Kein Grund zur Furcht vor den "wenigen Mohikanern"

Trier · Papst Benedikt XVI. wird die Heilig-Rock-Ausstellung nicht besuchen - bei den Bistums-Verantwortlichen hält sich das Bedauern darüber in Grenzen. Nicht, dass sie den Pontifex maximus nicht gerne begrüßen würden. "Aber wenn er käme, dann könnten wir organisatorisch einpacken", meint ein Insider. Es dürfte ohnehin ziemlich eng werden.

 Optimismus 100 Tage vor Wallfahrts-Beginn: Geschäftsführer Wolfgang Meyer, Bischof Stephan Ackermann, Leiter Georg Bätzing, Pressesprecherin Judith Rupp (von links). TV-Foto: Roland Morgen

Optimismus 100 Tage vor Wallfahrts-Beginn: Geschäftsführer Wolfgang Meyer, Bischof Stephan Ackermann, Leiter Georg Bätzing, Pressesprecherin Judith Rupp (von links). TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Es wird die 20. Heilig-Rock-Wallfahrt seit 1512 werden - und diejenige unter den neuzeitlichen mit dem kürzesten Abstand zur vorangegangenen. Nur 16 Jahre nach der bislang letzten Ausstellung holt das Domkapitel seinen wertvollsten Schatz wieder aus dem Hochsicherheitsschrein in der Heilig-Rock-Kapelle hervor. Die Wallfahrten 16 bis 18 fanden 1891, 1933 und 1959 statt. Was dazu führte, dass die Hauptverantwortlichen stets andere waren. Diesmal nicht. Wolfgang Meyer (54) war schon 1996 Wallfahrts-Geschäftsführer und damit derjenige, bei dem die organisatorischen Fäden zusammengelaufen sind.
Der Erfahrungsschatz als Vorteil bei der Organisation von Wallfahrt Nummer 20? Da muss Meyer lachen: "Nein, nicht unbedingt. Das lässt sich nicht so ohne weiteres miteinander vergleichen. " Beispiel Internet. 1996 war www-Steinzeit. Auch das Bistum machte seine ersten Gehversuche mit den neuen Kommunikationsmöglichkeiten. "Und wir haben die Wallfahrt mit einem einzigen Computer vorbereitet - heute völlig unvorstellbar", erinnert sich Meyer. Ebenso unvorstellbar ist für ihn heute die vor zwölf Jahren skeptische Grundeinstellung vieler Trierer zu Beginn der Wallfahrt. "Viele glaubten, die Welt geht unter. Tatsächlich ging die Sonne auf", pflichtet Wallfahrtsleiter Georg Bätzing (50) bei.
Dennoch gelte es, in der jetzt angebrochenen "heißen Phase der Vorbereitungen" intensive Informationsarbeit - auch in eigenen Helferreihen - zu leisten. Das Wort "Ausnahmezustand" fällt nicht, es würde aber ganz gut das beschreiben, was Trier vom 13. April bis 13. Mai blüht. Auf 500 000 Wallfahrer bereitet sich das Bistum derzeit vor. Auch die 1996 erreichte Zahl von 700 000 wäre zu stemmen. Aber darüber hinaus würde es arg eng zugehen in einer Stadt, die sich an anderen Ausnahmezustands-Terminen (Adventssamstage, Mariä-Himmelfahrt) als leicht anfällig für Verkehrschaos erweist.
Mehr Parkplätze als 1996


Immerhin sind die Rahmenbedingungen seit 1996 besser geworden. Damals gab es weder das Alleencenter-Parkhaus noch das neue (doppelt so große) City-Parkhaus. Und an den Wochenenden, an denen der Andrang erfahrungsgemäß am größten ist, stehen die großen Auffangparkplätze vor den Toren der City zur Verfügung. Werktags dient das Messegelände in den Moselauen als Park-&-Ride-Platz mit Busanbindung im Zehn-Minuten-Takt an die Altstadt. Dort wird ein Heer von ehrenamtlichen Helfern die Pilger oder neugierige Touristen informieren und zu den anderen Schauplätzen abseits des Doms lotsen - etwa zum Wallfahrtsladen auf dem neuen Bischof-Stein-Platz, der Freiluftbühne in Muschelform im Palastgarten oder der Pilgeroase im Brüderkrankenhaus.
Angesichts internationaler Resonanz muss Bischof Stephan Ackermann nicht fürchten, dass sein Alptraum ("Stell dir vor, es ist Wallfahrt - und es kommen nur ein paar Mohikaner") wahr wird. Platz für einen Papst-Besuch wäre aber nicht wirklich. Ein zusätzliches Großevent im Großevent würde den Rahmen sprengen. "Das würde einen riesigen zusätzlichen Apparat in Bewegung setzen", sagt ein Insider. "Und wir könnten organisatorisch gleich einpacken."
Extra

Service-Hinweise und einen Überblick über Aktivitäten der Heilig-Rock-Wallfahrt bietet das in einer Erstauflage von 20 000 Exemplaren frisch vom Wallfahrtsbüro herausgegebene Programmheft. Erhältlich ist es ab Freitag unter anderem in den Service-Centern des Trierischen Volksfreunds in Trier, Wittlich und Bitburg. Mehr Infos und Programm-Aktualisierungen unter heilig-rock-wallfahrt.de Extra

Bischof Stephan Ackermann lädt alle Interessierten aus dem Bistum Trier, vor allem die Mitarbeiter, für den 11. Januar zu Gesprächen darüber ein, wie die Fälle von sexuellem Missbrauch besser aufgearbeitet werden können. Das teilte die bischöfliche Pressestelle gestern mit. Dabei gehe es um einen angemessenen Umgang mit Opfern und Gemeinden und um eine Kultur der Achtsamkeit. Ackermann ist Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort