Trierer Jecken schreiben politische Büttenreden um

Für Büttenredner ist der Rummel um Karl-Theodor zu Guttenberg ein gefundenes Fressen, aber auch mit Arbeit verbunden. Nach seinem Rücktritt haben einige Trierer Jecken ihre Reden umschreiben müssen.

 Spontaner Texter: Klaas Michels schreibt kurzerhand seine Büttenrede um. TV-Foto: Mandy Radic

Spontaner Texter: Klaas Michels schreibt kurzerhand seine Büttenrede um. TV-Foto: Mandy Radic

Trier. (slg) Die Plagiats-Affäre um den Franken Karl-Theodor zu Guttenberg hat für großen Ärger unter seinen Kritikern, für Bestürzung unter seinen Anhängern gesorgt. Und für Spott: Vor allem im Internet kursieren Hunderte von Witzen über zu Guttenbergs abgekupferte Doktorarbeit. Die Affäre, die mitten in die fünfte Jahreszeit fällt, ist auch für jecke Lästermäuler und deren Büttenreden ein dankbares Thema. Auch im Trierer Karneval kommt der ehemalige Verteidigungsminister, dem vor wenigen Tagen in Abwesenheit der Aachener Orden wider den Tierischen Ernst verliehen wurde, nicht ganz ungeschoren davon.

Bei der größten Trierer Karnevalsgesellschaft, der KG Heuschreck, ist Harald Reusch für die politische Bütt zuständig. Zu Guttenbergs Doktorarbeit wird auch hier thematisiert. Weil sich die Ereignisse bis zum schließlichen Rücktritt überschlugen und die KG mehrere Sitzungen feiert, wurden die Witze aktualisiert. "Wir mussten natürlich von Sitzung zu Sitzung eine Anpassung vornehmen, um politisch möglichst aktuell zu bleiben", sagt Reusch. Bei der KG Rote Funken gehe zwar keiner der Büttenredner auf das Thema Guttenberg ein. Doch Lars Wanninger, Moderator der Kappensitzungen, bezieht den polarisierenden CSU-Mann in seine Moderation mit ein. "Dass er nun zurückgetreten ist, ist für mich eine Steilvorlage", sagt Wanninger.

Auch im Rosa Karneval wird Guttenberg thematisiert - auch wenn Redenschreiber Klaas Michel über den plötzlichen Rücktritt nicht ganz glücklich war. "Das kam wirklich etwas ungelegen", witzelt er. Die entsprechende Passage seiner Rede hat er deshalb geändert:

In der alten Version von Michels Rede hieß es noch: "Doch ist nun auch der Titel weg und liegt der gute Ruf im Dreck, dem Minister ist das ganz egal. Er sagt laut ‚ihr könnt mich mal'. An Rücktritt wird hier nicht gedacht, die Kritiker glatt ausgelacht. Gelogen wird so oft im Leben, was macht das schon - so ist das eben. Doch wer sich um Moral nicht schert, der ist auch keinen Oscar wert."

Seit dem Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg gibt Michel eine neue Version zum Besten: "Doch war nun auch der Titel weg und lag der gute Ruf im Dreck, er war nicht zum Gehen zu bewegen, hatte doch von Angela den Segen. Erst nach langer, langer Zögerei, machte er den Ministersessel frei. Doch hat er wohl nicht eingesehen, warum er letztlich musste gehen. Dass man für Fehler büßen muss, verstand er nicht einmal am Schluss. Und die Moral aus der Geschicht? Betrügen lohnt sich wirklich nicht. Denn wer sich um Wahrheit nicht schert, der ist auch keinen Oscar wert."

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