Klimakrise verstehen Von Albedo-Rückkopplung bis Jetstream – unsere Tipps für verständliche Infoquellen rund um die Klimakrise

Jetstream, Ozonschicht oder Kipppunkte: In der Debatte um die Klimakrise wird mit wissenschaftlichen Begriffen nur so um sich geschmissen. Das kann manchmal ganz schön verwirren. Um zu verstehen, was mit unserem Klima passiert, sind gute und verständliche Informationsquellen entscheidend. Ob Bücher, Filme oder Podcasts – das sind die Tipps unserer Redaktion.

Was sind eigentlich Kipppunkte und was haben die Eisschichten in Grönland mit der Albedo-Rückkopplung zu tun? Fragen über Fragen – unsere Tipps für verständliche Informationsquellen sind für selbsternannte Klimaexperten und jene, die es gerne werden wollen.

Foto: dpa/Natacha Pisarenko

Wer sucht, der findet – das gilt auch für ausführliche Informationen zur Klimakrise. In Talkshows, wissenschaftlichen Artikeln und Debatten wird das Thema besprochen und bis ins kleinste Detail aufgedröselt. Wir könnten also wirklich gut informiert sein. Einen Haken gibt es aber: Nicht alle Informationen sind für den Laien verständlich.

Dass alle Bürgerinnen und Bürger verstehen, was da mit unserem Klima passiert, ist aber ganz essenziell. Nur so können wir gemeinsam unser Klima retten und den angerichteten Schaden eindämmen. Manchen Medien, gelingt es, die komplexen Zusammenhänge, so herunterzubrechen, dass sie auch ohne viel Hintergrundwissen verständlich sind.

Hier sind unsere Tipps zu Podcasts, Büchern, Filmen, Serien und Dokumentationen, denen das aus unserer Sicht besonders gut gelungen ist. Unsere Tipps haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jede Informationsquelle, die zu mehr Klimabewusstsein beiträgt, ist gut und wichtig für die Gesellschaft.

Klima auf die Ohren – unsere Podcast – Tipps

Ob Spiegel, Zeit, SWR, WWF oder Greenpeace: nahezu jedes Medium hat ein Angebot, das die Klimakrise aufgreift. Die Vielfalt an Podcasts ist groß. Diese zwei haben uns besonders überzeugt:

Quarks Daily Spezial: Kipppunkte beim Klima – Darum sollten wir JETZT handeln

In der Spezialfolge des Wissenschaftsformats der ARD wird ein ganz wichtiger Aspekt der Klimakrise angesprochen: die Kipppunkte. Ist ein Kipppunkt durch unser klimaschädliches Verhalten angestoßen, folgt ein Dominoeffekt. Was dann passiert, lässt sich auch durch Gegenmaßnahmen nicht mehr stoppen. Welche Kipppunkte es gibt, wie sie ineinander greifen und was getan werden muss, um das folgenreiche Dominospiel zu verhindern, wird hier in 30 Minuten verständlich erklärt.

1,5 Grad – der Klima-Podcast mit Luisa Neubauer

Von Herbert Grönemeyer, über Markus Lanz bis hin zu Torsten Sträter oder Felix Lobrecht: mit ihren prominenten Gästen spricht die Klimaaktivistin über verschiedene Aspekte der Klimakrise. Tempolimit für weniger Abgase? Im Podcast diskutiert Luisa Neubauer das Thema mit Formel-1 Weltmeister Sebastian Vettel. Die Vielfalt an Themen, die angesprochen und diskutiert werden, machen den Podcast besonders spannend. Die unterschiedlichen Gäste bringen immer neue Blickwinkel in die Klimadebatte ein. Wer nicht den ganzen Podcast rauf und runter hören möchte, findet dennoch eine Folge mit einem Thema oder Gast, die zum reinhören verleitet.

Klima zum Nachlesen – unsere Bücherempfehlungen

Erklärs mir, als wäre ich 5 – Petra Cnyrim

Zugegeben, niemand mag es, wie ein Kind behandelt zu werden. Der Ansatz den Cnyrim in ihrer Buchreihe verfolgt, ist dennoch gut. Komplexe Zusammenhänge werden so runtergebrochen, dass sie deutlich leichter zu verstehen sind. Es muss nicht immer das wissenschaftliche Paper sein, um als belesen zu gelten. Besonders, wenn das Verstehen im Vordergrund steht. Begriffe wie „Jetstream“, die wichtige Funktion des Golfstroms oder die Albedo-Rückkopplung werden wirklich verständlich erklärt.

Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel – David Nelles und Christian Serrer

Auch bei Nelles und Serrer steht das Verstehen im Vordergrund. Ursachen und Folgen werden verständlich erklärt und mit anschaulichen Grafiken dargestellt.

Machste dreckig – Machste sauber: Die Klimalösung – David Nelles und Christian Serrer

In ihrem zweiten Buch greifen sie dann die Klimalösungen auf, mit denen wir täglich konfrontiert werden. Wind- oder Solarenergie? Müssen wir alle Vegetarier werden und warum saugen wir das CO₂ nicht einfach wieder aus der Luft? Die Autoren stellen Lösungsansätze vor, stellen Pro und Kontra gegenüber und geben ihren Leserinnen und Leser konkrete Maßnahmen an die Hand. Natürlich wieder mit anschaulichen Grafiken, die das Verstehen und Lesen erleichtern.

Was, wenn wir einfach die Welt retten? – Frank Schätzing

Der Klimawandel ist jetzt; dessen Folgen sind jetzt und wir steuern auf ganz schön düstere Aussichten zu, wenn wir weiter machen wie bisher. Klingt alles nach Dystopie und Thriller? Das dachte sich auch Frank Schätzing. Der Autor bedient für gewöhnlich das Thriller-Genre. Mit seinem Sachbuch zum Klima bietet er ein Rundumpaket: Grundlagen werden verständlich Erklärt, Akteure des Klimawandels beleuchtet, Pro und Kontra Argumente aufgezeigt und, weil ein bisschen Nervenkitzel natürlich nicht fehlen darf, unterschiedliche Zukunftsszenarien durchgespielt. Ein Sachbuch, das sich liest wie ein Thriller und Klimafakten auf den Punkt bringt.

Deutschland 2050 – Nick Reimer und Toralf Staud

Bereit für eine kleine Zeitreise? Die Folgen der Klimakrise sind bereits da. Wir können nur weitere, noch drastischere Folgen verhindern, aber ein Teil des Schadens ist schon angerichtet. Was das in der Zukunft bedeuten kann und wie uns das auch hier in Deutschland betreffen wird, zeigen die Autoren Reimer und Staud. Dabei soll ihr Buch keinesfalls dazu verleiten, den Kopf in den Sand zu stecken, getreu dem Motto „ist doch eh alles schon verloren!“. Im Gegenteil: manchmal muss es der drastische Blick auf die Realität und eine düstere Zukunft sein, die dann zum Handeln motiviert.

Die bisherigen Bücherempfehlungen sind eine gute Basis für ein solides Grundwissen zum Thema Klimakrise. Nun ist die Frage, was jeder einzelne zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann. Die folgenden Bücher sind daher gute Ratgeber, um den eigenen Alltag klimafreundlicher zu gestalten.

Wie schlimm sind Bananen? Der CO₂-Abdruck von allem – Mike Berners-Lee

Wie viel CO₂ wird eigentlich durch ein paar neue Sneaker verursacht? Spielt es eine Rolle, ob ich nun fünf Tage die Woche Fleisch esse und zehn Jeanshosen im Schrank liegen habe? Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Ja, es macht einen Unterschied. Welche Zahlen hier gemeint sind? Die Menge an Treibhausgasen, die durch unseren Alltag und unseren Konsum freigesetzt werden. Berners-Lee zeigt für nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens auf, welche Treibhausgase unser Konsum verursacht und trägt so zu einem besseren Bewusstsein bei. Tipps zum Reduzieren gibt der Autor natürlich auch.

Einfach Nachhaltigkeit Leben – Julia Zohren

Zwei Liter Wasser, 30 Gramm geriebene Aleppo-Seife und vier Esslöffel Waschsoda – das ist das Rezept für eigenes und nachhaltiges Waschmittel. Diesen und weitere nützliche Ansätze für einen nachhaltigeren Alltag hat Zohren in ihrem Buch gesammelt. Der Leser bekommt nützliche Tipps für alle Bereiche des Alltags und kann so bewusst das eigene Leben klimafreundlicher gestalten und zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Das Buch eignet sich besonders gut, für die Frage „Wo soll ich anfangen?“. Ob im Haushalt, bei der Ernährung oder beim Reisen – Zohren bietet für alle Lebenslagen eine nachhaltige Lösung.

So genug gelesen. Auch in Film und Fernsehen wird die Klimakrise thematisiert. Ob in Dokus oder Hollywood-Blockbustern: hier unsere Empfehlungen.

Filme, Serien und Dokumentationen

Eine unbequeme Wahrheit

Anders als Donald Trump hat Al Gore, ehemaliger Vize-Präsident der USA, bereits (früh) erkannt, dass der Klimawandel real ist: „Das ist nicht ein politisches Problem, sondern ein moralisches.“ Der Dokumentarfilm aus dem Jahr 2006 mag nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sein. Dennoch gehört er zu den Klassikern und hinterlässt bis heute einen bleibenden Eindruck. Volksfreund Redakteurin Veronika Königer hat den Film in ihrer Schulzeit das erste Mal gesehen. „Darin sind auch viele Dinge erklärt, die ich mir bis heute gemerkt habe. Es hatte also auch irgendeinen pädagogischen Wert.“

Der Dokumentarfilm mit Al Gore ist nicht frei von Kritik. Das gilt im Grunde für alle unsere Empfehlungen, vor allem aber bei den Dokumentationen, Filmen und Serien. Nur Sir David Attenborough scheint davon frei zu sein. Es sei daher an dieser Stelle erwähnt, dass es wichtig ist, alle Informationen auch kritisch zu hinterfragen. Die Erkenntnisse der Wissenschaft ändern sich stetig. Was als gute Informationsquelle empfunden wird, ist letztendlich sehr subjektiv.

David Attenborough: Mein Leben auf unserem Planeten

„Unser Planet steuer auf eine Katastrophe zu“, die Stimme aus dem Off im Trailer kennen die Meisten. Sir David Attenborough kämpft auch noch mit 97 Jahren unermüdlich für die Natur, das Reich der Tiere und den Erhalt unseres Planeten. Er ist in gewisser Weise selbst eine Art Klassiker, wenn es um Naturdokumentationen geht. Die Bilder des Dokumentarfilms zeigen die Schönheit unserer Erde und wie stark sie gefährdet ist. Ein Film, für alle Fans des britischen Naturforschers, aber auch für jene, die lernen wollen, mit der Natur zu leben und nicht gegen sie. Attenborough verspricht im Trailer: „Lassen Sie mich Ihnen erklären, wie.“

Planet e und Klimawandel – was die Wissenschaft wirklich weiß

ARD und ZDF bieten ebenfalls eine Vielfalt an unterschiedlichen Informationsgrundlagen. Planet e bietet viele unterschiedliche Folgen zu verschiedenen Themen der Klimakrise und steht kostenlos in der ARD Mediathek zur Verfügung.

In einer zweiteiligen Doku vom WDR und ZDF stellt die bekannte Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Thema dar. Klimawandel – Teil1: Was die Wissenschaft wirklich weiß (…und was nicht). Teil 2: Was wir tatsächlich tun können.

Seaspiracy

Die Netflix Doku widmet sich unseren Ozeanen. Der Appell: Lasst die Meere in Frieden. Überfischung und enorme Verschmutzungen setzen dem Ökosystem massiv zu. Die Dokumentation wurde für angeblich veraltete Fakten kritisiert. Die Organisation Global Citizen und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland haben daher jeweils einen Faktencheck durchgeführt.

Don´t Look Up

Ein bisschen Hollywood gefällig? Kein Problem. Auch die Filmindustrie beschäftigt sich seit etlichen Jahren mit der Klimakrise. „Don´t Look Up“ mit Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence soll zeigen, was passiert, wenn wir nicht auf die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hören. DiCaprio setzt sich aktiv für den Klimaschutz ein. Auch der Dokumentarfilm „Before the Flood“ mit dem Oscar-Preisträger ist sehr zu empfehlen.

Nur wenn wir wissen, was mit unserem Planeten passiert und warum es passiert, können wir aktiv Klimaschutz betreiben. Gute Infoquellen, die uns helfen zu Verstehen, spielen dabei eine ganz entscheidende Rolle.