Selbstversorger-Kolumne „Ach du meine Gurke!“ Mein Mann und seine Zitrusbäumchen
Trier · In ihrer Kolumne „Ach du meine Gurke!“ berichtet Katharina de Mos über ihre Erfahrungen im Selbstversorgergarten. Heute: Wie mein Mann billige, halbtote Pflanzen rettet.
Ich solle bald mal wieder über meinen Mann schreiben, regte eine Kollegin kürzlich an. Sie sei ein Fan von ihm. Das kann ich gut verstehen!
„Schreib doch endlich mal über meine Zitrusbäumchen“, fordert hingegen mein Mann.
Was tun? Schlagen wir doch einfach zwei dicke Fliegen mit einer Klappe. Schreibe ich also über meinen Liebsten und seine Zitrusbäumchen.
Mein Mann liebt es, Pflanzen zu kaufen. Als er noch ein niederländischer Großstadtjunge war, wollte er vor allem Steckerchen (also Elektrogeräte mit Steckerchen). Seit er mit mir auf dem deutschen Land lebt, schleppt er ungezügelt Grünzeugs an.
Aus dem Großstadtjungen ist ein passionierter Gärtner geworden, der einfach nicht wegsehen kann, wenn ihm eine schwarzäugige Susanne zuzwinkert, sich ihm eine Wolfsmilch in den Weg wirft, während der panaschierte Salbei fröhlich winkt.
Wie mein Mann günstig Pflanzen zweiter Wahl kauft und aufpeppelt
Doch musste er die leidige Erfahrung machen, dass sich meine Stirn nicht nur bei neuen Steckerchen bedenklich runzelt, sondern auch dann, wenn er ständig schwer beladen aus den Gartencentern der Region zurückkehrt. Mit den Kassenbons könnte man inzwischen unser ganzes Wohnzimmer tapezieren.
Also hat er (zumindest zur Ablenkung zwischendurch) eine neue Strategie entwickelt, gegen die ich nun wirklich nichts haben kann: Er rettet „kneusjes“ aus der „kneusjeshoek“. Das zu übersetzen, wird wahrlich schwierig. „Kneusje“ bedeutet auf niederländisch sowas wie „kleine Prellung“. Die Pflänzchen sind also schon ein bisschen angedatscht. Nicht selten halbtot. Deshalb stehen sie ja in der „kneusjeshoek“, also der Ecke für ebenso günstige wie halbtote Artikel zweiter, dritter oder letzter Wahl. Und mein Mann rettet sie. „Der beste Gartenladen ist der mit den schlechtesten Gärtnern“, lautet seine Weisheit, denn da ist die „kneusjeshoek“ am größten.
Zuhause tunkt er seine Schützlinge dann erstmal ausgiebig in Wasser. Der Eimer steht immer bereit. Und überraschend oft blühen die traurigen Kerlchen wieder auf.
Zitrusbäume nur einmal pro Woche gießen und richtig düngen
So kamen auch besagte Zitrusbäumchen zu uns: eine Zitrone, eine Limette, eine Mandarine und eine runde Kumquat. Höchstens einmal die Woche darf ich die gießen. Dann aber ordentlich, bis es unten rausläuft. Den hochwertigen Spezialdünger kredenzt mein Mann ihnen persönlich. Auch hat er ihnen mit reichlich Beton und schicken Platten Podeste gebaut, auf denen sie nun dekorativ in spezieller Zitrus-Erde, geschützt unter einer Lage Lava-Mulch in großen Terrakottapötten stehen (für die es leider keine Kneusjes-Ecke gibt). So königlich behandelt, haben sie sich längst von der schweren Zeit erholt und schenken ihrem Retter zum Dank lauter saure Früchtchen.
„Ein Orangenbaum fehlt uns noch“, sagte mein Mann neulich. Ich wette: nicht mehr lange.
In der Kolumne „Ach du meine Gurke!“ berichtet unsere Autorin Katharina de Mos wöchentlich über ihre Erfahrungen mit Krumpern, Kompost oder Kürbissen. Wer nachlesen will, findet sämtliche Kolumnen unter www.volksfreund.de/sauwerleben. Anmerkungen, Tipps oder Themen einfach mailen an k.demos@volksfreund.de