Karneval und Abi: Jugendamt ist wachsam

Die Karnevalssession steuert auf ihren Höhepunkt zu und auch die Abiturienten veranstalten viele Partys. Um den Jugendschutz zu gewährleisten, will das Jugendamt deswegen häufiger unangemeldet kontrollieren.

Daun/Gerolstein. Alle Jahre wieder: Es ist Feiersaison. Die Karnevalszeit erreicht ihren Höhepunkt und angehende Abiturienten füllen ihre Stufenkassen, indem sie Partys veranstalten. Das Jugendamt muss in dieser Zeit besonders wachsam sein, denn nicht immer halten sich die Veranstalter an die gesetzlichen Bestimmungen. In diesem Jahr soll es mehr unangekündigte Kontrollen geben.

"Bisher haben wir oft im Vorfeld mit den Veranstaltern gesprochen und sie auf die geltenden Bestimmungen und mögliche Kontrollen hingewiesen", sagt Bruno Willems vom Jugendamt im Vulkaneifelkreis. Zwar seien die Verstöße in den vergangenen Jahren nicht merklich angestiegen. "Allerdings gibt es unter den Festveranstaltern den einen oder anderen Wiederholungstäter", sagt Schmitz. Deshalb wolle das Jugendamt nun öfters unangemeldet vorbeischauen. Genauere Angaben zu den Ergebnissen von Schwerpunktkontrollen innerhalb der vergangenen Monate wollte Willems mit dem Hinweis auf "schwebende Verwaltungsverfahren" nicht machen.

Etwa zwölfmal im Jahr kontrolliert das Amt laut Willems. Drei Mitarbeiter stünden dafür zur Verfügung. 2009 habe es drei, 2010 ein Bußgeldverfahren gegeben. 500 Euro seien jeweils zu zahlen gewesen.

Sind schärfere Kontrollen und härtere Strafen sinnvoll? "Aufklärung bei den Veranstaltern ist viel wichtiger. Jugendschutz darf nicht als lästige Pflicht gesehen werden", meint Willems. Ihn ärgere der Vorwurf, das Jugendamt mache gelungene Feste kaputt. "Das sage ich auch als Vereinsvertreter: Die Finanzierung der Vereine darf sich nicht auf den Verkauf von Alkohol an Minderjährige stützen."

Der Jugendschutz habe in den vergangenen Jahren gut funktioniert, sagt Heinz-Peter Thiel, Leiter der Polizeiinspektion Daun. Ausfälle wie etwa Schlägereien in Prüm oder auch beim Weiberdonnerstag 2005 im Dauner Forum habe es nicht mehr gegeben. "Das Thema Jugendschutz ist in den Medien, und unsere Präventionsarbeit greift", sagt Thiel. Für die Karnevalszeit sei die Polizei gerüstet. "Im vergangenen Jahr sind wir am Rosenmontag mit 13 Streifenwagenbesatzungen präsent gewesen. Das wirkt. Wir haben einen sehr ruhigen Tag erlebt." So soll es laut Thiel auch in diesem Jahr gehandhabt werden.

Die Polizei sei grundsätzlich bei öffentlichen Veranstaltungen vor Ort. "Die Beamten schauen möglichst früh vorbei, wenn der Alkoholpegel der Gäste noch nicht so hoch ist. Die Polizei kontrolliert bei einigen Partys auch in zivil."

Sogenannte Flatrate-Partys, bei denen für einen bestimmten Betrag ohne Begrenzung getrunken werden kann, sind laut Thiel stets unterbunden worden - sofern deren Planungen bekannt waren. Die Polizei appelliert vor allem an Abiturienten, ihre Partys als öffentliche Veranstaltung zu organisieren. Denn die Mitteilungen in sozialen Netzwerken des Internets lockten auch immer wieder gewaltbereite Störer. "Wenn wir Zugang zu den Veranstaltungen haben, können wir gemeinsam mit der Security für Sicherheit sorgen", sagt Thiel.

Meinung

Trinkfestigkeit ist keine Tugend

Jugendamt und Polizei scheinen sich einig: Sie können den Jugendschutz gewährleisten. Vier Bußgeldverfahren gab es in den vergangenen zwei Jahren. Das erscheint vordergründig nicht dramatisch. Und die Statistiker bestätigen: Die Zahlen zum Alkoholmissbrauch im Vulkaneifelkreis sind nicht überdurchschnittlich hoch. Alles gut also? So einfach ist das nicht. Das Jugendamt kann viele Verstöße nicht nachweisen, etwa wenn an Tankstellen und in Geschäften Alkohol und Zigaretten an Minderjährige verkauft werden. Besonders heikel ist, wenn Volljährige vorgeschickt werden, um die Jüngeren zu versorgen. Umso wichtiger ist es, dass unangekündigt kontrolliert wird und die Polizei auch in Zivil unterwegs ist. Werden dann schwarze Schafe erwischt, bewegen sich die Bußgelder eher am unteren Ende der Skala. Bei Wiederholungsfällen sollten die Behörden aber saftige Strafen einfordern - und weiter das Gespräch mit den Veranstaltern suchen. Eines muss klar sein: Auch auf dem Land ist Trinkfestigkeit keine Tugend. Ohne Vollrausch lässt es sich umso besser feiern. Und daheim stehen vor allem die Eltern in der Pflicht, den Jugendlichen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol beizubringen. t.thieme@volksfreund.de

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