Und ich spring', spring', spring'…

Keine Müdigkeit auch am letzten Tag der Session: Beim Biewerer Karnevalsumzug waren so viele Teilnehmer wie nie zuvor dabei. Zehntausend Zuschauer säumten die Straßen. Wie immer führten Hexen und eine Kette springender Narren den Zug an.

Trier-Biewer. Die Hexen, die den Biewerer Karnevalsumzug anführen und mit ihren Besen den Winter auskehren, haben gute Arbeit geleistet: Die Eskimos haben Sonnenbrillen auf den Nasen. Vom "Monaiser Abschleppwagen" schenken die Narren Sangria statt Glühwein aus. Und die Pfalzeler Partylöwen tragen unter ihren Plüschfellen lediglich T-Shirts. Die Samba-Musik des Musikvereins Euren macht die Frühlingsstimmung bei Sonnenschein, blauem Himmel und milden Temperaturen schließlich perfekt. Die meisten der rund 10 000 Zuschauer stehen zwar anfangs noch etwas steif herum. Doch als der Partyschlager "Und ich flieg', flieg', flieg'" herüberschallert, lassen auch die edlen Zaren am Straßenrand die Hüften kreisen. Zum traditionellen Biewerer Schärensprung haben sich rund 40 Narren an den Händen gefasst. Springend und im Zickzackkurs folgen sie den Hexen. Wo der Begriff "Schärensprung" herstammt, ist unbekannt. 1937 heißt es in einer Zeitungsnotiz, dass der "althergebrachte Brauch" am Fastnachtsdienstag stattfindet. Der 1952 gegründete Karnevalsverein, die Biewerer Hoahnen, vermuten, dass es sich um einen Frühlingsbrauch aus früheren Zeiten handeln könnte, mit dem böse Geister vertrieben werden sollten.

Rund 70 weitere Gruppen mit rund 830 Akteuren sind beim Umzug dabei, darunter ein Dutzend Karnevalswagen und sieben Musikkappellen. "So viele Teilnehmer hatten wir noch nie", freut sich Christa Weiland, Geschäftsführerin der Hoahnen. Der Verein lässt sich den Umzug allerdings auch was kosten: "Die sieben Kapellen müssen zum Beispiel bezahlt werden", sagt Vereinsvorsitzender Jürgen Weiland. "Mit Absperrungen, Rettungsdienst, der Band, die später im Saal spielt, der Saalmiete selbst und den Gebühren an die Musikverwertungsgesellschaft Gema kostet uns der Umzugstag rund 15 000 Euro", rechnet Weiland vor. "Schären zu teuer!!! Hoahnensteuer???", lautet deshalb die scherzhafte Drohung auf dem Vereinsorden.

Die Zuschauer genießen das Engagement der Hoahnen: "Ich bin jedes Jahr hier", sagt Anneliese Stolz aus Trier-Mariahof. "Die Gruppen sind hier immer besonders schön kostümiert und man trifft viele Bekannte."

Als Blümchen ist eine Gruppe aus Pfalzel unterwegs, aus ihren Gießkannen fließt Sekt. Und vom Pfalzeler Märchenschloss-Wagen winken huldvoll Dornröschen, der gestiefelte Kater und Rapunzel. Deren langer Zopf würde gut und gerne von den Zinnen bis zur Straße reichen. Sicherheitshalber hält Rapunzel die Haare allerdings fest um die Hand gewickelt. Nicht, dass die Seekadetten von der Gorch Fock den Zopf zum Entern nutzen.

"Keinerlei Zwischenfälle" meldete die Polizei bis zum frühen Abend vom Biewerer Schärensprung.

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