Runter von der Straße, rein in die Dreyshalle

Dreis · Rund 1000 Zugteilnehmer, meist zehntausend begeisterte Zuschauer: Einer der schönsten und größten Fastnachtsumzüge im Landkreis ist am Rosenmontag abgesagt worden. Aus Sicherheitsgründen hat der Karnevalsverein Dreis das Spektakel von der Straße in die Dreyshalle verlegt.

 Gut gelaunte Narren in Dreis: Trotz des abgesagten Rosenmontagsumzugs feiern sie ausgelassen in der Dreyshalle. TV-Foto: Klaus Kimmling

Gut gelaunte Narren in Dreis: Trotz des abgesagten Rosenmontagsumzugs feiern sie ausgelassen in der Dreyshalle. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (g_pol1 )

Dreis. "Mir sind fast die Tränen gekommen", sagt Christoph Thieltges, Vorsitzender vom Karnevalsverein Dreis 1976 am Morgen des Rosenmontags. Schweren Herzens ist der Entschluss gefallen: Der große Umzug wird abgesagt. Stattdessen soll in der Dreyshalle gefeiert werden. Die Feuerwehr macht das sogleich im Ort per Durchsage bekannt.Sie müssen drinnen bleiben


39 Gruppen - vom traditionellen Elferratswagen, allein fünf Musikvereine, die berühmten Dreiser Garden, die aufwendig kostümierten Fußgruppen bis zu den mit viel Liebe gebauten Wagen - müssen drinnen bleiben: Das Risiko, sie bei Wind und Wetter trotz Sturmwarnung durch die Freie Reichsstraße rollen und marschieren zu lassen, ist zu groß.
Christoph Thieltges sagt: "Es muss ja noch nicht mal eine Gefahr von den großen Wagen selbst ausgehen. Es wäre schon schlimm genug, wenn jemandem ein Dachziegel auf den Kopf fallen würde." Alles soll aber nicht ins Wasser fallen. Aktuell werde schon nach einem Ersatztermin gesucht: "Vielleicht im Sommer, vielleicht auch an Vatertag. Wir werden sehen", so Thieltges. Es ist nicht das erste Mal, dass die Dreiser Narren und ihre Fans keinen Zug erleben: Schon 1990 sei er, so der KV-Vorsitzende, ebenfalls wegen Sturms, ausgefallen. Dennis Junk, Verbandsgemeindebürgermeister von Wittlich-Land, sagt zu den schwierigen Entscheidungen für die Zugverantwortlichen: "Ja, ich bin schon angerufen und von befreundeten Karnevalsvereins-Vorsitzenden um Rat gefragt worden. Aber ich habe das im Detail nicht zu entscheiden, und es ist auch schwierig. Aber wenn ich die Prognosen für Mainz, Düsseldorf und Trier etwa mit Dreis vergleiche, ist die Lage ja überall ähnlich. Konsequent ist dann, wenn man absagt. Das Risiko, dass etwas passiert, ist einfach zu groß."
Am späten Nachmittag wolle er aber dann die Fastnachter unterstützen und mit ihnen in der Dreyshalle ein wenig feiern: "Wahrscheinlich gehe ich dann als Pirat." Verkleiden wird sich Kreisfeuerwehrinspektor Jörg Teusch nicht. Er ist im Urlaub. Auf die Frage, ob denn die Feuerwehr mitentscheide, ob bei Wetterwarnungen etwa Umzüge ein zu großes Risiko seien, sagt er: "Da ist zunächst der Veranstalter in der Pflicht, zu entscheiden. Eigentlich hat der deutsche Wetterdienst ja eine eindeutige Warnung rausgegeben. Da ist es womöglich sinnvoller, abzusagen, als ein Risiko einzugehen. Der Trend, wie die großen Städte auf Nummer sicher zu gehen, ist sicher nicht falsch."
Und wie reagieren die Gastkarnevalisten? Die Klausener Prinzessin, die mit 30 Personen von 3 x C am See als Wagen, angemeldet war, sagt: "Natürlich ist das schade, dass wegen des Wetters abgesagt wurde. Ich denke, es ist eine kluge Entscheidung. Es wären wohl auch viele Zuschauer und auch Gruppen angesichts des Wetters sowieso nicht gekommen, weil sie es als zu gefährlich fanden. Wir werden mit einer großen Gruppe in der Halle mitfeiern und bei einem Ausweichtermin gerne dabei sein."
Und was sagt die Polizei? Sie habe im Bereich Wittlich-Land bis auf das ausgefallene Dreiser Großereignis kaum mit den Umzügen zu tun, so ein Polizeisprecher aus Wittlich: "Die kleinen Dörfer werden sowieso nur im Rahmen der üblichen Streifen abgefahren."
Noch ein Trost: Nicht jede Dreiser Tradition muss aufgeben werden: In der Halle ist am Dienstag, 9. Februar, ab 18.11 Uhr Fastnachtsausklang und um Mitternacht Verbrennung der Fastnacht durch die Puppenträger.

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