300 Gäste feiern mit bei der Prunksitzung des Karnevalsclubs Callida in Kell am See

Kell am See · Mit frechen Sprüchen in der Bütt, mit akrobatischen Tänzen und mit viel nackter Haut sind die Narren des KC Callida Kell in ihre Sitzungszeit gestartet. Besonders viel Applaus bekam bei der Prunksitzung am Samstagabend das Männerballett.

 Als menschliches Motorrad heizen die Tänzer des Keller Männerballetts den Gästen der Prunksitzung ein.

Als menschliches Motorrad heizen die Tänzer des Keller Männerballetts den Gästen der Prunksitzung ein.

Foto: Christa Weber

Im Nachthemd, auf den Rollator gestützt schlurfen fünf Bewohnerinnen des Keller Seniorenzentrums auf die Bühne. Dort lassen sie vor den Augen von Prinzessin Hannah I. und rund 300 Gästen in der Schul- und Kulturhalle die Hosen runter und setzen sich auf ihre Bettpfannen. Was folgt, ist ein Einblick in höchst bedenkliche Hygienepraktiken, kontrolliert von einer Oberschwester mit Trillerpfeife. Das Publikum der Keller Prunksitzung amüsiert sich köstlich, während die "Seniorinnen" sich die Zahnprotesen mit der Klobürste reinigen.

Gewohnt stark präsentieren sich die Keller Narren in der Bütt. Kai Georg Quirin, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Schillingen, erntet für seinen selbstironischen und stimmgewaltigen Auftritt gleich mehrere "Alaaf Olé"-Salven. "An meinem Arbeitsplatz spreche ich normalerweise nicht vor so vielen Leuten", gesteht der Pastor beispielsweise. Und fügt hinzu, dass er sich trotz Leibesfülle für Sport begeistern kann, "richtig altertümlichen Sport, also Ritter-Sport". Quirin wirft auch einen Blick über die Verbandsgemeindegrenzen: "Was ist der Unterschied zwischen einem Joghurt und den Hermeskeilern?", fragt er ins Publikum. "Der Joghurt entwickelt irgendwann eine eigene Kultur."

Frech geht's auch bei Eva Lorenz und ihrer Handpuppe "Grameline" zur Sache. Die erklärt, sie wolle keine Witze über den Elferrat machen: "Ich will ja nicht jeden Witz elfmal erklären müssen …" Den Keller Verbandsgemeinde-Bürgermeister Martin Alten begrüßt "Grameline" ganz weltgewandt auf Englisch - mit "Hello, Mister Burger King".
Der Clochard alias Reinhard Lorenz berichtet von feucht-fröhlichen Abenteuern wie dem jüngsten Whisky-Cola-Abend, nachdem ihm "die Füß' so weh getan" hätten: "Irgendwann hab' ich dann gemerkt: Dir tut eigentlich der Kopf weh - du liegst nur falschrum im Bett." Voll im Griff hat er dagegen das Publikum. Das stimmt jedes Mal lauthals ein, wenn er sein typisches "Und Moses sprach: Dosenbier schmeckt aach" in den Saal ruft.

Junges Tanzpaar ohne Scheu

Musikalisch überragend ist der Gastauftritt der Pratzbähnt aus Trier-Irsch. Als römische Legionäre verkleidet sorgen die sechs Jungs an Posaune, Tuba und Trompeten für Partystimmung - das Publikum zeigt sich textsicher bei "Atemlos" und "99 Luftballons".

Um den Tanznachwuchs muss es den Kellern auch nicht bange sein. Schon die Jüngsten, Jakob Hippchen und Emily Hau, sind mit sichtbar großem Spaß dabei - ganz ohne Scheu tanzen sie zu Beginn ihres Auftritts auf den Tischen mitten im Saal. Tanzen ist in Kell zudem nicht nur Frauensache - sowohl in der Jugendgarde als auch in der Showtanzgruppe stehen Jungs mit auf der Bühne. Den Höhepunkt in Sachen Showeffekt liefert das Männerballett, das lässig und ausgesprochen kreativ zu Werke geht. Getanzt wird zu coolen Hip-Hop-Rhythmen, garniert mit Akrobatik-Einlagen. Aus vier Körpern wird etwa auf die Schnelle ein Motorrad zusammengebaut, aus dessen Auspuff sogar Flammen schießen. Dem Sessionsmotto "Vom Bärenfell zum Minirock" folgen die Jungs nicht ganz. Sie mögen es noch freizügiger und stehen nach einem Striptease nur in Boxershorts auf der Bühne.

Weitere Termine in Kell: Herrensitzung, 24. Januar, 11.11 Uhr, im Lokal "Beim Scholer"; Kinderkarneval, 31. Januar, 15.11 Uhr, Kulturhalle; Rathauserstürmung und Weibersitzung (4. Februar, 20.11 Uhr, "Beim Scholer"), "Let's Dance", 5. Februar, 18.30 Uhr, Kulturhalle; Rosenmontagsumzug in Schillingen, 8. Februar.

Die weiteren Aktiven:
Sitzungspräsident Klaus Marx, Prinzessin Hannah I., Prinz Sebastian III., Elferrat, Funkenmariechen Niki Winthang, Jugendgarde, Showtanzgruppe Step up, Sketch Seniorenzentrum (Nina Philippi, Miriam Stumm, Lisa Esch, Eva Lorenz, Clara Reichert, Anna Hennen), Hofgarde, Büttenredner Loysl (Aloys Stüber), Prinzengarde, Gast-Musikgruppe De Lamperder, Musikgruppe Kein Wurstwasser
Bester Spruch:
"Pastor Kai Georg Quirin und Verbandsgemeinde-Chef Martin Alten machen einen Rundflug über Kell. Sagt der Bürgermeister: ,Wenn ich jetzt einen 500-Euro-Schein aus dem Fenster werfe, dann freut sich ein Bürger.' Darauf der Pastor: ,Wenn ich jetzt zehn 50-Euro-Scheine werfe, dann freuen sich gleich zehn Bürger.' Sagt der Pilot: ,Wenn ich euch zwei rauswerfe, dann freut sich die ganze VG." (Pastor Kai Georg Quirin in seiner Büttenrede) cweb

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