Hochwald-Narren erobern die Bastionen der Macht

Auch diesmal war am Dicken Donnerstag jeder Widerstand zwecklos: Das Narrenvolk hat im Handstreich die Rathäuser in Hermeskeil und Kell am See erobert und den beiden Bürgermeistern bis Aschermittwoch die Macht entrissen.

Hermeskeil/Kell am See. Im wahren politischen Leben ist Hermeskeils Stadtbürgermeister Udo Moser in letzter Zeit ja so manche Attacke gewohnt. Bisher hat er sie alle erfolgreich abwehren können.

Doch am gestrigen dicken Donnerstag ist ihm nur noch die bedingungslose Kapitulation geblieben. Schlag zwölf Uhr haben die blau-weißen Horden vom Karnevalsverein "Ruck Zuck" das Hermeskeiler Rathaus gestürmt. Angeführt von ihrem Prinzenpaar Susanne II. und Erich I. eilen die Gardemädchen und der Elferrat zusammen mit einigen froh gelaunten Möhnen im Schlepptau die Treppe hinauf.

Der ganze Pulk entert mit einem dreifachen Helau den großen Sitzungssaal, besetzt die Stühle im Parlament und verlangt Mosers Rücktritt. Der erkennt schnell: Gegen diese närrische Übermacht ist kein Kraut gewachsen. Der abgesetzte Stadtbürgermeister muss den Rathausschlüssel abgeben. Trotzig bietet er den Tollitäten gleich noch seinen Kalender an: "Ich habe am Freitag noch einen Termin. Den könnt Ihr ja dann abarbeiten." Die neuen Majestäten der Hochwaldstadt sind nur einen ganz kurzen Moment überrascht. Dann geben sie die Parole aus: "Mosern können wir nicht vertragen. In den närrischen Zeiten werden wir die Geschicke leiten." Bis Aschermittwoch also halten Susanne II. und Erich I. das Zepter in der Hand. Dann darf Moser aber wiederkommen.

Etwas weiter westlich gibt's zum Auftakt der tollen Tage auch nichts Neues. Zwar ist in Kell am See Bürgermeister Werner Angsten eine etwas längere Schonfrist vergönnt. Doch um 15.11 Uhr ist auch sein Schlips ein Stück kürzer und die Regentschaft futsch. Denn die Sturmtruppen des heimischen Karnevalsclubs Callida kommen wie gewohnt mit Verstärkung aus den umliegenden Dörfern ins Rathaus rein. Zusammen mit den Narren aus Lampaden, Greimerath und Schillingen zwingen sie Angsten zum Abdanken. In seinem Büro wird schnell der erste Schunkelwalzer angestimmt und die Keller Prinzessin Rebecca I. ruft ihm zu: "Herr Bürgermeister: Den Schlüssel von diesem hohen Haus, den rücken sie sofort heraus!" Kells Rathaus-Chef willigt - was bleibt ihm anderes übrig - ein. Er nimmt den Verlust mit Galgenhumor: "Dann nehmt doch den Schlüssel und geht dahin. In unserer Kasse ist sowieso nichts drin."

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