Stadtwerke Wo die Geisterstunde endlos ist

Trier · An manchen Stellen im Trierer Stadtgebiet scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Doch das soll kein Dauerzustand bleiben, versprechen die Stadtwerke.

 Wer hat an der Uhr gedreht? Am Hauptmarkt offenkundig niemand. Hier stehen die Zeiger schon seit dem vergangenen Jahr auf 12.

Wer hat an der Uhr gedreht? Am Hauptmarkt offenkundig niemand. Hier stehen die Zeiger schon seit dem vergangenen Jahr auf 12.

Foto: Roland Morgen

„In Trier gehen die Uhren anders“, sagt ein lästerliches Sprichwort und meint damit, dass neue Trends oder zivilisatorische Errungenschaften erst mit einer traditionellen ortsüblichen Verzögerung von zwei, drei Jahren in Deutschlands ältester Stadt Einzug halten. Mit diesem Vorurteil kann der Einheimische ganz gut leben. Nicht aber mit einem neuen, wahrlich „zeitlosen“ Trend. Ein halbes Dutzend öffentlicher Uhren in der City geht nämlich nicht anders, sondern gar nicht mehr.

Wie etwa der schmucke Retro-Zeitmesser am Fachwerkhaus Hauptmarkt 23, dessen Zeiger seit vergangenem Jahr auf 12 stehen. Ausgerechnet im Herzen der Altstadt „High Noon“ als Dauerzustand – das macht den Trierer und seine Heimat zum Gespött vor allem von Touristen. „Was soll’s? Zweimal am Tag geht die Uhr doch richtig“, gehört noch zu den harmlosen Lästereien, bei denen der Trierer durchaus mitlachen kann. Problematisch wird es, wenn ätzende Bemerkungen vom Kaliber „Jetzt wird mir einiges klar – hier ist ja immer Geisterstunde“ kommen. Das kränkt und erfüllt mit beklemmender Hilfslosigkeit.

 TV-Leser Heribert Schmitt (alias Harry Hut) aus Trier hat die Nase voll. Er wendet sich in einem Brief an die Redaktion und unterstreicht seine Forderung mit einer Zeile aus dem Schlager „Tarata-ting, Tarata-tong“ (1969) von Mireille Mathieu: „Die Uhr bleibt niemals stehen, die Uhr muss weitergehen.“ 

 „Genau das ,retro’ ist ein Problem“, erläutert Carsten Grasmück, Pressesprecher der Stadtwerke Trier  (SWT). „Das Gros der insgesamt zwölf öffentlichen Uhren, die wir im Stadtgebiet betreuen, stammt aus den 1970er Jahren. Die älteste ist von 1906.“ Das mache es schwierig, im Bedarfsfall an Ersatzteile heranzukommen.

Tatsächlich hat der Bedarfsfall längst Einzug und unübersehbar Einzug gehalten. Grasmück: „Bei einigen Uhren sind die Werke defekt und müssen repariert werden. Bei anderen sind die Steuerleitungen fehlerhaft, so dass die Zeitvorgaben durch die zentrale Steuereinheit nicht mehr korrekt übermittelt werden.“

Doch Besserung sei in Sicht: „Die zuständigen Kollegen nehmen aktuell beides in Angriff: Neben der Reparatur der defekten Uhren – Abbau, Reparatur innen und außen, Wiederaufbau – soll auch die Steuerung aller Uhren zukünftig via Funk erfolgen. Die Kollegen sind auf der Suche nach Ersatzteilen und passenden Funkmodulen.“

Den Kostenaufwand schätzen die SWT auf 1000 bis 1500 Euro je Uhr. Wann die Zeitmesser wieder ordnungsgemäß funktionieren, steht aber noch in den Sternen. „Wie lange das dauert, können wir erst abschätzen, wenn die Ergebnisse dieser Abfragen vorliegen“,

Ähnlichen Huddel hatten die Stadtwerke schon im vergangenen Jahr, als eines der drei Uhrwerke am Stadtbad in der Südallee den Geist aufgab. Da auch die beiden  anderen stark verschlissen waren, entschlossen sich die SWT gleich zur Komplett-Erneuerung  und engagierten dazu eine Fachfirma für Turmuhren.

Fast zwei Monate lang waren die sechs Aluminiumzeiger (jeweils bis zu zwei Kilogramm schwer) von der Bildfläche verschwunden. Sie wurden ausgewuchtet, frisch beschichtet und an die neuen Uhrwerke angepasst.

Seit Mitte Oktober wird am Stadtbad-Turm wieder ordnungsgemäß angezeigt, was die Stunde geschlagen hat.

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