Für viele ist sie die Bürgermeisterin

Trier-Ruwer · Stadtteil von Trier? Manch einer in Ruwer/Eitelsbach sähe es lieber, wenn das Dorf zur Verbandsgemeinde Ruwer gehören würde, berichtet Ortsvorsteherin Monika Thenot im TV-Interview. Außerdem erzählt sie, was sie mit einer Million Euro anstellen würde.

 Monika Thenot, Ortsvorsteherin von Ruwer, vor dem Bürgergarten in der Hermeskeiler Straße. TV-Foto: Friedemann Vetter

Monika Thenot, Ortsvorsteherin von Ruwer, vor dem Bürgergarten in der Hermeskeiler Straße. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier-Ruwer. Wer die Ortsvorsteherin von Ruwer/Eitelsbach besuchen will, lernt schnell die steilen Hänge des Orts an der Ruwer kennen. TV-Redakteur Michael Schmitz hat sich mit Monika Thenot über ihren Stadtteil unterhalten.
Unsere Standardfrage am Anfang an Ortsvorsteher: Welches ist der schönste Trierer Stadtteil?
Monika Thenot: Für mich ist das Ruwer. Seit 43 Jahren lebe ich hier, der Stadtteil ist zu meiner Heimat geworden. Es gibt hier ein sehr schönes Gemeinschaftsgefühl. Und wenn man auf die Höhen hinaufsteigt, hat man einen traumhaft schönen Blick auf Trier und das Ruwertal. Hier wachsen sehr gute Weine - man kann sich hier sehr wohlfühlen.
Wenn man in Ruwer rausgeht, sagt man dann "Ich geh ins Dorf"?
Thenot: Ja, das sagt man so. Weil Ruwer 1969 eingemeindet wurde, gibt es noch so ein Dorfgefühl. Die Leute sagen auch manchmal zu mir: "Sie sind ja die Bürgermeisterin." Dann sag ich immer: "Leider nicht. Ich bin nur die Ortsvorsteherin." Sonst könnte man vielleicht auch einiges mehr bewegen.
Sie sagen: Leider nicht. Der Stadtteil liegt an der Ruwermündung angrenzend an die VG Ruwer. Würde der Stadtteil da nicht besser als Dorf reinpassen?
Thenot: Ja, schon. Das Gefüge mit der Verbandsgemeinde wäre vielleicht passender, vielleicht eher eine Einheit. Das Gewerbegebiet Trier-Nord trennt uns ja irgendwie von der Stadt.
Gibt es noch viele im Stadtteil, die die Eingemeindung bedauern?
Thenot: Die gibt es noch immer. Die fahren durch Mertesdorf und zeigen dann auf unsere Straßen und sagen: Wenn wir noch zur Verbandsgemeinde gehören würden, dann wären unsere Straßen auch besser. Ob das so ist, ist eine andere Frage. Ich zähle dann natürlich immer auf, welche sozialen Aufgaben eine Stadt erfüllen muss, von denen ja auch das Umland profitiert.
Ruwer besteht ja aus zwei ehemaligen Dörfern, Ruwer und Eitelsbach. Gibt es da noch Rivalitäten?
Thenot: Das kann man so nicht sagen. In Eitelsbach wurde jetzt beispielsweise ein Straßenfest geplant - und weil der Termin noch nicht raus war, lag das am selben Termin wie das Ruwerfest. Als das bekannt wurde, haben die Eitelsbacher das selbstverständlich verschoben. Im Ortsbeirat haben wir jetzt von 13 Ortsbeiratsmitgliedern sogar fünf aus Eitelsbach.
Auf der Kenner Lay, gleich angrenzend zu Ruwer, wird gebaut wie wild. In Ruwer selbst gibt es wenig Potenzial. Ärgert Sie das?
Thenot: Das ärgert mich nicht, aber ich wünsche mir, dass wir bald das Baugebiet Zentenbüsch bekommen, das wäre wichtig für die Infrastruktur und würde dafür sorgen, dass mehr junge Familien wieder nach Ruwer ziehen. Der Bestand von Schule und Kindergarten wäre dann gesichert. Zugleich findet aber im Ort selbst auch schon ein Generationswechsel statt. Zum Beispiel im Wohngebiet Auf Mohrbüsch. Das ist Ende der 60er Jahre gebaut worden, da gab es hier lauter junge Familien. Jetzt ist wieder so ein Wechsel da, die Älteren sterben oder ziehen ins Altenheim, junge Familien kaufen die Häuser. Das ist für mich eine Freude, wenn ich sehe, dass die Spielplätze auch wieder mit Leben erfüllt werden.
Wenn Zentenbüsch als Baugebiet kommt, wie wäre dann die Verkehrsanbindung? In der Stadt führen die Baugebiete in den Höhenstadtteilen ja zu immer größeren Verkehrsproblemen.
Thenot: Die Verwaltung glaubt, die Rheinstraße könnte den zusätzlichen Verkehr aufnehmen. Das glauben wir im Ortsbeirat aber nicht. Das muss also richtig geprüft werden.
Unser Blick in die Statistik Ruwers (Montagausgabe) hat gezeigt, dass der Stadtteil einen außergewöhnlich hohen Autoanteil hat. Woran könnte das liegen?
Thenot: Vielleicht an der Busanbindung. Selbst wenn sie noch verdichtet würde, so erreicht sie halt längst nicht alle Straßen in den Hanglagen vernünftig. Dadurch sind die Leute aufs Auto angewiesen.
Gedankenspiel: Der OB gewinnt im Großstadtlotto und verteilt das Geld in den Stadtteilen. Sie bekommen eine Million Euro für Ruwer. Was würden Sie damit machen?
Thenot: Ich würde die Schule sanieren. Und auch den Anbau, den die Vereine jetzt nutzen, damit dieser erhalten bleibt. Da würden viele von profitieren.
Bei allen Stadtteiltour-Interviews gab es kaum einen Ortsvorsteher, der nicht über Verkehrsprobleme klagte. Welche Klage führen Sie?
Thenot: Wie überall ist natürlich ein Problem, dass zu schnell gefahren wird. Wo 30 ist, fahren die Leute 50 oder mehr, gerade vor Kindergärten oder Schulen geht das einfach nicht. Und ein Problem ist natürlich auch der Verkehr in der Ortsdurchfahrt, vor allem die vielen LKW. Wir bräuchten eigentlich schon wieder eine Umgehung von der Umgehung. Die Autobahn war ja sozusagen die Umgehung von Ruwer, aber es fahren nach wie vor wahnsinnig viele Autos durch.

Am Wochenende wird das Ruwerfest gefeiert. Warum lohnt es sich denn auch als Nicht-Ruwerer, da hinzugehen?
Thenot: Erstens haben die immer eine sehr schöne Band am Samstagabend. Auch das Programm am Sonntag mit der Blasmusik und dem Frühschoppen ist sehr schön. Das Fest ist ein tolles Miteinander, ohne das eine Gemeinschaft nicht auskommt.
volksfreund.de/stadtteiltourExtra

Monika Thenot (68) ist gebürtige Olewigerin und lebt seit 43 Jahren in Ruwer. Mit Trierer Weinen kam sie schon in ihrem Heimatstadtteil in Berührung, 1965 war sie Trierer Weinkönigin. Thenot ist Rentnerin, verheiratet, hat einen Sohn und zwei Enkel. Die ehemalige Sparkassenangestellte saß seit 1994 für die CDU im Stadtrat, kandidierte aber nicht mehr bei der zurückliegenden Kommunalwahl. Bei der Wahl im Mai wurde sie mit 76,4 Prozent der Stimmen als Ortsvorstehrin wiedergewählt, einen Gegenkandidaten gab es nicht. mic

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