(Video/Fotostrecke) Mit Römern, Piraten und Hofnarren: 500 Narren starten auf dem Kornmarkt in die Session

Trier · Ja ist denn schon Weihnachten? Nein, aber Fastnacht! Wenigstens für einen Tag. Der Fußumzug der Narren am 11. 11. von der Porta zum Kornmarkt, wo alle Jahre wieder der Sessionsstart zelebriert wird, führt vorbei an frisch aufgestellten Christbäumen und allerlei Jahresendzeit-Deko. Den Kulturschock komplett macht die römische Gewandung der Obernarren.

 11.11. Karnevalssessionseröffnung mit Helmut Leyendecker, Oberbürgermeister Wolfram Leibe, ATK und vielen Jecken vor der Porta und auf dem Kornmarkt. TV-Foto: Friedemann Vetter

11.11. Karnevalssessionseröffnung mit Helmut Leyendecker, Oberbürgermeister Wolfram Leibe, ATK und vielen Jecken vor der Porta und auf dem Kornmarkt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Gabi Schlöder und Daniela Gries-Schöler sind Karnevalsfans und fahren normalerweise an einem 11. 11. nach Köln. Diesmal nicht. Nach den Vorkommnissen in der Silvesternacht bleiben die beiden Trierinnen lieber in ihrer Heimatstadt. Da, wo sich die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval seit 2004 bemüht, den Karnevalsauftakt nach Kölner und Mainzer Vorbild in einer großen Freiluftfete zu zelebrieren. Das Ganze fällt in der Realität ein paar Nummern kleiner aus, doch Gabi Schlöder und Daniela Gries-Schöler sind dennoch sehr angetan. Vor allem, weil es zur Fete auf dem Kornmarkt mittlerweile auch ein Vorspiel gibt. 2015 ein Umzug mit Sambagruppen von der Porta zum Festplatz, und diesmal mit alten Römern. Schließlich lautet das erst vor wenigen Wochen von der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) kreierte Sessionsmotto "Nero an de Porta". Die Aufforderung, die Teilnehmer mögen römisch gewandet erscheinen, findet noch keinen großen Widerhall. Vermutlich, weil man sich nicht so einfach mal auf die Schnelle eine Toga besorgen kann. Das ATK-Präsidium konnte. "Wir haben die Klamotten per Internet-Versandhandel organisiert", heißt es
Die Hauptfigur trägt überdies noch einen Lorbeerkranz. Lokalmatador Helmut Leiendecker gibt den Nero, mit dem er "eigentlich nur eins gemeinsam hat: einen großen Brand". Wobei der kern echte Trierer in einem solchen Fall kein Feuer meint, sondern Durst.
Leiendecker, am Donnerstag 64 geworden, führt den Umzug an, standesgemäß in einem (von ATK-Römern gezogenen) Streitwagen und Kostproben seines "Latrinums" gebend: "Salve allegaoren" ruft er den Passanten zu. Manche von ihnen stehen kurz vor dem Kulturschock: Togaträger und Stadtgardisten ziehen zu Beschallung mit kölschem (!) Liedgut aus der Konserve durch Einkaufsstraßen, die sich schon in weihnachtliche Schale geworfen haben. Und eine Vierjährige, die mit ihrer Kindergartengruppe unterwegs ist, fragt angesichts der kostümierten Truppe verwundert: "Wo ist denn der St. Martin?"
Die Regularien zum 11. 11. gehen auf dem Kornmarkt über die Bühne. 500 Besucher erleben die "Wiederhervorholung" des Wuppdus (Narrenzepter) und die Verkündung der Fastnachtsgesetze ("Foasnoxus lex") durch Leiendecker-Nero und den von diesem "mein quanten Statthalter in Augusta Treverorum" genannten OB Wolfram Leibe.Trierisches Latein: Latrinum

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Kostprobe: Paragraf II, Lass Fremde zu Freunden werden, übersetzt Leiendecker so: "Duut e Fremden abseits stiehn, du stante pede bei dää giehn, paor Porzus ganz flott hi'getraon, su fängt en quantus Freundschaft aon." Da kommt Freude auf.
Die Narrenschar hat noch mehr Gründe zu jubeln. Einen ganz besonderen liefert (nach der Verabschiedung von Prinz Elmar Güth) Tanja Wilke-Oberbillig. Die designierte Prinzessin 2017 legt mit ihrem Hofstaat und dem Gesangsduo No Name eine sehens- und hörenswerte Showeinlage als Piratentruppe hin. Um 17 Uhr, als auch die Livebands de Hofnarren, Leiendecker-Bloas, Fun 2.0, DJane Rent a Sunshine und Moderatorin Alexandra Meusel ihre Auftritte hinter sich haben, ist endgültig klar: Auftakt gelungen, die Session kann kommen, aber so ganz richtig erst nach Weihnachten.

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