Kommentar: Das Duell - Person gegen Programm

Trier · Stichwahl - so lautet das Ergebnis der Trierer Oberbürgermeisterwahl vom Sonntag. CDU-Kandidatin Hiltrud Zock und SPD-Kandidat Wolfram Leibe gehen also mit 45,8 zu 36,3 Prozent der Stimmen in die Verlängerung. Die Wahlbeteiligung in der Römerstadt war dazu eher enttäuschend. Reporterchef Michael Schmitz kommentiert den Wahlabend.

 Wahl des Oberbuergermeisters der Stadt Trier. Kommunalwahl, waehlen, Wahlbeteiligung. Auszaehlung im Rathaus-Wahllokal TV-Foto: Friedemann Vetter

Wahl des Oberbuergermeisters der Stadt Trier. Kommunalwahl, waehlen, Wahlbeteiligung. Auszaehlung im Rathaus-Wahllokal TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Wilfried Hoffmann

Ein Wahlsonntag ohne große Überraschungen: Eine im ersten Wahlgang gewählte CDU-Kandidatin wäre eine solche gewesen. Auch wenn fast zwei Drittel der Wähler nicht den SPD-Kandidaten Wolfram Leibe gewählt haben, dessen Parteifreund Klaus Jensen die Verwaltung anführt, - die Wechselstimmung in Trier ist offenbar nicht so ausgeprägt, dass Hiltrud Zock schon im ersten Wahlgang an der 50-Prozent-Marke kratzen konnte.

Zu den Wahlergebnissen geht es HIER

Auch ein Grüner in der Stichwahl wäre eine Überraschung gewesen. Aber Trier ist nicht Freiburg oder Tübingen (wo es grüne OBs gibt) - so grün ist die Moselstadt nicht. Fred Konrad hat einen engagierten Wahlkampf gemacht und Sympathien gewonnen - aber viel mehr zu erwarten als 18 Prozent, wäre unrealistisch gewesen.

Nun also die Stichwahl mit den beiden sehr gegensätzlichen Kandidaten: Auf der einen Seite Hiltrud Zock, die parteipolitisch und verwaltungstechnisch unerfahren ist, die mit ihrem einnehmenden Wesen aber Menschen für sich und ihre Sache begeistern kann. Auf der anderen Seite Wolfram Leibe, für den genau das eher das Problem ist, der kein mitreißender Kommunikator, aber als Verwaltungsexperte profiliert ist und sich sehr kompetent in die Trierer Politik eingearbeitet hat.

Zock überzeugt als Person, Leibe eher mit dem Programm - so lässt sich das Duell zuspitzen.
Und die niedrige Wahlbeteiligung? Die ist die eigentliche, die negative Überraschung. Offenbar ist es Parteien, Verwaltung, Bildungseinrichtungen und auch den Medien nicht gelungen, klar zu machen, warum es wichtig ist, wählen zu gehen. Besonders bitter ist, dass in einigen sozial schwächeren Bezirken teils nicht einmal jeder Fünfte gewählt hat. Das zu ändern, ist die große Aufgabe für alle politisch Engagierten.

m.schmitz@volksfreund.de

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