Helferin mit der weitesten Anreise kommt aus Cuxhaven

Trier · Eine 65-jährige Rentnerin aus Cuxhaven ist Heilig-Rock-Helferin mit der weitesten Anreise. Zur Wallfahrt kam die Frau aus dem hohen Norden durch Zufall - und ist jetzt mit vollem Einsatz dabei.

 Anna Maria Höchtl.

Anna Maria Höchtl.

Foto: Simone Bastreri (Bistum Trier)

"Die nennen mich hier nur noch die Weberin von der Nordsee", lacht und führt das Webschiffchen ein weiteres Mal durch die Fäden. Die 65-jährige Rentnerin aus Cuxhaven ist Helferin bei der Heilig-Rock-Wallfahrt und hat ihren Platz im Zelt des geistlichen Empfangs vor dem Trierer Dom gefunden.

Dort können Pilgerinnen und Pilger Bindfäden abgeben, die dann an einem großen Webstuhl zu einem neuen Tuch zusammengewebt werden. "Das ist alles Gottes Fügung - dass ich nach Trier kam, zufällig hier am Webstuhl eingeteilt wurde und jetzt dauernd hier im Einsatz bin und schon so viele liebe Menschen kennengelernt habe", ist sich die frisch pensionierte Gemeindereferentin und Dekanatssprecherin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands Hildesheim sicher.

Sie ist wohl die Helferin mit der weitesten Anreise, etwas über 600 Kilometer sind es von Cuxhaven an der Nordsee bis nach Trier. In ihrer Heimat arbeitet Höchtl ehrenamtlich in der Urlauberseelsorge und als Küsterin in ihrer Heimatgemeinde St. Marien. Dort bietet sie Urlaubern und Einheimischen etwas ganz Besonderes: das "Pilgern im Watt." An jeweils zehn Dienstagen im Sommer führt sie ihre kleinen Pilgergruppen dreizehn Kilometer über das Watt zur Insel Neuwerk, auf der nur rund 40 Leute wohnen.

Die Pilgerwanderungen hätten sie indirekt auch nach Trier geführt, erzählt sie. Im Internet habe sie nach neuen Pilgertexten gesucht und sei dabei auf die Seite der Heilig-Rock-Wallfahrt gestoßen. "Als ich gelesen habe, dass dort Helfer gesucht werden, habe ich mich sofort angemeldet. Seit dem 10. April bin ich jetzt hier und helfe mit."

Bevor sie in die Jugendherberge gezogen sei, habe sie die erste Nacht auf einem Matratzenlager im Josefsstift verbracht, wo sie eine gleichaltrige Helferin aus Gerolstein kennenlernte. "Wir sind schon ein Herz und eine Seele. Es ist toll, wie viele nette Kontakte ich hier geknüpft habe."

Seit drei Wochen ist sie nun schon im Dauereinsatz im Zelt auf dem Domfreihof. "Das Ehepaar Marder, das den Webstuhl aufstellte, hat mir erklärt, wie alles funktioniert und ich habe ein bisschen handwerkliches Geschick. So ist das Weben irgendwie zu meiner Aufgabe geworden."

Besonders berührt hat sie die Geschichte eines jungen Mannes, der einen Faden bei ihr abgegeben hat. "Er erzählte mir, dass seine kürzlich verstorbene Mutter immer strickte und er nach ihrem Tod viele Wollknäule in ihrer Wohnung fand. Er hat mir den Faden gegeben und gesagt, seine Mutter stricke im Himmel sicher immer noch."

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