Hermeskeiler CDU-Chef tritt zurück

Hermeskeil · Die Christdemokraten in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil stehen zwei Monate vor der Kommunalwahl ohne Parteichef da. Sven Stieffenhofer ist mit sofortiger Wirkung als Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands zurückgetreten. Seine Parteifreunde hatten dem 32-Jährigen vor wenigen Tagen einen Denkzettel verpasst und ihn nur mit hauchdünner Mehrheit als CDU-Bewerber für den VG-Rat nominiert.

 Sven Stieffenhofer.TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Sven Stieffenhofer.TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Hermeskeil. Die Entscheidung von Sven Stieffenhofer kam selbst für seine Vorstandskollegen völlig unverhofft: Der 32-jährige Rascheider hat erklärt, dass er sein Amt als Vorsitzender des Hermeskeiler CDU-Gemeindeverbands abgibt. Stieffenhofer war drei Jahre lang Parteichef des Gemeindeverbands, dem alle CDU-Ortsvereine in der VG angehören. Auch seine Bewerbung für die VG-Ratswahl am 25. Mai zieht er zurück.
Schlechtes Ergebnis
Stieffenhofer stand auf Platz drei der CDU-Liste. Bei dieser Nominierung hatte Stieffenhofer am vorigen Mittwoch bei der CDU-Mitgliederversammlung allerdings ein Ergebnis eingefahren, das alles andere als ein Vertrauensbeweis war.
Nur ganz knapp schaffte es Stieffenhofer, der wegen Krankheit nicht anwesend war, überhaupt auf den für ihn vorgeschlagenen Listenplatz. 15 Parteifreunde stimmten für ihn. Es gab aber auch zwölf Nein-Stimmen und drei Enthaltungen (der TV berichtete).
Er habe zwar schon mit Gegenstimmen gerechnet, "weil ich immer offen meine Meinung sage und das nicht jedem gefällt. Ich habe aber schon zumindest vier oder fünf Stimmen Unterschied erwartet", sagt Stieffenhofer im TV-Gespräch. Der 32-Jährige, der in der Schulabteilung der Kreisverwaltung arbeitet, bezeichnet das schlechte Wahlergebnis aber nur als "i-Tüpfelchen", das ihn zum sofortigen Rücktritt bewogen habe. Er hätte aber ohnehin vorgehabt, den CDU-Spitzenposten abzugeben - und zwar bei der turnusmäßigen Neuwahl des CDU-Vorstands, die noch in diesem Frühjahr ansteht. "Diese Entscheidung war also schon länger gereift", betont Stieffenhofer.Mehr Verlässlichkeit gewünscht


Dass er nun vorzeitig alle Ämter und auch seinen Listenplatz abgibt, begründet Stieffenhofer damit, "dass ich einen glatten Strich ziehen will". In Sachfragen gebe es in den Reihen der Parteimitglieder zwar bei einigen Themen unterschiedliche Meinungen - etwa bei der Windkraft oder beim Nationalpark. Über den grundsätzlichen Kurs sei man sich im Vorstand aber einig gewesen. Ein politischer Richtungsstreit war nicht der Grund für seinen Rücktritt. Allerdings hätte er sich bei parteiinternen Absprachen "mehr Verlässlichkeit gewünscht. Näher ins Detail will ich bei diesem Punkt aber nicht gehen." Auch habe er gemerkt, dass er es als jüngerer Politiker häufig schwer habe, seine Meinung gegen ältere Parteifreunde durchzusetzen.Noch kein Nachfolger


Die beiden Stellvertreter Udo Schirra und Roland Eiden führen nun kommissarisch die Geschäfte des Gemeindeverbands. "Wir werden uns jetzt kurzfristig mit dem Vorstand treffen und das weitere Vorgehen besprechen", sagt Schirra. An welchem Termin die Mitglieder einen neuen Parteichef wählen, wer die Nachfolge Stieffenhofers antreten soll und wer dessen Listenplatz drei übernimmt, sei aber noch offen, so Schirra.
Auch Hartmut Heck, Fraktionssprecher der CDU im VG-Rat und Spitzenkandidat bei der Wahl am 25. Mai, will sich an einer Personaldiskussion zum jetzigen Zeitpunkt nicht beteiligen. Er nehme Stieffenhofers Entscheidung mit "Bedauern zur Kenntnis, weil wir einen unserer Aktivposten verlieren." Möglicherweise deute das Abstimmungsergebnis vom Mittwoch aber darauf hin, dass das ein oder andere CDU-Mitglied mit dem "Führungsstil" des bisherigen Parteichefs nicht so gut klargekommen sei, so Heck.Meinung

Kein Schwergewicht
Gerade kurz vor einer Wahl ist es für eine Partei äußerst ärgerlich, wenn sich plötzlich interne Spannungen und personelle Probleme zeigen. Hinzu kommt, dass es ja eine zentrale Aufgabe des Gemeindeverbandsvorsitzenden ist, den Wahlkampf zu organisieren. Trotzdem wird Sven Stieffenhofers Rücktritt der Hermeskeiler CDU keinen allzu großen Schaden zufügen. Dafür hatte der junge Parteichef aus Rascheid zu wenig Einfluss im politischen Tagesgeschäft. Denn Stieffenhofer war kein Mitglied im VG-Rat. Deshalb ist er außerhalb des politischen Zirkels bei den Bürgern auch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt geblieben. Für den Kurs der Hermeskeiler CDU stehen in der öffentlichen Wahrnehmung vielmehr Fraktionschef Hartmut Heck und natürlich auch VG-Bürgermeister Michael Hülpes. Dazu kommt als neuer starker Mann aus der Stadt der dortige Bürgermeisterkandidat Mathias Queck. Kurzum: Ein politisches Schwergewicht verliert die CDU mit Stieffenhofer nicht unbedingt. Das dürfte die Suche nach einem Nachfolger als Parteichef deutlich erleichtern. a.munsteiner@volksfreund.de

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