Keine klare Mehrheit im Neuerburger Land

Wenig zu lachen gibt's nach der Kommunalwahl für die Neuerburger CDU: Ihr Bürgermeister-Kandidat ist gescheitert (der TV berichtete), außerdem gehört die konservative Mehrheit im Verbandsgemeinde-Rat der Vergangenheit an: CDU und FDP verfügen zusammen nur noch über elf der insgesamt 24 Sitze.

Neuerburg. 49 Ortsgemeinden zählt die Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg. 49 Ortsgemeinden, die allesamt ihre Eigenheiten haben und deren Bürger höchst unterschiedlich in der Wahlkabine entscheiden, wie aus den Einzel-Ergebnissen für die Wahl der Mitglieder des VG-Rats deutlich wird. Die CDU erzielt ihr Spitzenergebnis genau wie bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren mit 70,7 Prozent in Keppeshausen, den schlechtesten Wert erreichen die Christdemokraten mit 20,9 Prozent in Roth an der Our. Die SPD schwankt zwischen 35,6 Prozent in Herbstmühle und mageren 1,1 Prozent in Scheitenkorb. Die Liste Lentes gewinnt traditionsgemäß in ihrer Stammgemeinde Mettendorf. Ganz schlecht sieht es dagegen in Affler aus (0,2 Prozent). Die Unabhängige Bürgervertretung (UBV) erzielt ihr bestes Ergebnis mit 30,4 Prozent in Heilbach, kann aber in Keppeshausen keinen einzigen Wähler für sich gewinnen: 0 Prozent. Das Topergebnis der FDP kommt aus Gentingen (26,7 Prozent), nur 0,3 Prozent erreicht sie in Herbstmühle. Ganze 32,4 Prozent der Plascheider Wähler votieren für die Grünen, aus Niehl, Affler und Bauler gibt's dagegen keine einzige Stimme (0 Prozent).

In der Gesamtrechnung bedeutet dies (in Klammern die Ergebnisse der Kommunalwahl 2004): Die CDU bleibt zwar mit 36,9 Prozent (44,2) stärkste Kraft im Neuerburger VG-Rat, büßt aber zwei Sitze ein und stellt künftig nur noch neun Ratsmitglieder. Die SPD verbessert sich auf 20,7 Prozent (15,3), gewinnt einen Sitz hinzu und hat nun fünf Mandate. 15,7 Prozent (12,2) erreicht die Liste Lentes: Vier Sitze, einer mehr als zuvor, gibt's für sie im Rat. Ähnlich wie die CDU muss auch die UBV Verluste hinnehmen: Angetreten mit dem Ziel, sich als zweitstärkste Kraft zu etablieren, stehen ihr nach der Wahl nur noch drei statt vorher vier Sitze zur Verfügung, auf 10,6 Prozent (16,8) stürzt die UBV ab. Freude dagegen bei den Grünen: Sie schaffen mit 5,5 Prozent (2,8) den Einzug in den Rat und stellen künftig ein Ratsmitglied.

Auch in der VG Neuerburg wirbelten die Wähler die Listen-Vorschläge der Parteien teilweise ordentlich durcheinander: Der FDP-Spitzenkandidat Günter Eichertz findet sich wie bei der Kommunalwahl 2004 auf Platz drei wieder und verpasst damit den Einzug in den Rat, so dass zwei neue Gesichter die FDP im Rat vertreten. Auch Lothar Penning, der auf Platz zwei der UBV-Liste geführt war, sich aber auf Position vier wiederfindet, gehört dem neuen Rat nicht mehr an. Einen persönlichen Erfolg konnte der scheidende Neuerburger Stadtbürgermeister Willi Hermes für sich verbuchen: Die Wähler schoben ihn von Listenplatz neun auf Platz eins.

Dem neuen VG-Rat gehören folgende Mitglieder an: Für die CDU Willi Hermes, Berthold Majerus, Stefan Billen, Matthias Lorig, Rudolf Roßler, Ingrid Billen, Michael Rodens, Manfred Schreiber, Lothar Wiemer. Für die SPD Günter Scheiding, Johann Roos, Günter Colling, Peter Fandel, Walter Moos. Für die Liste Lentes Paul Lentes jun., Alexander Stellmes, Peter Fisch, Manfred Thiex. Für die UBV Peter Trauden, Arnold Theis, Wolfram Bollig. Für die FDP Klaus Sauerwein, Josef Wolter. Für die Grünen Georg Högner.

Meinung
Neue Machtverhältnisse?

Von Nina Ebner

Dicke Luft – die gab es in den Sitzungen des Neuerburger VG-Rats häufiger. Die CDU konnte im Konsens mit der FDP oft machen, was sie wollte. Und auch wenn die Vertreter der UBV, Liste Lentes und der SPD mehrfach die besseren Argumente auf ihrer Seite sahen, waren sie angesichts der Mehrheitsverhältnisse machtlos. Machen sie aber künftig gemeinsame Sache, verschieben sich die Machtpositionen im Rat: CDU und FDP kommen lediglich auf elf, UBV, Liste Lentes und SPD haben zusammen zwölf Sitze. Ganz zu schweigen von dem Grünen-Vertreter, der künftig das Zünglein an der Waage spielen kann. Festzuhalten bleibt, dass der gegen die Person des Bürgermeisters ausgerichtete Wahlkampf der CDU wohl mehr geschadet als genutzt hat. Und der neu formierte Rat wird darüber hinaus genug damit zu tun haben, zerschlagenes Porzellan wieder zu kitten. Hoffentlich gelingt ihm das schnell, in der VG gibt es genügend Aufgaben, die dringend angepackt werden müssen.
n.ebner@volksfreund.de

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