Paradiesische Tänzer mit Trömmelche

Trier · Hüftenschwingend und gut gelaunt sind erstmals trommelnde Narren und verkleidete Tänzer von der Porta zum Kornmarkt gezogen. Dort haben am 11.11. um (fast) 11.11 Uhr die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval und Ehrenkommandant Wolfram Leibe die Session eröffnet.

Paradiesische Tänzer mit Trömmelche
Foto: (h_st )

Eine sambatanzende, trommelnde und farbenfrohe Menschenmasse schlängelt sich am 11.11. um 10.11 Uhr von der Porta Nigra zum Trierer Kornmarkt. Vorneweg rollt Helmut Leiendecker auf einer Mischung aus Fahrrad und Mofa. Hinter sich her zieht er eine große Musikbox, aus der "Denn wenn et Trömmelche jeit" tönt. Aggy Mock, der Kultmasseur der Trierer Basketballer, in blau-weißer Wieweler-Tracht und der Ehrenkommandant der Stadtgarde Augusta Treverorum Wolfram Leibe (Nebenjob: Trierer Oberbürgermeister) mischen sich lieber zu Fuß unter die Narren.
Zahlreiche Passanten bleiben stehen und bestaunen die bunte Truppe: Im Wechsel erklingen Karnevalslieder und Samba-Rhythmen. Frauen mit blauen, grünen, orangenen und roten Röcken sowie riesigem Federschmuck auf dem Rücken und auf dem Kopf schwingen ihre Hüften rhythmisch zum Getrommel von Männern in blau-weißem Gefieder - die Gruppe Viva Brasil aus Kaiserslautern ist der Hingucker.

Aber auch die Kindergruppe "Rasselbande" mit ihren Glitterkränzen im Haar, die mit Pfeifen und Trommeln richtig Krach macht, wird bewundert. Und die Zumba-Gruppe um Josmar Da Silva-Rosenbaum animiert so manchen zum Mittanzen. "Wir sind als Tiere verkleidet, weil wir einfach tierisch gut drauf sind", ruft er. Seine Mittänzerinnen jubeln.
Oberbürgermeister Leibe fühlt sich sichtlich wohl unter den Trierer Narren. Ob er schon als Kind Fastnacht gefeiert hat? "Ja! Ich hab' jedes Jahr gewechselt zwischen Indianer und Cowboy." Und wo ist der Cowboy heute? "Aus dem Kostüm bin ich leider rausgewachsen." Er lacht. "Und heute trage ich lieber den Orden der Stadt", verkündet der Ehrenkommandant stolz.

Auf dem Kornmarkt angekommen, passen die Menschen fast nicht auf den Platz, so viele haben sich den Tanzenden angeschlossen. Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval, Andreas Peters, ist zufrieden mit dem Umzug: "Beim ersten Mal ist das ja immer kritisch, aber wir haben uns viel Mühe gegeben und die Leute haben es gut angenommen. Super!""Trierer werden immer länger!"


Als er das Narrenzepter Wuppdus aus dem Sommerschlaf weckt, wundert dieses sich etwas: "Wer ist denn eigentlich der Lange da neben dir", fragt es den Präsidenten mit einer Stimme, die der von Helmut Leiendecker erstaunlich ähnelt. Peters stellt ihm den neuen Oberbürgermeister vor. "Die Trierer werden ja immer länger!", ruft es daraufhin aus. "Erst Helmut Schröer, dann Klaus Jensen und jetzt der. Das nächste Mal müsst ihr ´nen Basketballer holen..."
Um 11.13 Uhr - ähm 11.11 Uhr natürlich - zählen die Narren gemeinsam den Countdown runter. Das amtierende und das neue Prinzenpaar dürfen auf die Bühne. Beim ersten herrscht Wehmut: "Natürlich würden wir gerne weitermachen", sagt Renate Hendele. "Es war eine schöne Zeit", ergänzt ihr Mann Uwe. Während die zwei etwas traurig sind, steht das neue Paar, Semra und Elmar Güth, schon in den Startlöchern. Wie sie auf die Idee kamen, zu kandidieren? "Wir sind vom Verein gefesselt und gefoltert worden", sagt die künftige Prinzessin und erntet schallendes Gelächter von ihren Karnevals-Kollegen.

Danach verliest Helmut Leiendecker die Narrengesetze auf Trierisch, Leibe muss für ihn ins Hochdeutsche dolmetschen. Später dolmetscht niemand mehr für ihn, als er mit der Leiendecker Bloas den Kornmarkt rockt und sich über die Sonne freut: "Unn dat grießte is, mir haonn och noch schie Weeder, et scheint de Sonn. Unn dat leijt daodraon, dat mer die ganz Nacht an dä Marijeseil gestaan haonn unn de Petrus aongeruf haonn. Dän is nämlich de Patron vo Trier." Das glauben ihm alle Narren und huldigen dem Heiligen zum Lied Petrus gleich noch mal: Immer, wenn Leiendecker zum Refrain kommt, reißen sie bei "Peeetrus" auf sein Kommando die Arme hoch.

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