Wissen für Nicht-Narren - Der TV erklärt die wichtigsten Begriffe

Bitburg/Prüm/Daun · Für die einen ist es die schönste Zeit im Jahr, für die anderen ein Sammelsurium an Riten und Bräuchen und Verhaltensweisen, die nur schwer zu verstehen sind: Die fünfte Jahreszeit. Für alle, die mit Karneval Schwierigkeiten haben, hier eine Zusammenfassung der wichtigsten und witzigsten Dinge, die man über Karneval wissen sollte.

 Auch ein besonderer Charakter – und ziemlich jeck: Julia Peter aus Prüm als Fremdenführerin beim Küchenfeenball. Foto: Ademes

Auch ein besonderer Charakter – und ziemlich jeck: Julia Peter aus Prüm als Fremdenführerin beim Küchenfeenball. Foto: Ademes

Bitburg/Prüm/Daun. Sich verkleiden, die Fastnacht verbrennen oder einem Elferrat bei der Arbeit zusehen, das sind Dinge, die man in der Fastnachtszeit gerne tut. Es gibt Menschen, die können damit nichts anfangen. Hier das Narren-ABC, das weiterhilft:

Elferrat: Die meisten Elferräte bestehen aus elf Männern. Aber das muss nicht sein, denn die Elf kommt nicht von der Zahl, sondern rührt aus der französischen Revolution. E L F lässt sich aus den Anfangsbuchstaben der Losung "Liberté, Egalité, Fraternité" bilden: E steht für Egalité (Gleichheit), L für Liberté (Freiheit), F für Fraternité (Brüderlichkeit). Deshalb ist es egal, wie viele Mitglieder der Rat hat, man muss sich nur der Losung verschreiben. Die Elf taucht auch anderswo auf: etwa in Uhrzeiten. Und so starten standesgemäß auch die Umzüge im ganzen Eifelland von Prüm über Gerolstein bis Bitburg um elf Minuten nach der vollen Stunde.

Lieblichkeit: Die Fastnacht ohne Prinzen und Prinzessinnen ist vielerorts kaum vorstellbar. Der Prinz herrscht während der Session über die Narrenschar. Die Prinzessin kam erst später dazu. In Bitburg gibt es dieses Jahr erstmals kein klassisches Prinzenpaar, sondern ein Dreigestirn um Prinz Karli Bosse. In Prüm gibt es in der Regel einen Prinzen, sofern die KG Prüm einen findet, dieses Jahr ist es Berthold Thies. In Schaltjahren kann es auch schon mal ein weibliches Dreigestirn sein. Die Stadtkyller haben seit Ende der 1960er kein Prinzenpaar mehr. Dafür haben sie aber 2013 den Kölner Karnevalsprinzen gestellt: Ralf Görres stammt aus dem Dorf an der Oberen Kyll.

Fastnacht: Das Wort kommt von "Vastavend" (Fastabend). Damit war ursprünglich die Nacht vor dem Beginn der Fastenzeit gemeint, die am Aschermittwoch beginnt. Die Jecken haben diese Nacht etwas ausgedehnt.

Tanzen ist an den Karnevalsveranstaltungen ein wichtiger Programmpunkt. Die Garden sind als ironisierende Darstellung des Militärs entstanden. Die Vereine haben Garden in verschiedenen Altersstufen und leisten damit Jugendarbeit. Aber auch in den Gasthäusern und Kneipen wird getanzt - in Bitburg etwa zu Live-Musik von "Erich & the funky Moneyrollers" Sonntag nach dem Umzug im Festzelt am Simonbräu oder in der "Haifischbar" der Freunde der Bütt im Haus der Jugend in Bitburg. Beliebt auf Eifeler Bühnen sind unter anderem die belgischen Narren aus St. Vith. Sie begeistern mit artistischen und mitreißenden Tänzen ihr Jeschmölzje.

Eigene Namen haben viele Fastnachtsvereine wie etwa die "Bodema Deppenflecker" (Töpfeflicker aus Badem), die "Denaafer Biedsiecher" (Dudeldorfer Büttennässer) oder den KV Hefjes in Sellerich. Der Name bedeutet im Ursprung "die Leute von den Höfen".

Jeck: Karneval liegt ihm im Blut, das Feiern, Schunkeln und Singen ist seine Welt. Einige Narren erfinden eine Karnevalsfigur, die sie in der Bütt jahrelang darstellen. Beispielsweise ist der Lützkampener Bürgermeister Patrick Bormann als Landarzt auf den Bühnen der Eifel unterwegs.

Aschermittwoch tragen die Karnevalisten traditionell schwarz, da sie traurig sind, dass ihre Jahreszeit vorbei ist. Am Abend davor, wird in einigen Orten, die Fastnacht, die von einer Puppe ("Nubbel") symbolisiert wird, verbrannt. In Feusdorf wird der Kirmesknochen beerdigt. Bekannt in der Eifel ist das Hüttenbrennen am ersten Sonntag nach Fastnacht, mit dem der Winter ausgetrieben wird. Es werden Strohkreuze oder auch Räder aus Stroh angezündet. So etwa in Bitburg-Matzen oder in Hosten. In Bleialf gab es 2014 eine erfolgreiche Initiative, die sich für die Rettung des Burgbrennens einsetzte (der TV berichtete).

Hüte sind auch für Nichtverkleidungswillige eine Möglichkeit, bei Fastnachtsveranstaltungen ein bisschen närrisch auszusehen. Der Elferrat trägt Narrenkappen, um seine Zugehörigkeit zur Gruppe zu zeigen.

Rituale gibt es sehr viele an Fastnacht, und die sind oft von Ort zu Ort unterschiedlich. Die Bitburger Möhnen hissen zum Beispiel als Zeichen ihrer Machtübernahme ihre Flagge, eine überdimensionierte Unterhose, am Mast vor dem Rathaus.

Erbsensuppe: Darf an Weiberfastnacht nicht fehlen. Vermutlich kocht man Erbsensuppe, weil man sie gut vorkochen kann und sie sättigt. Viele Leute mögen sie, weil sie wärmt.

Schlachtruf: In vielen Orten ruft man an Fastnacht Helau oder Alaaf, aber einige Vereine haben auch eigene Schlachtrufe, beispielsweise rufen die Bitburger Altjoh. Oder in Dudeldorf heißt es: "De Biet, ahoj". Die Stadtkyller rufen Dajöhh - der Ruf ist auch Bestandteil des Vereinsnamens.

Züge: Zu den größten Umzügen in der Region zählen der Bitburger, der Prümer und Bleialfer Zug mit rund 50 Zugnummern, der vielleicht längste geht sonntags in Olzheim. Zehntausende sind dann überall auf den Straßen der Orte und jubeln den Narren zu.

Eine ernste Sache ist der Karneval für einige Narren. Wer einen Karnevalisten und seine Vorliebe für die fünfte Jahreszeit nicht ernst nimmt, kann schnell in Diskussionen verwickelt werden, die der Feierlaune nicht zuträglich sind. Deshalb gilt: tolerant bleiben! Der nächste Aschermittwoch kommt bestimmt. Dann werden sie wieder normal.

Intellektuelle meiden oft die Fastnacht, weil sie glauben, dass die Festivität nur etwas für Proleten und Menschen ist, die sich gerne betrinken. Dem muss an dieser Stelle widersprochen werden. Karnevalskultur hat eine lange Tradition und viele kluge Köpfe. Im Wittlicher Karneval sind beispielsweise zwei promovierte Ärzte regelmäßig aktiv dabei. Und warum auch sonst müsste es in der Volksfreund-Redaktion einen extra Leitfaden für die Berichterstattung an Karneval geben, wie es ihn sonst nur bei Wahlen gibt?

Trink noch eine mit ist eines der bekannten Fastnachtslieder. Sie gehören dazu. Jedes Jahr gibt es neue Hits, die sich zu Ohrwürmern entwickeln. In vielen Orten werden eigene Lieder gedichtet. Wie bedeutend das musikalische Liedgut im Karneval ist, zeigt allein schon, dass sich so mancher Amtsträger, wie Arzfelds Verbandsgemeinde-Bürgermeister Andreas Kruppert, aktiv dafür einsetzt. Er ist Sänger und Mitbegründer der Band Dompiraten, die sich vor allem mit jecke Liedgut befasst.
Informationen unter:
www.volksfreund.de/fastnacht

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