Gesundheit Die unterschätzte Gefahr

Trier/Berlin · Grippewellen können gefährlich werden. Die Viren sind wandelbar – und damit tückisch. Die Landesgesundheits- ministerin ruft vor allem Ältere auf, sich impfen zu lassen. Fast 30 Influenza-Tote hat es in der vergangenen Saison in Rheinland-Pfalz gegeben.

 ARCHIV - 13.01.2009, Sachsen, Dresden: ILLUSTRATION -  Eine Impfung wird in einer Arztpraxis vorbereitet. Ein Jahr nach dem Landtagsbeschluss für eine großangelegte Impfkampagne in Mecklenburg-Vorpommern wird der Landtag selbst zur Impfstation. (zu dpa "Landtag wird zur Impfstation - Kampagne soll Impfbereitschaft stärken") Foto: Ralf Hirschberger/ZB/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 13.01.2009, Sachsen, Dresden: ILLUSTRATION - Eine Impfung wird in einer Arztpraxis vorbereitet. Ein Jahr nach dem Landtagsbeschluss für eine großangelegte Impfkampagne in Mecklenburg-Vorpommern wird der Landtag selbst zur Impfstation. (zu dpa "Landtag wird zur Impfstation - Kampagne soll Impfbereitschaft stärken") Foto: Ralf Hirschberger/ZB/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Die vergangene Grippewelle war heftig. Bereits Anfang Dezember vergangenen Jahres wurden in Rheinland-Pfalz die ersten Fälle gemeldet. Die letzten wurden erst Ende Mai registriert. Insgesamt wurden laut Landesuntersuchungsamt 13 879 Fälle von Influenza, wie die Grippe offiziell heißt, in Rheinland-Pfalz gemeldet. Allein in der Region erkrankten in den ersten drei Monaten des Jahres über 2000 Menschen. Landesweit sind mindestens 28 an der Grippe gestorben. „Eine Influenza kann vor allem für ältere, chronisch kranke oder immungeschwächte Menschen zu einer ernsthaften Gefahr werden“, warnt die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Sie rät daher vor allem über 60-Jährigen zu einer Grippeschutzimpfung. Gerade in dieser Altersgruppe werde die Impfung allerdings nur von gut einem Drittel in Anspruch genommen. „Auch Personen, die täglich mit vielen anderen in Kontakt kommen und dadurch ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, sollten sich schützen. Hierzu gehören etwa das medizinische und pflegerische Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Arbeitnehmer im Einzelhandel, Busfahrer und Lehrer“,  sagt die Landesgeschäftsführerin der Krankenkasse Barmer. Für diese Risikogruppen übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Grippeschutzimpfung.

In diesem Jahr wird bereits vor Beginn der eigentlichen Grippesaison ein Vierfach-Impfstoff geimpft. Dieser deckt laut dem für die Gesundheitsüberwachung in Deutschland zuständigem Robert-Koch-Institut im Vergleich zu dem bislang oft verwendeten Dreifach-Impfstoff ein größeres Erregerspektrum ab. „Da sich Grippeviren rasch verändern können, wird der Impfstoff jährlich angepasst. Der aktuelle Grippeimpfstoff schützt vierfach, vor je zwei Influenza A- und B-Stämmen“, erklärt Kleis. Die Viren können durch winzige Tröpfchen – ein Niesen reicht schon – übertragen werden.

Im vergangenen Jahr wurde zunächst nur ein Dreifachimpfstoff verabreicht. Beim Auftreten der ersten Grippefälle zeigte sich, dass dieser nicht ausreichend schützt und viele Geimpfte trotzdem erkrankten. Weil die zuständige Impfkommission jedoch nur den Dreifachimpfstoff offiziell empfohlen hatte, bezahlten viele Krankenkassen nur diesen und nicht den besser schützenden Vierfachimpfstoff. In diesem Jahr übernehmen die Kassen die Kosten für die Vierfachimpfung. Allerdings bezahlen viele Kassen nur den Versicherten die Impfung, wenn sie zu sogenannten Risikogruppen gehören. Die Ständige Impfkommission des staatlichen Robert-Koch-Instituts empfiehlt eine Impfung daher für Menschen über 60 Jahren, Bewohnern in Pflegeheimen, Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes oder Atemwegserkrankungen und Schwangere. Schwere Nebenwirkungen gebe es nur selten, sagt Kleis.  Da der Impfstoff allerdings mit Hühnereiern hergestellt werde, sei er für Menschen mit einer schweren Hühnereiweißallergie nicht geeignet. „Bei einer leichten Allergie kann man ihn aber in aller Regel problemlos verabreichen.“ Für Kinder, die sich vor Spritzen fürchteten oder eine Blutgerinnungsstörung hätten, stehe auch ein Nasenspray zur Verfügung. Die gesetzlichen Kassen gaben nach Angaben der Apothekenorganisation ABDA zuletzt in einer Grippesaison rund 1,2 Milliarden Euro aus – allein für 35 Millionen Dosen Impfstoff.

 ARCHIV - 29.07.2016, Berlin: ILLUSTRATION - GESTELLTE SZENE - Medikamente und ein Fieberthermometer liegen auf einem Nachttisch. (zu dpa «Grippezeit naht - Gesundheitsminister stellt Impfkampagne vor» vom 09.10.2018) Foto: Maurizio Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 29.07.2016, Berlin: ILLUSTRATION - GESTELLTE SZENE - Medikamente und ein Fieberthermometer liegen auf einem Nachttisch. (zu dpa «Grippezeit naht - Gesundheitsminister stellt Impfkampagne vor» vom 09.10.2018) Foto: Maurizio Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Der beste Zeitpunkt für eine Impfung sei zwischen Oktober und November, sagt Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer. In der Regel komme es vor allem zu Jahresanfang zu einer Häufung von Influenza-Fällen. „Da es etwa zwei Wochen dauert, bis der Immunschutz vollständig aufgebaut ist, sollte die Grippeschutzimpfung möglichst bis Ende des Jahres erfolgt sein.“ Die Stärke der Wellen kann von Jahr zu Jahr erheblich schwanken. Früher wechselten sich starke und schwache Saisons oft ab. In den vergangenen Jahren gab es laut RKI mehrere heftige Wellen hintereinander. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) schätzt, dass pro Jahr zwischen einer und sieben Millionen Bundesbürger wegen Grippesymptomen zum Arzt gehen. Im vergangenen Winter lagen die Werte sogar noch darüber –bei geschätzten neun Millionen Besuchen. Bei schweren Grippewellen können in Deutschland mehr als 20 000 Menschen sterben. In milden Saisons ist oft keine vermehrte Sterblichkeit durch Grippe zu belegen.

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