Gewebt aus zwölf Kilometern Seide
Mariendonk/Trier · Feiner Zwirn: Wenn Bischof Dr. Stephan Ackermann während der Heilig-Rock-Wallfahrt die Messe zelebriert, trägt er ein Gewand, an dem Ordensschwestern aus Mariendonk arbeiten. Der Entwurf stammt von Weihbischof Jörg Michael Peters.
Mariendonk/Trier. Es sieht fast so aus, als würde Schwester Mirjam Pesch an einem großen Konzertflügel sitzen. Mal macht sie große, ausladende und kraftvolle Bewegungen, dann beugt sie sich tief über ihren Arbeitsplatz, mit großer Konzentration spielen ihre Finger auf engem Raum zusammen. Doch statt einer Melodie ist in dem Obergeschoss der Abtei Mariendonk am Niederrhein nur ein hölzernes Klacken zu hören. Das Werk, an dem die Benediktinerin arbeitet, ist von längerer Dauer als flüchtige Töne. Die 51-jährige Ordensfrau webt das Gewand für die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012, das Bischof Dr. Stephan Ackermann und dann andere Zelebranten tragen werden.
Schwester Mirjam hat das Gewand vom ersten Entwurf bis zum letzten Faden begleitet. Am Anfang stand eine Skizze des Trie rer Weihbischofs Jörg Michael Peters, der sich schon für die Wallfahrt 1996 als Sekretär von Bischof Hermann Josef Spital um das Gewand zur Wallfahrt gekümmert hat, das damals ebenfalls aus Mariendonk kam. Das Gewand ist etwas Besonderes. Es erzählt eine eigene Geschichte. Je aufmerksamer man es betrachtet, desto mehr Details offenbart es. Und die Farben Blau, Rot und Gold haben zusätzliche Bedeutung. Wer näher hinschaut, sieht auf dem Rücken ein stilisiertes Kreuz, bestehend aus einer geraden Bahn, die vom Saum nach oben geht und in ein halbrundes Schild mündet. In unregelmäßigen Abständen sind über das Gewand verteilt deutliche Unebenheiten zu erkennen. Die sogenannten Noppen hat Schwester Mirjam aus blutrot gefärbter Wolle eingewebt. "Sie symbolisieren, wie auch die Gesamtfarbe des Gewandes, das Leiden Jesu am Kreuz." Mit dem Heiligen Rock hat das Gewand zudem eine handwerkliche Gemeinsamkeit: So wie die wertvolle Reliquie wird auch das Werk der Ordensfrau keine Naht haben. Es ist ungefüttert und ganz durchgewebt. Rund ein Jahr lang hat die Arbeit an dem Gewand vom ersten Entwurf an gedauert. Und es wird ein Unikat und soll auch nach der Wallfahrt in Gebrauch bleiben. red