Mit dem mobilen Rathaus zu den Bürgern kommen

Traben-Trarbach/Kröv · Mehr Bürgerbeteiligung und ein Rathaus, das bis zur Haustür kommt: Marcus Heintel will die Verwaltung näher an die Menschen bringen. Der 37-Jährige tritt für die SPD bei der Bürgermeisterwahl in der VG Traben-Trarbach an.

"Ich habe schon für den Bundestag kandidiert. Aber das ist etwas anderes", sagt Marcus Heintel. "Als Bürgermeister hat man viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten." Deshalb tritt der 37-Jährige jetzt bei der Wahl zum Chef der neuen VG Traben-Trarbach an. Für ihn ist die Zusammenführung der Vorgänger-Kommunen Kröv-Bausendorf und Traben-Trarbach nicht nur eine Herausforderung - sondern eine Chance zu gestalten. "Dort entsteht eine neue VG. Man hat die Möglichkeit, eine Kommune von Anfang an zu begleiten und aufzubauen", sagt er.

Heintel will vor allem, dass die Menschen der beiden VGen zusammenfinden. Er will deshalb einen Ideenwettbewerb veranstalten, bei dem die Bürger der neuen Kommune einen Namen geben können, "mit dem sich alle identifizieren". Für Heintel ist Bürgerbeteiligung das A und O in der Kommunalpolitik. "Ich bewerbe mich ja als Bürgermeister und nicht als Diktator", sagt der SPD-Mann.

Er will ehrenamtliche Initiativen und Beiräte stärker in den politischen Prozess einbinden. Zum Beispiel die Seniorenbeiräte. "Mit deren Aussagen können wir den Bedarf im Bereich Gesundheit und Pflege erfassen und wissen so, in welche Richtung wir gehen müssen", sagt er.
Auch ein Jugendparlament will Heintel gründen. "Wenn man die Möglichkeit hat, mitzuarbeiten, ist die Bindung an einen Ort viel stärker, als wenn man die Dinge einfach vorgesetzt bekommt", sagt er.

Heintel weiß das aus eigener Erfahrung: Er war mit dabei, als in seinem Heimatort Morbach 1997 eines der ersten Jugendparlamente in der Region gegründet wurde. In die SPD trat er schon mit 16 Jahren ein - vor allem seine Mutter, die für die Sozialdemokraten in der Morbacher Kommunalpolitik mitmischt, inspirierte ihn dazu.
Er ist Mitglied der SPD-Fraktion im Kreistag und wurde von den Sozialdemokraten 2005 und 2009 als Bundestagskandidat aufgestellt.

Heintel studierte am Umweltcampus in Birkenfeld Wirtschafts- und Umweltrecht, danach war er zehn Jahre lang für den Awo-Betreuungsverein Bernkastel-Wittlich unterwegs. Seit 2011 arbeitet er im Trierer Büro des Deutschen Gewerkschaftsbunds und ist dort für Kampagnen und Projekte in der Region verantwortlich.
Vor zwei Jahren zog er mit seiner Familie von Morbach nach Rivenich (VG Wittlich-Land). Dass er nicht in der neuen VG wohnt, sieht er als Vorteil. "Ich bin dafür, dass ein VG-Bürgermeister von außerhalb kommt." Denn jemand von außen habe eine objektivere Sicht auf die Dinge. Fremd ist Heintel die neue Kommune aber nicht: Als Zivildienstleistender arbeitete er bei der Arbeiterwohlfahrt in Traben-Trarbach und lieferte Essen an Hilfsbedürftige. Die beiden Rathäuser will Heintel erst einmal erhalten. Für ihn sind die Verwaltungssitze auch nicht das Problem. "Die VG hat eine große Ausdehnung, aber die Rathäuser liegen nur sieben Kilometer ausein ander." Er denkt an die Menschen, die nicht mobil sind und in den Dörfern im Außenbereich der neuen Kommune wohnen. Ihnen will er ermöglichen, dass die Verwaltung zu ihnen kommt. "Ich stelle mir eine Art mobiles Rathaus vor, das bis direkt vor die Haustür kommt", sagt er. "Wie bei der Sparkasse."Extra

Die neue VG Traben-Trarbach entsteht durch eine Zwangsfusion der VG Kröv-Bausendorf mit der VG Traben-Trarbach. Die neue Kommune wird 17 800 Einwohner haben - 8700 Kröv-Bausendorfer und 9100 Traben-Trarbacher - und aus insgesamt 16 Ortsgemeinden bestehen (sechs aus Traben-Trarbach, zehn aus Kröv-Bausendorf). Kröv-Bausendorf hat sich der Zwangsfusion heftig widersetzt. Im Mai 2013 kam es zum Bürgerentscheid, bei dem 93 Prozent gegen die Fusion stimmten. Im April beschloss der VG-Rat, Klage einzureichen. Da Bürgermeister Otto Maria Bastgen schwer erkrankt ist, wird die Kröver Verwaltung seit August 2013 vom ehrenamtlichen Beigeordneten Bernward Helms-Derfert geführt. senExtra

In der VG Traben-Trarbach wurde im Jahr 2009 Ulrich K. Weisgerber (CDU) wiedergewählt. Weisgerber hatte keinen Gegenkandidaten. Otto Maria Bastgen wurde 2010 als unabhängiger Kandidat als Bürgermeister der Verbandgemeinde Kröv-Bausendorf wiedergewählt - auch er trat als einziger Kandidat an. senExtra

Schnelles Internet: "Da gibt es in der Verbandsgemeinde große Unterschiede: In der einen Gemeinde gibt es zwei Megabit, in der nächsten 90. Viele Ortsgemeinden haben das stellenweise schon selbst in Angriff genommen. Ich will helfen, dass die Situation besser wird. Und eine Verbandsgemeinde mit 18 000 Einwohnern kann besser verhandeln als eine mit 9000 Einwohnern." Schuldenabbau: "Das ist natürlich ein Ziel, das immer mitläuft. Andere Ziele dürfen dabei aber nicht ins Hintertreffen geraten. Es gibt auch gute Schulden - nämlich dann, wenn es um Investitionen geht. Mit Investitionen generiert man ja wieder Geldströme, bringt Geld in Umlauf und fördert die Beschäftigung." Ärztliche Versorgung: "Wir können keine Ärzte backen. Mir schweben Modelle wie die medizinischen Versorgungszentren oder eine Poliklinik vor. Wir können als Verbandsgemeinde nicht selbst auf die Ärzte zugehen. Aber wir können die Rahmenbedingungen verbessern. Auch Hausärzte wissen gute Kitas und Schulen oder einen schnellen Internetanschluss zu schätzen."sen

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