Auch die Schären gehen baden: Biewerer Umzug startet wegen Dauerregens zu früh

Trier · Der Karnevalsumzug in Trier-Biewer wird als der kürzeste und schrägste in die Geschichte eingehen. Weil es ohne Unterbrechung regnete, starteten die Jecken viel zu früh und endeten, bevor sie eigentlich beginnen wollten.

 Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Der Schärensprung in Biewer endet, bevor er eigentlich starten sollte. Die wenigen Gruppen, die überhaupt zum Umzug erschienen waren, drohten mit einem Boykott, sollte der Start nicht vorverlegt werden. TV-Fotos (3): Friedemann Vetter

Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Der Schärensprung in Biewer endet, bevor er eigentlich starten sollte. Die wenigen Gruppen, die überhaupt zum Umzug erschienen waren, drohten mit einem Boykott, sollte der Start nicht vorverlegt werden. TV-Fotos (3): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Trier. Der Karnevalshit "Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei" schallt um kurz vor 14 Uhr aus den Lautsprechern einer Gaststätte in die ansonsten nahezu menschenleere Biewerer Straße. Hier soll in etwa zwei Stunden der Biewerer Schärensprung enden. Noch ahnt hier niemand, dass das Ende schneller als gedacht kommen sollte.

Der Himmel ergießt sich zu dieser Zeit schonungslos über Trier. Auf den Straßen steht das Wasser, nahezu alle Absperrungen sind vom Wind umgeweht und liegen am Straßenrand. Entlang der Zugstrecke stehen kaum Jecken an der Straße. Wer günstig wohnt, öffnet das Fenster und beobachtet das Treiben aus trockener Entfernung.Kamelle durch die Fenster


Auf etwa halber Strecke gehen Fußgruppen eiligen Schrittes die Straße entlang. Sie rufen Helau und schmeißen Süßigkeiten durch die geöffneten Fenster. "Ist das schon der Zug?", fragt eine Frau an einem der Fenster. Aufklärung gibt Martina Stadler, Vorsitzende der Biewerer Hoahnen. "Die Gruppen haben gedroht abzubrechen, wenn wir nicht sofort losgehen." Und selbst als sich der Tross eine Viertelstunde vor der Zeit in Bewegung setzt, fehlen viele der ursprünglich geplanten 60 Gruppen. Stadler schätzt, dass lediglich zwischen fünf und zehn Gruppen tatsächlich gestartet sind.

Die klatschnassen Narren zelebrieren dann auch nicht ihren traditionellen Schärensprung. Einzelne Hexen kehren zwar zwischendurch das Wasser vor sich her, sehen aber zu, dass sie schleunigst die Festhalle "Auf der Kipp" erreichen. Dort startet um 14.15 Uhr die große After-Zug-Party. 14.15 Uhr? Ja, der Umzug ist tatsächlich schon vorbei, ehe er ursprünglich starten sollte. Das sorgt vor allem bei denen für Unverständnis, die sich allen Umständen zum Trotz auf den Umzug gefreut haben. An einem der Fenster steht ein weinender Junge auf der Fensterbank. Sein Blick richtet sich auf die nasse Straße, wo eine Gruppe Narren den Tag Revue passieren lässt. Unter dem Fenster steht der Vater des Jungen, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Wir haben uns so auf den Umzug gefreut, jetzt gab es für unseren Kleinsten nicht einmal Kamelle."

Den tatsächlichen Start des Zugs hatte der kleine Mann nämlich verschlafen. Als er dann pünktlich geweckt wurde, war das Spektakel schon vorbei. "Das war mit Sicherheit der schrägste und kürzeste Zug, den wir hier je erlebt haben", urteilt Stadler. Der Verein habe sich aber dazu entschlossen, den Umzug trotz des Regens durchzuziehen. Stadler deutet auf den Himmel. Inzwischen hat der Regen aufgehört. "Das Geschrei wäre bestimmt groß gewesen, wenn wir abgesagt hätten."Meinung

Auch die Schären gehen baden: Biewerer Umzug startet wegen Dauerregens zu früh
Foto: Friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"
Auch die Schären gehen baden: Biewerer Umzug startet wegen Dauerregens zu früh
Foto: Friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Ein weiterer Tiefpunkt
Der Karnevalsumzug in Biewer hat vor allen Dingen eins gezeigt: Die Absage vieler anderer Umzüge in der Region war richtig. Wetter lässt sich nur bedingt planen. Eine Unwetterwarnung muss Anlass genug sein, keine Großveranstaltungen im Freien zu starten. Zwar haben die Biewerer Mut bewiesen. Einen Gefallen haben sie sich letztlich aber nicht getan. Die Enttäuschung unter den Zuschauern war schließlich riesengroß. So wird der Umzug nicht als einer der wenigen in die Geschichte eingehen, die die Fahne für den Straßenkarneval hochgehalten haben. Stattdessen markiert er nur einen weiteren Tiefpunkt in der äußerst trostlosen Session. Gegen Wind und Wetter ist noch kein Kraut gewachsen. Die Erkenntnis muss nun auch bei den Narren angekommen sein. s.klipp@volksfreund.de

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