Karneval: Alkohol in Maßen, nicht in Massen

Trier · Die Gruppen des Rosenmontagsumzugs sollen keinen Schnaps an Zuschauer ausschenken: So wollen die Karnevalsvereine dafür sorgen, dass die Jecken fröhlich auf Triers Straßen feiern können.

Trier. Alljährlich ist es das gleiche Bild: Während die allergrößte Zahl der Jecken an Weiberdonnerstag und Rosenmontag auf den Straßen und in den Kneipen fröhlich und ausgelassen feiert, kennen andere beim Trinken keine Grenzen: Spätestens ab dem frühen Nachmittag stolpern Betrunkene, darunter häufig Jugendliche, mit glasigen Augen durch die Stadt.
Um den Alkoholmissbrauch und Folgen daraus - wie Pöbeleien, Handgreiflichkeiten und Schlimmeres - einzudämmen, wird der Trierer Hauptmarkt seit 2008 an Weiberdonnerstag abgesperrt. Die Eingangskontrollen darf nur passieren, wer keine Glasflaschen oder -gläser dabei hat und nicht bereits stark alkoholisiert ist. Am Getränkestand vor der Hauptmarktbühne gibt es neben alkoholfreien Getränken lediglich Bier, Wein und Sekt. "Und auch die Teilnehmer des Rosenmontagszugs rufen wir seit Jahren dazu auf, keinen Schnaps und andere harte Alkoholika zu trinken oder an die Zuschauer auszuschenken", sagt Andreas Peters. Von einem generellen Alkoholverbot bei Faschingsveranstaltungen hält der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval, der Dachorganisation der örtlichen Karnevalsvereine, nichts: "Wie bei jedem Fest gehört auch an Karneval Alkohol in gewissem Maß dazu - und das, was beim Umzug ausgeschenkt wird, verursacht normalerweise auch keine Probleme."
Dass insbesondere Jugendliche sich allerdings häufig vorher im Supermarkt mit Schnaps eindecken, diesen in Plastikflaschen umfüllen und dann an Weiberdonnerstag auf den Hauptmarkt oder zum Rosenmontagszug mitbringen - dagegen könne man nicht viel unternehmen.
Polizei setzt auf Kontrolle


Polizei und die Ordnungskräfte der Stadtverwaltung, das Jugendamt und die Bundespolizei setzen daher auf Überwachung. Auch in Kneipen wird kontrolliert. Das Jugendschutzgesetz verbietet es, jeglichen Alkohol - auch Bier, Sekt oder Wein - an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren abzugeben. Schnaps und schnapshaltige Getränke - zum Beispiel Biermischgetränke mit Branntwein - dürfen erst an Erwachsene ab 18 Jahren verkauft werden. Angetrunkene Kinder und Jugendliche oder solche, die mit verbotenen Alkoholika angetroffen werden, nimmt die Polizei mit auf die Wache. Dort informieren Mitarbeiter des Jugendamtes die Eltern, kümmern sich um die Betrunkenen und organisieren gegebenenfalls ärztliche Hilfe.
Die Bemühungen scheinen zu fruchten: 2006 kam es am frühen Nachmittag des Weiberdonnerstags noch zu etlichen heftigen Schlägereien. Ein Polizist, mehrere Jugendliche und junge Erwachsene wurden verletzt, neun Betrunkene festgenommen. Danach verstärkte die Polizei ihre Präsenz, die Karnevalsvereine schränkten das Alkoholangebot ein.
Zwar kommt es immer noch jährlich zu mehreren leichten Körperverletzungen und Rangeleien, und bis zu einem Dutzend volltrunkene Jugendliche muss in Gewahrsam genommen oder ins Krankenhaus gebracht werden. Doch auch im vorigen Jahr meldete die Polizei nach den Karnevalstagen insgesamt "erfreulich wenig Vorkommnisse".Extra

An Weiberdonnerstag treffen sich die Karnevalisten um 10 Uhr auf dem Viehmarktplatz, um von dort das Rathaus zu erstürmen. Mit Hilfe der Stadtgarde wird Oberbürgermeister Klaus Jensen wohl versuchen, den Jecken zu trotzen. Geplant haben diese die Entführung des Stadtchefs auf den Hauptmarkt. Auf der dortigen Bühne, bei Schunkelmusik und vor großem Publikum, wird Prinzessin Miriam I. um 11.11 Uhr dann trickreich - und unter der ablenkenden Wirkung des ein oder anderen Küsschens - versuchen, den Stadtschlüssel von Klaus Jensen zu ergattern. Hat das Prinzenpaar dann die Macht an sich gerissen, wird es in seiner Proklamation elf närrische Gesetze verkünden, die für die Narren bis Aschermittwoch gelten sollen. Damit Petrus dem Straßenkarneval wohlgesonnen ist und bestes Wetter schickt, lässt sich das Prinzenpaar eigens per Feuerwehrleiter zur Petrusfigur auf dem Hauptmarktbrunnen hinaufheben, um dem Wetterheiligen mit Blumenstrauß und Karnevalsorden gnädig zu stimmen. Auf den abgesperrten Hauptmarkt dürfen keine Glasflaschen mitgebracht werden. Wer stark alkoholisiert ist, hat keinen Zutritt. wocExtra

Der Trierer Rosenmontagszug steht in dieser Session unter dem Motto "Grandprix der Narretei" und startet am 20. Februar um 12.11 Uhr (Aufstellung ab 9.30 Uhr) in der Medardstraße. Gruppen, die noch mitgehen oder mit einem Wagen dabei sein wollen, können sich bis Dienstag, 14. Februar, auf der Internetseite www.atk-trier.de anmelden. Für alle Teilnehmer und Helfer findet am kommenden Montag, 13. Februar, ein Infoabend statt. In der Halle am Bach in Trier-Süd klärt die ATK alle offenen Fragen. woc

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