Fastnacht Abfahrt Gleis 9 3/4: Eine rosa-magische Hommage an das Harry-Potter-Zauberreich mitten in Trier (Fotos/Video)

Trier · 1100 bunt kostümierte Zauberwesen - nennen wir sie in der Mugglewelt der Einfachheit halber Zuschauer - haben am Wochenende eine wilde, fröhliche und weltoffen-tolerante Fahrt mit dem Gaywarts-Express der Rosa Karnevalisten in Trier gemacht. Der Volksfreund war bei der wohl größten Kappensitzung in der Region dabei, die seit nunmehr 18 Jahren von der schwul-lesbischen Schmit-Z-Family auf die Beine gestellt wird.

 Die alten Damen bei Olga: Ein herrlicher Sketch über vier Freundinnen, die per Wahrsagerin versuchen, an das Erbe ihrer Freundin zu kommen. Doch dann kommt alles ganz anders...

Die alten Damen bei Olga: Ein herrlicher Sketch über vier Freundinnen, die per Wahrsagerin versuchen, an das Erbe ihrer Freundin zu kommen. Doch dann kommt alles ganz anders...

Foto: TV/Mandy Radics

Weltpremiere beim Rosa Karneval in Trier! Schon seit Jahren hat sich Schmit-Z-Urgestein Alex Rollinger eine „Rosa Garde“ gewünscht. Und da marschiert sie tatsächlich ein in den großen Festsaal der Trierer Messeparkhalle und legt ein Feuerwerk an Schritten, Sprüngen und wagemutigen artistischen Einlagen hin. Natürlich schwingen in der Rosa Garde gut aussehende Männer das Tanzbein - ganz in pink-weiße luftige Uniformen gekleidet. Das Publikum hält nichts mehr auf den Plätzen - tosender Applaus und Zugaberufe.

 Weltpremiere: Das erste Mal tritt die Rosa Garde in Trier auf.

Weltpremiere: Das erste Mal tritt die Rosa Garde in Trier auf.

Foto: TV/Mandy Radics

Da klappern auch die weiß leuchtenden Klodeckel der maulenden Myrten, einer in den Schülertoiletten spukenden Geisterfigur aus den Harry-Potter-Filmen, begeistert gegeneinander. Die Damengruppe aus Trier-Ost war schon mehrmals beim Rosa Karneval. Für den TV-Reporter definitiv das Kostüm des Abends, weil genial einfach. „Unsere Freundin hat für uns die leichteste Klobrille gefunden - 8,50 Euro im Laden.“ Dazu etwas grau-weiße Schminke ins Gesicht, zwei Zöpfchen, Brille, Klodeckel über den Kopf und die für die Figur typische mürrische Miene. Top Verkleidung. Ganz vorne im Publikum sitzt Dumbledore, Direktor der Zaubererschule Hogwarts - ähm, Gaywarts. Zumindest sieht der mit seinen gewellten grauen Haaren, dem wallenden Bart und dem unglaublich authentischen Kostüm aus wie der echte aus den Filmen.

 Die maulenden Myrten aus Trier-Ost zeigen, wie aus einem Klodeckel und wenig Tam-Tam ein großartiges Kostüm wird.

Die maulenden Myrten aus Trier-Ost zeigen, wie aus einem Klodeckel und wenig Tam-Tam ein großartiges Kostüm wird.

Foto: TV/Mandy Radics

Rückt das Bühnengeschehen bei den aufwendig und kreativ kostümierten Zauberern, Einhörnern, Hauselfen und Dementoren - alles Figuren aus den Potter-Filmen - in den Hintergrund? Von wegen! Die Mitglieder der schwul-lesbischen Schmit-Z-Family, die das alles übrigens ehrenamtlich machen, setzen noch einen drauf. Allein das Bühnenbild führt bei den Zuschauern zu Lobeshymnen. Die mittelalterliche Schlossathmosphäre mit den backsteinernen Wänden, den hohen Buntglasfenstern und den an der Decke schwebenden Kerzen steht der Filmkulisse in nichts nach. Sogar das lebende Gemälde, in dem sich während des Abends magische Wesen tummeln, haben die rund zehn Bühnenbauer des Schmit-Z-Teams dem Film nachempfunden. Einfach magisch. Kein Wunder, dass sie ein Extra-Dankeschön auf der Bühne bekommen.

Die Schmitzens schaffen es immer wieder - seit nunmehr 18 Jahren (!) - ein buntes Programm aus Bütte, Sketchen, Gesang und Tanz auf die Bühne zu bringen. An Zauberei grenzt das schon irgendwie. Wie der Spiegeltanz, der nur so funkelt. Sechs Tänzer haben dafür aufwendige Spiegelkleider kreiert. In jedem Kostüm stecken 30 Stunden Arbeit. Insgesamt wurden 4000 Bierdeckel mit Spiegelfolie beklebt und auf die Kostüme aufgebracht.

 Ein Tanz aus funkelnden Spiegeln: Sowohl Tanz als auch Kostüme sind in liebevoller Kleinarbeit handgemacht von den Mitgliedern der Schmit-Z-Family.

Ein Tanz aus funkelnden Spiegeln: Sowohl Tanz als auch Kostüme sind in liebevoller Kleinarbeit handgemacht von den Mitgliedern der Schmit-Z-Family.

Foto: TV/Mandy Radics

Riesen Applaus gibt es für das Dancebattle zwischen Zauberschülern aus Griffindor und Slytherin. Aus 11 Tänzern werden auf einmal 33, weil jeder einzelne mit zwei Puppen vor und hinter sich tanzt.

 Klasse Tanzeinlage der Tänzer vom Schmit-Z als Schachbrett-Figuren.

Klasse Tanzeinlage der Tänzer vom Schmit-Z als Schachbrett-Figuren.

Foto: TV/Mandy Radics

Klaas Michel punktet als Queen mit seiner „politisch Red“. Ein Urgestein der Rosa Sitzung, der lokal- und landespolitisch ordentlich austeilt und sich als Queen sehr über Trier, die „erste Station in diesem seltsamen Land“, wundert. Den Menschen hier sei ihre Biertankstelle wichtiger als marode Schulen und Straßen. Und die Landespolitik? „Das bringt uns zur SPD. Oh je! Der Anblick tut weh.“

 Ingo Könen verzaubert die Zuschauer mit seiner Bütt als sprechender Hut und erinnert an Toleranz und Respekt voreinander.

Ingo Könen verzaubert die Zuschauer mit seiner Bütt als sprechender Hut und erinnert an Toleranz und Respekt voreinander.

Foto: TV/Mandy Radics

Ein Highlight der Sketch „Bares für Rares aus der Winkelgasse“. Dort ersteigern Angela Merkel, Horst Seehofer, Christiane Lindner und Martin Schulz unter anderem einen „echten grünen“ Gartenzwerg. Ein echter 1968er, der mit Sprüchen wie „die SPD ist die Vorhaut der Arbeiterbewegung. Wenn es eng wird, zieht sie sich zurück“ oder „Brot für die Welt, aber die Wurst bleibt hier“ das Interesse der Bieter und die Lacher des Publikums auf sich zieht. Merkel will ihn für 100.000 Taler, zahlt aber einfach mit ihrem guten Namen.

 Mit diesem leuchtenden Geisterpuppen haben die Schmit-Z-Tänzer das Publikum beim Rosa Karneval begeistert.

Mit diesem leuchtenden Geisterpuppen haben die Schmit-Z-Tänzer das Publikum beim Rosa Karneval begeistert.

Foto: TV/Mandy Radics

Ganz in pink kommt Ingo Könen als sprechender Hut auf die Bühne. Der hat dem Trierer Handwerker vor vielen Jahren einen Zauber eingeflüstert, deshalb sei das kurfürstliche Palais heute auch rosa. Das Zauberwesen war natürlich auch maßgeblich an Marx’ Kapital beteiligt, der erste Versuch sei ziemlicher Murx gewesen.

Was die Rosa Jecken und auch der sprechende Hut nie aus den Augen verlieren, ist die Intension, die immer wieder in der Veranstaltung hervorblitzt. Der Aufruf zu Toleranz und Respekt voreinander, egal, welche Vorlieben und welches Geschlecht derjenige hat.

   Zwei Damen aus dem Sechs-Tantenrat, der während der Rosa Sitzung magisch im Hinter- und Vordergrund mitmischt.

Zwei Damen aus dem Sechs-Tantenrat, der während der Rosa Sitzung magisch im Hinter- und Vordergrund mitmischt.

Foto: TV/Mandy Radics
 Urgestein des Rosa Karnevals und Chef des Vereins Schmit-Z, Alex Rollinger, (links) und Sitzungspräsidentin Prissy, alias Stefan Grand Adam-Kronauer, im Moderationsfieber.

Urgestein des Rosa Karnevals und Chef des Vereins Schmit-Z, Alex Rollinger, (links) und Sitzungspräsidentin Prissy, alias Stefan Grand Adam-Kronauer, im Moderationsfieber.

Foto: TV/Mandy Radics
 Sitzungspräsidentin Prissy, alias Stefan Grand Adam-Kronauer, in ihrem magischen Element.

Sitzungspräsidentin Prissy, alias Stefan Grand Adam-Kronauer, in ihrem magischen Element.

Foto: TV/Mandy Radics
Rosa Karneval in Trier
76 Bilder

Rosa Karneval in Trier

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Foto: TV

Bei vielen Menschen scheint der Verein das bereits geschafft zu haben. Denn die vier Sitzungen der Rosa Karnevalisten sind seit Jahren ausverkauft. Damit sehen mittlerweile rund 4400 Narren aus der ganzen Region jedes Jahr die Show der Rosa Karnevalisten aus Trier.

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