Lebensmittelkauf im Web: Viel Verpackungsmüll

Trier · Lebensmittel lassen sich prinzipiell genauso über das Internet ordern wie Elektronik oder Schuhe. Unser Autor Frank Göbel macht den Selbsttest und wählt sich dafür zwei Vollsortimenter aus.

 Wenig Lebensmittel, viel Verpackungsmüll. Das Ergebnis einer Testbestellung im Internet.

Wenig Lebensmittel, viel Verpackungsmüll. Das Ergebnis einer Testbestellung im Internet.

Foto: Frank Göbel

Sowohl bei mytime.de als auch lebensmittel.de trägt man in einem Formularfeld seine Daten ein und kann sofort anfangen, seinen virtuellen Einkaufskorb vollzumachen.

Ich bestelle bei beiden Firmen ein bescheidenes Testpaket aus einem Liter Milch, ein paar Tomaten, einem Kopfsalat und einer Packung Vanilleeis - um zu sehen, wie die Firmen es schaffen, dass die zu kühlenden Dinge unversehrt zu mir gelangen.

Beide Shops sind denkbar einfach zu bedienen - über ein Menü oder eine Suchmaske finden sich alle Artikel auf Anhieb - fast: Denn mytime.de listet beim Suchwort "Tomaten" tatsächlich zunächst die rohen Früchte, während lebensmittel.de auch Konserven, Mark und sogar Gurken anzeigt - aber eben keine "normalen" Tomaten.
Für zu kühlende Artikel erheben beide Geschäfte Aufschläge. Bei mytime.de sinkt dieser Aufschlag allerdings, je voller die Styroporbox wird, in der die Artikel geliefert werden. Für die Boxen selbst bezahlt man einen Pfand von rund fünf Euro.

Die Lieferung erfolgt bei beiden Händlern über DHL. Ich bestelle montags, der Versand ohne besonderen Wunschtermin kostet jeweils um die 4,90 Euro. Beide Firmen kündigen an, Mittwochvormittags zu liefern.

Ich bezahle jeweils sofort mit PayPal, alle anderen üblichen Zahlungsmöglichkeiten wie Visa, Überweisung oder per EC wären auch möglich gewesen.

Tatsächlich klingelt um 9.30 Uhr eine Botin und sieht erleichtert aus: Sie wird schon im Parterre das mytime-Paket los, das halb so groß ist wie sie selbst, obwohl es wirklich nur vier Produkte enthalten sollte. Hat es einen Fehler gegeben? Habe ich versehentlich 30 Packungen Eis geordert?

Nein, natürlich ist alles einfach nur sehr ordentlich verpackt. Das Paket ist trotz seiner Größe recht leicht. Als ich in der Küche die Banderole mit der Aufschrift "mytime.de" durchtrennnt habe, quellen mir erst mal Plastikfolien und diverse Altpapierbündel entgegen. Darunter finde ich zwei große Styroporboxen und eine weiteres in Plastikfolie gewickeltes Etwas: Der Liter Milch.

Eine der beiden Kisten sieht ziemlich bedrohlich aus: Gelbschwarze Aufkleber warnen mich, den Inhalt nicht in Kinderhände zu geben. Damit ist aber nicht das Vanilleeis gemeint, sondern die Trockeneisstücke, die dieses gefroren halten. Die machen zwar einen tollen Nebeleffekt, sind aber wirklich kein Spielzeug. Und wirklich - unter weiteren Plastikfolien und den in Tüten verpackten Trockeneisstücken begraben, liegt mein Speiseeis. In einer weiteren Folie eingewickelt.

Ich stehe inzwischen knietief im Verpackungsmüll, der aber immerhin seinen Zweck getan hat: Das Eis wandert steinhart in die Tiefkühlung. Die zweite Styroporkiste ist nicht mit Warnhinweisen zugeklebt: Sie enthält auch nur harmlosere, mit Wassereis gefüllte Kühlakkus und, natürlich, weitere Plastikfolien. Darunter findet sich eine Pappschachtel (die nochmals in Folie eingepackt ist) sowie einen Salatkopf, zweifach in Folie eingepackt. Allmählich kommt es mir vor wie Weihnachten. Der Salat macht eine ganz guten Eindruck: Er sieht knackig und frisch aus, riecht allerdings noch etwas nach dem Verpackungsmaterial. Als ich die Pappkiste öffne, kann ich es kaum glauben: Darin befindet sich tatsächlich eine einzelne Tomate, die frisch und appetitlich aussieht. Beim Test-Bestellen war ich wohl doch etwas zögerlich. Wir Deutschen tun uns als halt noch schwer mit dem E-Food.

Ich verräume auch die einsame Tomate im Kühlschrank - und bin doch etwas entsetzt über den unfassbaren Berg an Verpackungsmüll, der jetzt meinen Küchenboden bedeckt.

Zum Glück lag der Lieferung auch bereits der Retouren-Aufkleber bei. Ein Faltblatt informiert mich, dass ich das Verpackungsmaterial in die Styroporbox packen kann, bevor ich diese wieder auf den Rückweg schicke. So werden auch die Plastik-Polsterfolien hoffentlich nochmals verwendet. Den Pfandbetrag bekomme ich bei einem erneuten Einkauf gutgeschrieben oder kann ihn mir aufs Konto überweisen lassen.

Als ich mich gerade daran mache, die Papierknäuel ins Altpapier zu packen und die Plastikfolien in die Transportkiste, klingelt es wieder an der Tür. "Jetzt geht wieder alles von vorne los", geht mir ein Tocotronic-Song durch den Kopf - und bin erstaunt, dass der zweite DHL-Bote des Tages ein deutlich flacheres Paket dabei hat.

Tatsächlich hat lebensmittel.de die Waren deutlich weniger aufwendig verpackt. Dennoch kommen Salat, Milch, eine Packung Cherry-Tomaten und wieder etwas Eis ("handgeschöpft in Thüringen") genauso unversehrt und appetitlich bei mir an wie bei den Mitbewerbern. Ganze drei Bögen zerknülltes Altpapier, eine Styroporkiste und eine weiße Pappsteige enthält der Umkarton. Neben den bestellten Waren finde ich auch eine Packung edler Pasta zum Probieren. Das ist ein wenig überraschend, weil der Internetshop von lebensmittel.de nicht ganz so schick und smart daherkam wie der von mytime.de. In Sachen Verpackungswust erhält die Firma aber die bessere Note. Nicht so schön allerdings: Die Kühlkiste kann man nicht zurückgeben, erhält also im Unterschied zu mytime.de seine knapp fünf Euro nicht zurück.

FAZIT: Die Testbestellung von solchen Kleinstmengen ist natürlich nicht wirklich sinnvoll. Aber der Test hat gezeigt: Es funktioniert recht gut, man kann auch Lebensmittel bequem online kaufen. Die Preise können nicht mit dem Discounter mithalten, sind aber auch nicht exorbitant. Und wen die Aussicht nicht schreckt, einige Stunden lang für den Paketboten erreichbar sein zu müssen, ist der Onlineeinkauf eine echte Alternative. Wobei mytime übrigens damit wirbt, klimaneutral zu versenden.

Interessanter als für Milch und Tomaten sind die Onlineshops aber wohl vor allen Dingen, wenn man ausgefallene Gerichte und Lebensmittel entdecken will, die man nicht in jedem Laden bekommt.

Weitere Hintergründe zum Lebensmittelkauf im Internet finden Sie hier .

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