Wie gelingt die Verkehrswende in der Region? Ohne Verkehrswende wird die Region abgehängt

Trier · Die Ziele sind für Elmar Kandels, Mobilitätschef der Stadtwerke Trier, klar. Hürden sieht er noch beim fehlenden Fahrpersonal, der Elektrifizierung der Flotte und bezahlbaren Tickets.

 Auf der Linie 1 im Einsatz: Einer der beiden neuen Citaro-E-Busse der Stadtwerke Trier (SWT).

Auf der Linie 1 im Einsatz: Einer der beiden neuen Citaro-E-Busse der Stadtwerke Trier (SWT).

Foto: Roland Morgen

Ob und wie die Verkehrswende für Trier gelingen kann – damit befasst sich bei den Stadtwerken Trier (SWT) der Bereichsleiter Mobilität Elmar Kandels. Dass die Verkehrswende kein Selbstläufer wird, ist naheliegend. Kandels sieht dabei für die Region konkret drei große Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Zum einen leide der ÖPNV unter Fachkräftemangel – „insbesondere beim Fahrpersonal“, so Kandels. Ohne Fahrpersonal hakt jedoch die Verkehrswende. Weitere zu bewältigende Hürden seien die Elektrifizierung des Fuhrparks sowie die Umstellung auf ein teilweise öffentliches Finanzierungsmodell, wie beispielsweise das Deutschland-Ticket.

Welche Rolle werden die Autos in der Stadt spielen? „Die Menge an Parkraum und dessen Bewirtschaftung beeinflusst die Verkehrswende massiv“, sagt Elmar Kandels, Mobilitäts-Chef der Stadtwerke Trier.

Welche Rolle werden die Autos in der Stadt spielen? „Die Menge an Parkraum und dessen Bewirtschaftung beeinflusst die Verkehrswende massiv“, sagt Elmar Kandels, Mobilitäts-Chef der Stadtwerke Trier.

Foto: SWT/Presseamt Stadt Trier

Für die Mobilität der Zukunft in Trier hat Kandels indes klare Ziele vor Augen: „Wir wollen unsere Busflotte bis 2034 elektrifizieren und das Angebot bedarfsorientiert ausweiten“, erklärt er. Fahrgäste sollen dabei auch von digitalisierten Angeboten profitieren können – etwa dem Smart-Shuttle-Service, bei dem Elektro-Kleinbusse per App gerufen werden können. Auch auf Car- oder Bike-Sharing wird die Stadt dem Mobilitäts-Chef zufolge in der Zukunft setzen.

Blickt der Mobilitätschef auf den ländlichen Raum sieht er die Straße gegenüber den Schienen auch in Zukunft im Vorteil. „Flächen lassen sich mit der Bahn schwer erschließen“, betont er. Schienen könnten nur da „sinnvoll“ ausgebaut und betrieben werden, wo die Nachfrage dies rechtfertige. Die Stadt Trier könnte für den ländlichen Raum jedoch eine unterstützende Rolle spielen: „Da wir unsere Mobilitätsdienstleistungen maßgeblich in der Stadt Trier anbieten, sehen wir unsere Aufgabe darin, in Trier für attraktive Umsteigealternativen zu sorgen“, erklärt Kandels. Als Beispiele nennt er etwa eine gute Bus-Taktung an neuen Bahnhaltepunkten, ein attraktives Park+Ride-Angebot oder ein KI-gesteuertes Stadtinformationssystem, um den Suchverkehr nach Parkplätzen in der Innenstadt zu minimieren.

Ein weiterer Aspekt der Verkehrswende betrifft den Aufbau eines funktionierenden Ladenetzes für alternative Antriebe und E-Mobilität. „Aus unserer Sicht muss und wird das in den nächsten Jahren gelingen“, meint Kandels auch mit Blick auf die Elektrifizierung der Busse. Dies erfordere nicht nur den Bau neuer Betriebshöfe, sondern auch eine ausreichende Energieversorgung. „Unsere Riesenchance als Energieversorger und Erzeuger von grünem Strom in der Region ist es, dass wir die Energie für den Betrieb der Busse selbst erzeugen können.“ Hier sieht Kandels Einsparpotenzial von Millionen von Litern Diesel pro Jahr. Die Stadtwerke betreiben Kandels zufolge bereits 64 Ladeeinrichtungen an 25 Standorten. „Darüber hinaus gibt es mehr als 600 private Ladeeinrichtungen im Stadtgebiet.“ Die Versorgung laufe mit grünem Strom aus der Region. „Schnellladesäulen sind derzeit an der Hochschule, in Tarforst, Trier-Nord und Feyen in Planung.“ Auch die einzelnen Trierer Stadtteile sollen in Zukunft je nach Bedarf mit öffentlichen Lademöglichkeiten ausgestattet werden können.

Die Sorge, dass die Mobilitätswende die Region wirtschaftlich abhängen könnte, teilt Kandels nicht. Im Gegenteil sei damit zu rechnen, dass Stadt und Region durch attraktive Mobilität interessanter würden – nicht nur für Bürger und Besucher, sondern auch für Gewerbetreibende und Investoren: „Da alle anderen Regionen um uns herum ebenfalls mit Hochdruck an der Mobilitätswende arbeiten, würden wir die Formulierung eher umdrehen: Ohne Verkehrswende würde die Region perspektivisch wirtschaftlich abgehängt“, betont er.

Mit Blick auf zahlreiche Berufspendler zwischen Deutschland und Luxemburg sieht Kandels auch in Zukunft Herausforderungen für den Verkehr: Es sei davon auszugehen, „dass die Pendlerströme in ähnlichem Volumen auch künftig erhalten bleiben“. Hier sieht er Luxemburg aber als Vorbild: „Durch sehr großes Engagement im ÖPNV unseres Nachbarlandes, wo seit Jahren mit massiver öffentlicher Unterstützung an der Verkehrswende gearbeitet wird, sind bereits hohe Pendleranteile auf Bus und Schiene umgestiegen“, betont er. Hier habe sich auch gezeigt, dass neben der Schaffung attraktiver Mobilitätsangebote besonders der Umgang mit dem Thema Parken eine große Rolle spiele. „Die Menge an Parkraum und dessen Bewirtschaftung beeinflusst die Verkehrswende massiv“, fügt Kandels hinzu.

Eine weitere Hürde für die Verkehrswende sieht der Experte letztendlich auch bei der Finanzierung des ÖPNV. Wird der ÖPNV auch in Zukunft bezahlbar bleiben? Kandels stellt fest, dass die Bundesregierung den Kunden hier unter die Arme greift, wie etwa derzeit beim Deutschland-Ticket. „Im Gegenzug wissen wir als Unternehmen aber noch nicht, wie sich dieses Konzept konkret auf unsere Einnahmesituation auswirkt.“ Hier sieht er die Politik in der Pflicht, Unternehmen zu unterstützen – „denn wir können nur dann ein attraktives und zukunftsfähiges Angebot machen, wenn die Finanzierung sichergestellt ist“.

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