Hinter den sieben Bögen liegt ein schöner Ort

Trier-Pfalzel · Werner Pfeiffer und Margret Pfeiffer-Erdel sind ein ungewöhnliches Paar. Er ist noch amtierender Ortsvorsteher von Pfalzel. Sie wird ihn am 15. Juli in dieser Position ablösen. Der Trierische Volksfreund hat im Rahmen der Serie Stadtteiltour mit beiden über Pfalzel gesprochen.

 Im Herbst wird die Viezkelter am alten Amtshaus wieder in Betrieb genommen. Für Margret Pfeiffer-Erdel und Werner Pfeiffer ist es ein Symbol für die funktionierende Dorfgemeinschaft in Pfalzel. TV-Foto: Rainer Neubert

Im Herbst wird die Viezkelter am alten Amtshaus wieder in Betrieb genommen. Für Margret Pfeiffer-Erdel und Werner Pfeiffer ist es ein Symbol für die funktionierende Dorfgemeinschaft in Pfalzel. TV-Foto: Rainer Neubert

Trier-Pfalzel. Ein Ort mit großer Geschichte, idyllisch an der Mosel gelegen, das ist Pfalzel. 3500 Menschen leben dort. TV-Redakteur Rainer Neubert hat mit Margret Pfeiffer-Erdel und ihrem Mann Werner Pfeiffer über das Besondere an diesem Stadtteil gesprochen.

Welches ist der schönste Stadtteil von Trier?
Margret Pfeiffer-Erdel: Natürlich ist das Pfalzel, einem der ältesten und der schönste Stadtteil.
Werner Pfeiffer: Natürlich, und wer nicht nach Pfalzel will, der kommt auch nicht hierher. Wir haben so gut wie keinen Durchgangsverkehr. Und die Touristen fahren an der Mosel vorbei oder kommen in den Ort.

TV-Stadtteiltour Pfalzel


Ist es also das Touristische, was Pfalzel von anderen Stadtteilen unterscheidet?
Werner Pfeiffer: Das touristische Angebot ist natürlich etwas Besonderes.
Margret Pfeiffer-Erdel: Prägend ist vor allem der dörfliche Charakter. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist hier noch groß. Das sieht man auch bei den Festen. Wenn wir Pfalzeler in die Innenstadt wollen, dann heißt es hier, wir fahren in die Stadt.

Dieses Bewusstsein für die eigene, dörfliche Gemeinschaft zeichnet also die Pfalzeler aus?
Margret Pfeiffer-Erdel: So ist es. Wenn Sie 50 Jahre in Pfalzel leben, dann heißt es im Nachruf immer noch, das war ein Fremder, obwohl die Leute ihn schon 50 Jahre lang gekannt haben.
Werner Pfeiffer: (lacht) Ich sin och kin Palzler. Ich sin en Konzer Dokter. 1966 bin ich nach Pfalzel gekommen. Aber ich wurde direkt prima aufgenommen. Später war ich dann zehn Jahre lang stellvertretender Ortsvorsteher, dann zehn Jahre Ortsvorsteher. Hier lässt es sich prima leben.
Und wie ist es mit der Rivalität zu den Nachbarorten?
Margret Pfeiffer-Erdel: Das war früher, mit Biewer, vor allem im Karneval. Aber ich muss sagen, dass sich das inzwischen gegeben hat. Das ist wirklich viel besser geworden. Wir helfen uns auch gegenseitig bei den Umzügen.

Und wie steht es mit der Beziehung zu den Nachbarn Ehrang und Quint?
Margitta Pfeiffer-Erdel: Früher hieß es immer ,Erik, Palzel, Biewer, alles ein Kaliber\'.
Werner Pfeiffer: Mit Quint gab es nie Probleme. Früher haben viel Leute aus Pfalzel in Quint gearbeitet. Aber Pfalzel war ein Eisenbahnerort. Fast alle haben bei der Eisenbahn gearbeitet, später dann auch auf der Plättchesfabrik, bei Agrob.

Zehn Jahre Ortsvorsteher, davor zehn Jahre Stellvertreter. Welche Entscheidungen waren in dieser Zeit die wichtigsten für Pfalzel?
Werner Pfeiffer: Das Wichtigste war der Erhalt unserer Grundschule. Dann unser Neubaugebiet, der Verbrauchermarkt, der bald eröffnet wird.
Margret Pfeiffer-Erdel: Die Erhöhung des Hochwasserschutzes.
Werner Pfeiffer: Natürlich. Und der Mäusheckerweg ist neu gemacht worden. Das sind die Höhepunkte dieser Jahre. Ich habe immer sehr darauf geachtet, dass unser Budget für Pfalzel verwendet worden ist. Zum Beispiel für den Fußballplatz, den Feuerwehrvorplatz, die Schule, dafür haben wir immer Zuschüsse gegeben.

Am 15. Juli erfolgt der Wechsel. Dann wird die Frau das Steuer in die Hand nehmen. Gibt es dann neue Akzente?
Margret Pfeiffer-Erdel: Ich will die Pfalzeler Chronik neu auflegen. Der Erhalt der Grundschule wird ein wichtiges Thema bleiben. Durch das Neubaugebiet wird die Schule nun zweizügig. Wir haben da ganz gute Karten. Zudem lässt sich die Schule sehr gut behindertengerecht ausbauen. Aber natürlich beschäftigen mich die Tagesgeschäfte. Im Augenblick muss es zum Beispiel schlimme Geruchsbelästigungen aus dem Hafen geben. Da bin ich im Gespräch mit den Behörden und Anwohnern.

Gehört der Hafen zu Pfalzel?
Margret Pfeiffer-Erdel: Der Hafen gehört zu Ehrang. Vor 1969 hatten sich Ehrang und Pfalzel zusammengetan, um eine Eingemeindung nach Trier zu verhindern. Damals gab es bereits eine kleine Gebietsreform und der Hafen wurde Ehrang zugeschlagen. Das war die Großgemeinde Ehrang-Pfalzel. Wir hatten sogar ein Amt in Pfalzel. Aber 1969 kam die Zwangsfusion mit Trier, gegen die wir uns nicht wehren konnten, obwohl sich der Gemeinderat mit Händen und Füßen dagegen gestemmt hat.

Seitdem hat die Stadtverwaltung Trier das Sagen. Stellen Sie sich vor, die würden Pfalzel vier Millionen Euro zur Verfügung stellen. Wofür würden Sie das Geld verwenden?
Werner Pfeiffer: Das Bürgerhaus.
Margret Pfeiffer-Erdel: Ja, das brauchen wir für die Vereine. Wir würden die Grundschule und den Kindergarten sichern. Touristisch könnten wir noch einiges auf der Wallmauer machen. Das Stück Radweg, das noch fehlt, könnten wir fertigmachen. Da gäbe es schon reichlich Projekte, für die wir das Geld gebrauchen könnten.

Leider ist das eine Vision. Und aus dem Programm "Soziale Stadt" wird Pfalzel wohl kaum etwas abbekommen.
Margret Pfeiffer-Erdel: Ganz so rosig ist es leider auch nicht. Es gibt hier viele soziale Problemfälle, wie ich im Sozialausschuss des Stadtrats erfahren habe.

Die bleiben in so einer dörflichen Struktur, wie sie Pfalzel prägt, im Verborgenen.
Margret Pfeiffer-Erdel: So ist das wohl. Da wollen die Betroffenen nicht hinter die Kulissen blicken lassen.

Pfalzel ist der Ort der Brücken. Wer nach Pfalzel kommt, muss erst einmal etliche Eisenbahnbrücken unterqueren.
Werner Pfeiffer: Wir sagen dazu sieben Bogen.

Welche Rolle spielt die Eisenbahn für Pfalzel heute?
Werner Pfeiffer: Der Haltepunkt Pfalzel wird derzeit neu gemacht. Ende 2014 soll das nach zwei Jahren Bauzeit fertig werden. Eigentlich wollten die schon im Frühjahr fertig sein. Aber da hatten die einkalkuliert, dass auch am Wochenende gearbeitet wird. Aber das wurde nicht erlaubt.
Margret Pfeiffer-Erdel: Ich befürchte ja, dass wir durch den Ausbau der Strecke auch mehr Güterverkehr bekommen. Warum soll die Bahn so viel Geld in die Strecke investieren, wenn da nicht mehr Züge rollen?

Und die geplante Regionalbahn?
Werner Pfeiffer: Die macht ja nicht so viel Lärm.
Margret Pfeiffer-Erdel: Grundsätzlich müsste die Bahn aber in die Pflicht genommen werden und für einen verbesserten Lärmschutz sorgen. Da ist derzeit ja gar nichts geplant.
Werner Pfeiffer: Viel Krach macht die Moselbrücke hier bei Pfalzel. Das ist eine reine Eisenbrücke. Aber bei der Bahn sagen sie, die wäre noch nicht so alt, die könnte noch gut 20, 25 Jahre in Betrieb bleiben. .
Margret Pfeiffer-Erdel: Pfalzel ist leider von Lärm umgeben. Wir haben die Bahn, die Mosel mit den Schiffen, die Autobahn, das Industriegebiet. Wir sind ein lärmintensiver Ort.

Dennoch ist Pfalzel ein schöner Stadtteil.
Werner Pfeiffer und Margret Pfeiffer-Erdel: Ja, ja, sehr schön!

Dann nennen Sie mir bitte die drei schönsten Ecken von Pfalzel.
Margret Pfeiffer-Erdel: Die Wallmauer ist schön. Im Bereich Spieles ist es schön, die Bastion, an der Kirche, eigentlich ist Pfalzel überall schön.
Werner Pfeiffer: Nicht vergessen darf man dabei unser Neubaugebiet. Da stehen schöne Häuser. Und es leben dort junge Leute, die unserem Stadtteil die Zukunft sichern.r.n.
volksfreund.de/stadtteileExtra

Der TV auf Stadtteiltour. Wir beleuchten zwei Wochen lang die Besonderheiten eines Stadtteils und schauen am Ende auf einem Stadtteilfest vorbei, in Pfalzel am 5./6. Juli beim neuen Fest auf dem Spielesplatz. Auch Ihre Meinung ist gefragt: Wie lebt es sich in Pfalzel? Was ist schön an diesem Stadtteil, woran fehlt es? Schreiben Sie uns an echo@volksfreund.de (bitte Namen und Anschrift nicht vergessen). Morgen: Ein Blick in die Zukunft. Wie erleben junge Menschen Pfalzel? r.n.

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