Schunkeln und lachen im Namen des Herrn

Großlittgen · Passen Kirche und Karneval zusammen? Mit dieser Frage haben sich am Mittwochabend Narren aus Wittlich, 100 Zuhörer und ein Mönch im Speisesaal des Klosters Himmerod beschäftigt. Ein informativer Abend, bei dem auch geschunkelt werden durfte.

 Die Altstadtsänger aus Wittlich sorgen im Refektorium der Abtei Himmerod für fastnachtliche Klänge. TV-Foto: Uwe Hentschel

Die Altstadtsänger aus Wittlich sorgen im Refektorium der Abtei Himmerod für fastnachtliche Klänge. TV-Foto: Uwe Hentschel

Großlittgen. Die Heiden haben es gut. Die nämlich haben einen Heidenspaß. Doch was ist mit den Christen? Hat schon irgendjemand mal etwas von einem Christenspaß gehört? Beziehungsweise von einem Katholikenspaß? Passen Humor und Kirche zusammen? Und dürfen gläubige Christen überhaupt Fastnacht feiern? Nun, warum nicht? Schließlich tragen sowohl der Papst als auch der Kölner Karnevalsprinz rote Schuhe. Nur dass der eine nicht schunkelt. Doch das kann ja noch kommen.
"Ich halte das Schunkeln für durchaus liturgiefähig" sagt René Pschierer. "Man schwankt hin und her, aber keiner kann fallen, weil einen der andere im Arm hält", erklärt der Mediziner aus Wittlich, der ins Refektorium des Klosters Himmerod gekommen ist, um vor rund 100 Gästen über Fastnacht und deren Verbindung zur Kirche zu referieren. Wobei: Eigentlich ist es eher eine informative Büttenrede. Denn es darf auch gelacht werden. Und geschunkelt.
Witze über Minderheiten


Heidnische Frühjahrsbräuche seien älter als das Christentum, erklärt Pschierer. Und statt diese zu verbieten, habe die Kirche versucht, sie zu bündeln und deshalb vor den Beginn der österlichen Fastenzeit gelegt.
Daher kommt auch der Name Fastnacht: die Nacht vor dem Fasten. Dass aus dieser einen Nacht eine ganze (fünfte) Jahreszeit wurde, ist eine andere Geschichte. Doch eines gilt sowohl für Narren als auch für Christen: Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Das bestätigen auch die Wittlicher Altstadtsänger, die für den musikalischen Teil der Veranstaltung unter dem Motto "Christsein heiter" zuständig sind. Sie singen vom Dom, der in Köln bleibt, weil er schlichtweg dort hingehört, und davon, dass wir alle, alle, alle in den Himmel kommen. Von dieser Himmels-Theorie überzeugt ist auch Pschierer, der ebenfalls bei den Altstadtsängern am Mikro steht und nebenbei auch Büttenredner der Mainzer Fastnacht ist. Als solcher macht er zwangsläufig Witze über Randgruppen.
Doch darf man das als Christ überhaupt? "Ich denke, man darf es nicht nur, man muss es sogar", sagt er. Denn heitere Witze über Minderheiten würden zu deren Integration in die Gesellschaft beitragen, erklärt der Mediziner.
Eine Randgruppe, die gesellschaftlich zwar bereits integriert ist, der jedoch angesichts der finanziellen Lage ihres Klosters eigentlich nicht zum Lachen zumute sein dürfte, sind die Himmeroder Mönche.
Pater Stephan lacht trotzdem. Und trägt am Klavier sogar sein selbst geschriebenes Fastnachtslied vor. Den Himmerod-Song. "Da stimmt was nicht, da stimmt was nicht, du machst ein trauriges Gesicht", singt der Mönch. "Schau, für den Mönch aus Himmerod ist Fröhlichkeit ein Hauptgebot." uhe

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