Jubelsprung ins Rathaus

Die Obere Kyll hat gewählt: Die CDU-Kandidatin Diane Schmitz hat die Stichwahl gewonnen und wird die neue Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde. 54,5 Prozent votierten für die Herausforderin.

 Strahlende Gewinnerin: Wahlleiter Raimund Geilenkirchen gratuliert Diane Schmitz, der Siegerin der Stichwahlen für den Bürgermeisterposten der VG Oberen Kyll. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Strahlende Gewinnerin: Wahlleiter Raimund Geilenkirchen gratuliert Diane Schmitz, der Siegerin der Stichwahlen für den Bürgermeisterposten der VG Oberen Kyll. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Jünkerath. Um 18.34 Uhr steht es fest: Mit einem Jubelsprung reagiert Diane Schmitz auf das Ergebnis aus Jünkerath, das die 34 Jahre alte Herausforderin zur neuen Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Obere Kyll macht. "Am liebsten würde ich morgen schon anfangen", sagt Schmitz. Aber die Amtszeit von Werner Arenz endet erst zum 31. Dezember, so dass sich die Herausforderin noch etwas gedulden muss.

Der unterlegene Amtsinhaber trägt das Ergebnis mit Fassung und gratuliert Schmitz als einer der ersten. "Die Bürger haben entschieden, somit werde ich meine politische Laufbahn zum 31. Dezember beenden", sagt Arenz. Am Schluss liegen 347 Stimmen zwischen den beiden Bewerbern und damit deutlich mehr als im ersten Wahlgang. Bis dahin lieferten sich beide ein absolutes Kopf-an-Kopf-Rennen.

Kurz nach 18 Uhr füllt sich der Raum im Feuerwehrhaus in Jünkerath, wo die Wahlergebnisse einlaufen. Schon früh ist Diane Schmitz vor Ort, der Amtsinhaber betritt um kurz nach 18 Uhr den Raum. Die Spannung ist fast greifbar. "Man kann echt nicht sagen, wer gewinnen wird", sagt eine Besucherin. Lange müssen die Besucher nicht warten. Um Punkt 18.12 Uhr erscheint das erste Ergebnis an der Wand: Der Wahlbezirk Stadtkyll II entscheidet sich mit 61,5 Prozent für Diane Schmitz, die mit dem hauchdünnen Vorsprung von 18 Stimmen in Führung geht. Dann geht es Schlag auf Schlag. Scheid hat ausgezählt: 56,6 Prozent für Schmitz, ihr Vorsprung wächst. Aber Reuth geht klar an Arenz, übernimmt erstmalig die Führung - wenn auch nur mit zwei Stimmen Vorsprung. Gönnersdorf bringt Schmitz die Führung zurück. Doch Esch votiert deutlich für den Amtsinhaber und bringt Arenz mit 53 Prozent in Führung. Hallschlag geht wieder an Schmitz und auch in Lissendorf punktet die Herausforderin. Jetzt liegt sie wieder mit 55 Prozent oder 141 Stimmen vorne. Dann lassen Kerschenbach, Steffeln II und Feusdorf Arenz wieder aufschließen.

Nach zwölf Wahlbezirken beträgt der Vorsprung rund 100 Stimmen. Doch die großen Brocken Stadtkyll und Jünkerath stehen noch aus. Vor der entscheidenden Phase liegt Schmitz mit 52,2 zu 47,8 Prozent vorn. Der erste von den dicken Brocken, Stadtkyll, geht deutlich an Schmitz. Es wird eng für den Amtsinhaber. Schmitz liegt mit 290 Stimmen in Führung. Auch Ormont geht an die Herausforderin. Jünkerath muss die Entscheidung bringen. Im ersten Wahlgang hatte Arenz hier klar vorne gelegen. Wie groß wird sein Vorsprung diesmal sein? Dann erscheint das Ergebnis: 333 Stimmen für Diane Schmitz, 333 für Werner Arenz - ein Patt, das die endgültige Entscheidung für Schmitz bedeutet. Mit einem Satz springt Schmitz von ihrem Sitz hoch. Unter den Schmitz-Unterstützern bricht Jubel aus, die Entscheidung ist gefallen.

Meinung

Zeichen stehen auf Neuanfang

Die Obere Kyll hat den Wechsel gewählt. Mit der jungen Diane Schmitz holen sich die Bürger eine absolute Fachfrau ins Rathaus, die es schaffen kann, der Verbandsgemeinde neuen Schwung zu geben. Doch um den Neuanfang vollständig zu machen, darf sie sich nicht als reine CDU-Kandidatin verstehen, sondern muss sich von ihrer Partei emanzipieren. Denn die ist immer noch - und das darf das Wahlergebnis nicht verschleiern - tief gespalten und voller falscher Freunde. Ein verlässlicher Rückhalt sieht anders aus, das hat der Wahlkampf bereits gezeigt. Den Sieg über Werner Arenz hat Schmitz deswegen nur zum Teil der Partei zu verdanken. Daher wird es eine ihrer Aufgaben sein, die wackeligen Loyalitäten in der CDU im Auge zu behalten. Dabei hilft ihr, dass sie jetzt von einer viel breiteren Basis ins Rathaus gewählt worden ist. Das eröffnet tatsächlich die Möglichkeit und schürt auch die Erwartung auf die von ihr angekündigte interfraktionelle und sachorientierte Arbeit. Diane Schmitz ist es gelungen, die Mehrheit der Wähler über alle Parteigrenzen hinweg zu überzeugen. Diesen Kredit muss sie jetzt zurückzahlen. c.brunker@volksfreund.de

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