viele lieber Party. Und wer die Feier organisiert, hat den Schwarzen Peter. Auflagen und Bestimmungen müssen beachtet, Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Da fragt man sich, wie das früher alles ging? Warum wird es immer komplizierter, Spaß zu haben? Weil im Schadensfall sofort jeder seine Rechte kennt und einklagt. Statt miteinander zu reden, wird der Rechtsanwalt eingeschaltet. Diese Haltung führt dazu, dass irgendwann keiner mehr bereit ist, die Verantwortung zu tragen. s.glandien@volksfreund.de

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