Leiendecker Bloas am Rhein: Köln feiert tierisch auf Trierisch

Trier/Köln · Mit seinem Jubiläumshit „Riesenknutscherei“ feiert Bernd Stelter zur Zeit große Erfolge. Das Lied kommt aber eigentlich von der Trierer Band Leiendecker Bloas. volksfreund.de hat die Musiker bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt vor einem begeisterten Kölner Karnevalspublikum begleitet.

Leiendecker Bloas am Rhein: Köln feiert tierisch auf Trierisch
Foto: Sarah München



"Wellsde met moa giehn?", singen fünf Trierer, und hunderte Kölner rufen einstimmig "Jaa!" - "Ja dann gibt es jetzt ne riesen Riesenknutscherei!" Und die gibt es.

Köln am Freitagabend, kurz vor 23 Uhr bei der Kostümsitzung der Nippeser Bürgerwehr im Hotel Pullmann im Norden der Altstadt: Die ersten Töne des Karnevalshits "Riesenknutscherei" erklingen, gesungen von Bernd Stelter. Es ist wie ein Startschuss, der alle von den Sitzen holt: Jetzt wird geschunkelt, getanzt und gesungen.
Von Trier nach Köln

Doch diesmal steht der Entertainer und Sänger nicht allein auf der Bühne. Begleitet wird er von einem Trierer Quintett. Die Musiker von der Leiendecker Bloas sind aus dem kleinen Trier in die Fastnachtshochburg Köln gereist, um den Kölnern mal zu zeigen, wie man in Trier so feiert.

Kölner singen Trierer Version mit

Anfangs noch vorsichtig stimmen die Fünf mit Stelter ein. Erst mal auf Hochdeutsch, denn die Version kann jeder mitsingen. Stelter klärt das Partyvolk auf: "Das Lied und die wunderbare Melodie sind gar nicht von mir." Diesen Hit, der nicht nur in Köln hoch- und runterläuft, hat er der Leiendecker Bloas zu verdanken, die das Lied mit dem Originaltitel "Hei senn eich" normalerweise in Trierer Mundart singt.

Von dieser Version bekommen nun auch die Kölner eine Kostprobe. Und nach den ersten paar Strophen findet sogar das anspruchsvolle Kölner Karnevalspublikum die Trierer Version zum Mitsingen toll.

"Mit so einer Superreaktion haben wir wirklich nicht gerechnet", sagt Keyboarder Peter May nach dem Auftritt. Sein Bandkollege, Gitarrist Karl Schulz, ist auch begeistert: "Wir haben ausschließlich in lachende Gesichter geschaut." Und Helmut Leiendecker, der Sänger der Band, hat noch nicht genug: "Da hätte ich noch gerne ein paar Stunden weitergespielt. Wir hätten die Kölner noch richtig gut unterhalten."

Sieben Stunden zuvor: Die fünf Trierer Lokalhelden steigen in einen kleinen Bus. Die große Fahrt geht nach Köln. Bernd Stelter höchstpersönlich hat die Trierer zum Kölner Karneval eingeladen. "Eigentlich sollte unser Auftritt eine Überraschung für Bernd werden. Doch ich hab's versemmelt", beichtet May etwas zerknirscht. So war das eigentlich mit Michael Gerhold, dem Manager von Stelter, geplant. Der Keyboarder hatte sich dann aber doch irgendwie verplappert. Egal, die Freude ist trotzdem groß.

Während der zweistündigen Fahrt denken die Trierer noch einmal über das mit ihnen und Bernd Stelter nach. "In der Mittagspause, gegen 12.15 Uhr, hat mein Handy geklingelt", erinnert sich May, der bei der Bloas auch das Management macht. Die Nummer war unterdrückt, und am anderen Ende meldete sich Bernd Stelter. Er hätte gerne das Lied der Bloas, das mit der Knutscherei. Seitdem haben sich die Musiker regelmäßig geschrieben, gesimst und telefoniert. "Es ist irgendwie, als würden wir uns schon zehn Jahre kennen." Gesehen haben sie sich dann aber das erste Mal in Köln.

Eifel-Yetis am Rhein

Aber bevor es so weit ist, dauert es noch ein paar Stunden. "Als würde eine Gruppe Eifel-Yetis die Großstadt besuchen", sagt Leiendecker schmunzelnd und meint damit sich und seine Bandkollegen, die gerade in Richtung Hotel Pullmann unterwegs sind, in dem die lange ausverkaufte Karnevalsveranstaltung stattfindet. Dort angekommen, stellen sich die fünf Herren hinter der Bühne erst mal etwas abseits, bevor es losgeht. Plötzlich erklingt eine Melodie, und die Stimme von Bernd Stelter ertönt über die Lautsprecher. "Das ist ja unser Lied", ruft Tommy Zehren, Schlagzeuger der Bloas, überrascht. Seine Bandkollegen nicken nur und lächeln. Fast scheint es ihnen ein wenig unangenehm. "Das ist schon ein bisschen komisch", meint Leiendecker, fügt aber sofort mit einem verschmitzten Grinsen hinzu: "Das ist ja nur der Anfang. Mit unserer Musik können wir die Kölner ja noch viel mehr befruchten, das wissen die nur noch nicht."

Eine Stunde vor dem großen Auftritt: Bernd Stelter kommt zur Tür herein. Er steuert direkt auf die Trierer Musiker zu. Die kennt er nur von Bildern. Viel Zeit zum Proben bleibt ihnen nicht. In 20 Minuten muss Stelter auf die Bühne, und die Trierer wissen noch nicht so recht, ob sie wirklich auch ihre Version der Riesenknutscherei singen sollen. "Klar, ihr singt auch auf Trierisch", räumt der charismatische Entertainer alle Zweifel weg. Er hat an diesem Abend vier Auftritte. "Gerade haben wir schon in der Kölnarena ordentlich ,rumgeknutscht'", sagt er und lacht laut. Es ist sein 212. Auftritt in der Session. Und trotzdem fiebert er euphorisch der gemeinsamen Aufführung entgegen.

"So was mag ich ja total. Ich freue mich tierisch." Und schon flitzt er auf die Bühne. Nun werden die erfahrenen Trierer Kultmusiker doch etwas nervös. Hinter der Bühne trippeln sie von einem Bein auf das andere, recken ihre Köpfe und verfolgen jedes Wort von Stelter, schließlich wollen sie ihren Einsatz nicht verpassen.

Eine halbe Stunde später: Nach der Show sind nicht nur die Musiker hingerissen - begeistert von dem Auftritt und dem Kölner Publikum. Ein Fan ist außer sich. Er möchte gerne ein Erinnerungsfoto. Zusammen mit - nein, nicht mit Bernd Stelter, der direkt neben ihm steht, sondern mit Helmut Leiendecker. "Ich bin total hin und weg. Das ist so verrückt. Ich habe im Publikum gestanden und nur Trier und dann Leiendecker Bloas gehört", erzählt Arthur Wies, der zu Besuch in Köln ist. 28 Jahre ist es zwar schon einige Zeit her, dass er von Trier nach Stuttgart gezogen ist. Die Leiendecker Bloas, die kennt er natürlich trotzdem, keine Frage, das sind doch die Helden in
Trier.

Stelter beim Altstadfest

Und jetzt, wo Köln nach der Riesenknutscherei die Trierer Lokalhelden kennt? Nun wird es Zeit, dass Bernd Stelter mal bei der Bloas gastiert. Gesagt, beschlossen. Am 29. Juni wird die Bloas nicht nur mit einem 60-köpfigen Orchester beim Trierer Altstadtfest auftreten. Bernd Stelter wird auch da sein und ein paar Lieder mit ihnen trällern. Dann singen sie wieder zusammen die Riesenknutscherei, und so kündigt es Bernd Stelter an, "dann feiern wir tierisch auf Trierisch".Liedtext


Trierisch von der Leiendecker Bloas

Hei senn eich, eich, eich
lao bess dau, dau, dau.
Komm bei meich, meich, meich
dau kries e Schmatzer ganz für lau.
Dau bes lao, lao, lao.
Und eich senn hei, hei, hei.
Majusebetter wat'n Knutscherei!
Aoh! Majusbetter wat'n Knutscherei!

Hochdeutsch in der Version von Bernd Stelter:

Hier steh ich, ich, ich.
Und da bist du, du, du.
und dann kommt Zufall oder Schicksal oder irgendwas dazu.
Hier steh ich, ich, ich.
Bist du dabei, bei, bei?
Dann gibt das hier ne Riesenknutscherei!
Ja, dann gibt das hier ne Riesenknutscherei!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort