Linke: Längeres gemeinsames Lernen nutzt allen Kindern

Alle Parteien haben in ihren Wahlprogrammen neben Altbekanntem auch ungewöhnliche Ideen parat, die wir in dieser Serie testen. Heute: Die Forderung der Linken nach einer "Schule für alle".

 Die Linke will, dass Schüler länger gemeinsam lernen. Foto: dpa

Die Linke will, dass Schüler länger gemeinsam lernen. Foto: dpa

Die Idee: Bildungschancen sind in Deutschland so ungleich verteilt wie in kaum einem anderen Industrieland. Der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen hängt immer noch vom Geldbeutel und dem sozialen Hintergrund der Eltern ab. Nach Ansicht der Linken ist das gegliederte Schulsystem eine der Ursachen. Deshalb will sie "eine Schule für alle" von der ersten bis zur zehnten Klasse in Ganztagsform einführen. In ihr soll jede Schulform, auch Förderschulen und Gymnasien, einbezogen werden. Dahinter steckt der Glaube, dass längeres gemeinsames Lernen allen Kindern nutzt. Die Schule soll jahrgangsübergreifend sein, sich an den individuellen Lernbedürfnissen der Schüler orientieren und kennt keine Noten.Bundestagswahl 2013


Der Haken: Schule ist im föderalen System der Bundesrepublik Ländersache. Der Bund hat in diesem Bereich so gut wie keine Kompetenzen. Auch sind die Kräfte stark, die in den einzelnen Bundesländern an dem gegliederten System nicht vollends rütteln wollen. Noch etwas kommt hinzu: Das Modell der Linken ist sehr kostenintensiv. Denn jahrgangsübergreifendes Lernen funktioniert auf Dauer nur mit viel Personal und guter Ausstattung. Daran hapert es oft an den Schulen.
Die Bewertung: Jeder soll in seinem Lerntempo arbeiten, am besten in Gruppen ohne Frontalunterricht. Lehrer sollten in Teams unterrichten und dadurch entlastet werden. Klingt gut. In Berlin beispielsweise nehmen aber viele Grundschulen von dieser Form jahrgangsübergreifenden Lernens wieder Abstand. Wegen des enormen Zeit- und Kraftaufwands für die Lehrer, aber auch, weil viele Kinder sich in ihrer neuen Lernfreiheit verzetteln. Schüler, die einen strukturierten Unterricht benötigen, kommen oft zu kurz. Zudem ist das Konzept der Linken in Klassen mit mehr als 30 Schülern kaum umzusetzen. Mag die "Schule für alle" auch pädagogische Vorteile haben, ohne massive Investitionen bleibt der Plan der Linken ein schöner Wunschtraum.


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