Die besten Genuss-Tipps in Frankreich Direkt vor der Haustür: Grand Est ist eine Region für Feinschmecker
Prickelnder Champagner, weicher Kougelhopf und herzhafter Munster: Diese Spezialitäten sind die kulinarische Identität von Grand Est, dem grenznahen östlichen Teil Frankreichs. Wir stellen sie vor.
Kougelhopf, Munster und Champagner sind Klassiker der französischen Küche. Der süße Kuchen, der deftige Käse und das prickelnde Getränk stehen auf den Speisekarten unzähliger Restaurants und in den Regalen der Supermärkte auch außerhalb von Frankreich. Und kommen alle drei aus der Region Grand Est, dem grenznahen östlichen Teil Frankreichs, der direkt ans Saarland grenzt. In Frankreichs Großem Osten gibt es noch weitere Spezialitäten, die eng mit der Geschichte der Region verbunden sind und über ihre Grenzen hinaus berühmt wurden.
Polnischer Napfkuchen trifft auf lothringischen Herzogshof, was dabei heraus kam, ist der längst frankreichweit geschätzte Baba au rhum aus Lunéville. Die Leckerei soll im 18. Jahrhundert im Schloss von Lunéville und damit am Hof von Stanislaus I. Leszczynski entstanden sein, Herzog von Lothringen und ehemals König von Polen, der nach seiner Absetzung als König zunächst in Zweibrücken im Exil lebte. Er tunkte seinen Babka-Osterkuchen am liebsten in süßen, ungarischen Tokajer-Wein. Diderot erwähnt das Dessert 1767 in einem seiner Briefe. Populär wurde die Kreation am französischen Hof auch durch Stanislas‘ Tochter Maria Leszczyńska, die 1725 den französischen König Ludwig XV. heiratete. Weil man in Paris aber lieber in Rum tunkte, wird das Dessert heute in den meisten Rezepten so serviert.
Goldfarben und durchscheinend sind die Bergamotten-Bonbons aus Nancy, die nach der süßen Zitrusfrucht schmecken. Die Spezialität der ehemaligen Herzogstadt wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden und hat es sogar auf die große Leinwand geschafft. In dem 90er-Jahre-Kinohit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ spielt eine Dose des Konditors Lefèvre Lemoine eine besondere Rolle für die Handlung. Bevor sie in dem Film auftauchte, war sie sicher randvoll mit fruchtig-süßen Bergamotten-Bonbons gefüllt.
Weder schwäbisch noch bayerisch: Brezeln gibt es auch im Elsass
Wer sie nun erfunden hat, die Brezel, ob nun Schwaben, Bayern oder Elsässer, wer weiß. Jedenfalls ist das Laugengebäck auch eng mit der historischen Landschaft Ostfrankreichs verbunden – und findet sich sogar im offiziellen Logo der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass, der Collectivité européenne d‘Alsace (CEA). Die Entstehungslegende der Brezel aus dem Elsass reicht, je nach Variante, in das 12. oder 15. Jahrhundert zurück. Nach einer populären Version hat ein Bäcker aus Bouxwiller mal den König von Frankreich, mal den Vogt der Stadt Straßburg, erzürnt und kam ins Gefängnis. Gnade sollte walten, wenn der Bäcker ein Brot büke, durch das König, oder Vogt, dreimal die Sonne sehen könnte.
Mithilfe der Bäckersfrau, oder eines Gardisten, kommt der Bäcker auf die Idee, den Teigstrang zu kreuzen und den erzürnten Mächtigen so zu besänftigen. Verbrieft ist hingegen: Das Gebäck taucht in der Enzyklopädie Hortus Deliciarum („Garten der Köstlichkeiten“) auf. In einer Illustration einer höfischen Tischszene liegt das Gebäck klar erkennbar neben einem Teller. Die Handschrift hat Herrad von Landsberg verfasst und illustriert, die zwischen 1167 und 1195 Äbtissin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg im Elsass war. Ob Gefängnisbrot oder klösterliche Leckerei, heute gehört die Brezel fest zum Elsass. Zu dem gesalzenen Gebäck passt ein Glas Pinot Gris, so empfiehlt es zumindest das Wörterbuch der renommierten Académie Française.
Eigentlich ist der Brie de Meaux verbunden mit der Stadt Meaux in der Region Île-de-France. Und doch ist der Weichkäse über Umwege zu einer Spezialität aus Grand Est geworden. Ursprünglich wurde der Käse nur um Meaux hergestellt, aber ab 1953 dehnte sich das Produktionsgebiet nach Osten bis zur Maas aus. Die kontrollierte Ursprungsbezeichnung (Appellation d’Origine Contrôlée, AOC; inzwischen Appellation d’Origine Protégée, AOP) wurde 1980 verliehen. Inzwischen stellen allein drei Käsereien im Departement Meuse knapp Dreiviertel der gesamten französischen Produktion des Brie de Meaux her: die Käserei Renard-Gillard in Biencourt-sur-Orge, die Société Fromagère in Raival und die Fromagerie Dongé in Triconville. Und so kommt der Großteil des beliebten Weichkäses, und Pflichtbestandteil jeder ordentlichen französischen Käseplatte, heute aus der Region Grand Est.
Vom Wein der Krönung zum luxuriösen Getränk: Champagner aus Reims
Veuve Clicquot Ponsardin, Pommery, Mumm und Martel & Cie – nur einige der großen Champagnerhäuser in Reims, die ihre Keller auch für neugierige Besuchergruppen öffnen. In der Region, die von der strategischen Lage an den großen Handelsstraßen profitierte, gibt es schon aus dem 1. Jahrhundert Spuren von Hausweinbergen. Heute gilt Reims längst als Hauptstadt des Champagners. Und die Stadt im Département Marne und in der historischen Landschaft der Champagne, in der rund zehn Jahrhunderte lang die französischen Könige gekrönt wurden, machte den Champagner als Festtagsgetränk weltberühmt. Denn der Champagner aus Reims wurde als Wein der Region zu den Banketten gereicht, die nach der Krönung stattfanden.
Vom Wein der Krönung zum luxuriösen Getränk war es dann nicht mehr weit. Erst recht, als Mitte des 17. Jahrhunderts der Benediktinermönch Dom Pierre Pérignon damit begann, sorgfältige Assemblages zu mischen und ausgewogenere und qualitativ hochwertigere Weine erzielte. Zwischen 1670 und 1720 entschied man sich bewusst für die Herstellung von Schaumweinen, denn bis dahin war das Sprudeln eher spontaner Natur. Ab dem 18. Jahrhundert entstanden die großen Champagner-Häuser.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war das Weinbaugebiet der Champagne sehr groß. Der Einfall der Reblaus in Europa im Jahr 1863 trug zur Zerstörung vieler Weinberge bei. Und versetzte auch der Weinbauregion Lothringen, ab dem Mittelalter eine bedeutende und florierende Weinregion in Frankreich, einen herben und bis heute nachhallenden Schlag. In der Champagne führte die Krise zum Zusammenschluss der Winzer. 1887 erzielten sie ein Urteil, nach dem der Begriff „Champagne“ nur für Weine aus der Champagne verwendet werden dürfe, 1935 wurde das Konzept der Kontrollierten Herkunftsbezeichnung (AOC) eingeführt. 2015 erklärt die Unesco das Weinbaugebiet der Champagne zum Weltkulturerbe.
Heller Roséwein mit blumiger Note: Der Gris de Toul
Rosé-goldene Farbe, frisch-blumige Note: Der Gris de Toul ist ein heller Roséwein aus der Gegend um Toul, westlich von Nancy. Die Trauben für die regionale Spezialität wachsen linksseitig der Mosel auf ton- und kalkhaltigem Boden. Dieser Wein, auch als Côte de Toul bekannt, wird durch sofortiges Pressen der Rebsorten Gamay und Pinot Noir gewonnen. Bis zu 15 Prozent der Sorten Auxerrois, Aubin und Pinot Meunier dürfen hinzukommen.
Den Weinen der Côtes de Meuse werden feine Aromen nachgesagt. Die Weißweine sind frisch und riechen nach Zitrusfrüchten, im Mund sind sie meist trocken und fruchtig. Rosé- oder Grauweine sind leicht mineralisch im Geschmack und entwickeln eine frische Nase mit Aromen von Erd- und Johannisbeeren. Angebaut werden die Trauben im Weinanbaugebiet Côtes de Meuse im Osten des Departements Meuse auf fast 40 Hektar und in 15 Gemeinden. Am besten entfaltet der Gris de Toul seine Aromen bei einer Temperatur zwischen acht und zehn Grad Celsius, geschmacklich passt er gut zu Lothringer Spezialitäten wie Quiche Lorraine und Paté Lorraine, aber auch zu gegrilltem Fleisch und Wurst.
Wie den Flammkuchen gibt es auch diese elsässische Spezialität herzhaft und süß; was gleich bleibt, ist die Form. Der Kougelhopf aus Ribeauvillé ist eine elsässische Hefeteig-Variante des Gugelhupfes, jenes auch in Österreich, Süddeutschland und Polen beliebten Napfkuchens. Im Elsass gibt es ihn süß mit getrockneten Rosinen und ganzen Mandeln, herzhaft mit Speck und Walnüssen. Einer Legende nach soll die auch Kouglof oder Kugelhupf genannte Spezialität durch die Heiligen Drei Könige ins Elsass gekommen sein: Als Dank für seine Gastfreundschaft überreichten sie einem Konditor in Ribeauvillé ein Gebäck, das die Form ihrer Turbane hatte.
Stinkt er oder schmeckt er auch? Der Munster-Käse aus
Gérardmer
Manchen Käsekennern gilt er als einer der größten Stinker überhaupt, dabei will er doch nur reifen. Unbestreitbar ist, dass der Munster aus Gérardmer der bekannteste Käse aus den Vogesen ist und der lothringische Beitrag zu Frankreichs Käselandschaft. Darüber hinaus ist der Munster sowohl Lothringer als auch Elsässer: Als Nahrungsmittel mit geschützter Ursprungsbezeichnung (Appellation d’Origine Protégée, AOP) wird er an den elsässischen und lothringischen Flanken der Vogesen in den Departements Bas-Rhin, Haut-Rhin, Vosges, Meurthe-et-Moselle und Moselle hergestellt, zudem in die Haute-Saône im Gebiet von Beifort. Kommt der weiche Rotschmierkäse von anderswo, darf er nicht Munster heißen.
Das Zentrum der Vermarktung liegt in Gérardmer, sodass dem Munster auch der Name „Géromé“ angehängt wurde. Traditionell wird für ihn Milch vom morgendlichen Melken mit der Magermilch vom Vortag gemischt, in einem Kupferkessel erwärmt und Lab zugefügt. In Formen wird der Käsebruch mehrmals gewendet und mit Salzwasser gerieben, bevor er in den Reifungskeller kommt. Dort wird er drei Wochen lang alle zwei Tage von Hand gerieben – dabei bildet sich die gelbe oder orangerote Rinde, die dem Käse seinen deftigen Geschmack verleiht. Der Kleine, „le petit Munster“, reift 14 Tage und wiegt 120 Gramm, während ein normaler Munster zwischen 450 Gramm und 1000 Gramm wiegen kann.
Sein Ursprung reicht übrigens bis ins siebte Jahrhundert zurück, als Mönche im inzwischen nach dem Käse benannten Munster-Tal begannen, Milch haltbar zu machen. Was die Mönche zu ihrem Käse aßen? Heute jedenfalls eignet sich der Munster unter anderem als Brotbelag, zum Überbacken von Kartoffelspeisen aus dem Ofen und als Zutat für die elsässischen Flammkuchen.