Mosel-Kreuzfahrt mit Hindernissen

In der "heißen" Phase kurz vor der Wahl ist der TV mit den Direkt-Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien auf Wahlkampftour im Wahlkreis Trier/Trier-Saarburg unterwegs. Den Auftakt macht heute der CDU- Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster.

Igel/Trier. Wer den wieseligen Wahlkämpfer Bernhard Kaster aus früheren Jahren kennt, der kann sich nur wundern über die Gelassenheit, die der 51-Jährige kurz vor dem Urnengang an den Tag legt. Nicht einmal der Umstand, dass die "Princess Marie-Astrid" zu seiner Aktion "Die Region in einem Boot" zu spät kommt, dass der Gast-Redner irgendwo auf der Autobahn hängt und dass findige Gegner des Mosel-Aufstiegs die Igeler Anlegestelle zuplakatiert haben, bringt ihn aus der Ruhe.

Das mag damit zusammenhängen, dass er bei seinem dritten Antreten im Wahlkreis 204 erstmals nicht Herausforderer ist, sondern Titelverteidiger und Platzhirsch. Und das nicht mehr gegen den mächtigen Staatssekretär Karl Diller, sondern gegen einen bislang nicht übermäßig in Erscheinung getretenen Kontrahenten.

Da setzt der CDUler genüsslich auf seine ausführliche Leistungsbilanz als Lobbyist der Region, die auch den 150 Mitreisenden der Polit-Kaffeefahrt zwischen Trier und Wasserbillig noch einmal plakativ vor Augen geführt wird. Seinen Fleiß und sein Geschick stellen selbst politische Gegner nicht infrage, auch wenn sie sich bisweilen über Kasters Hyper-Aktivität mokieren. Und im Wahlkampf ist es ein unbezahlbarer Vorteil, wenn man dokumentieren kann, dass man vier Jahre präsent war und die Öffentlichkeit nicht erst zur Wahl entdeckt.

Dazu passt die pfiffige Plakatkampagne der Trierer Agentur "Markenmut", die Kaster vor wechselnden Standorten in der Region zeigt, parallel aber sein Gewicht in Berlin hervorhebt. In diese Kerbe schlägt auch Gastredner Norbert Röttgen, als parlamentarischer Geschäftsführer ein unmittelbarer Kollege - und doch in völlig anderer Rolle unterwegs.

Kaster ist der "Schaffer" im Fraktions-Management, Röttgen das intellektuelle Aushängeschild. "Sie kennen ihn aus Anne Will, Maischberger und Berlin Mitte", preist der Trierer den Parteifreund an, und in der Tat: Wo es ums große Ganze geht, ist Röttgen der Gefragteste unter den Christdemokraten.

Auch auf dem Schiff vermittelt er den Eindruck, dass er zu jener Handvoll Berliner Politiker gehört, mit denen man sich gerne mal ausführlicher unterhalten würde. Wenig Parolen, viel Durchdachtes. Und seine für einen Konservativen ungewöhnlich harte Kapitalismus-Kritik wirkt, anders als bei anderen, nicht wie Wellenreiterei - Röttgen gilt schon lange als politischer Enkel katholischer Soziallehrer wie Nell-Breuning.

Ob freilich seine Idee einer "Bändigung der Wirtschaft durch soziale Ordnung" im skizzierten "schwarz-gelben Projekt" mit Guido Westerwelle umsetzbar ist - das hätte man gerne nachgefragt. Aber da war die "Marie-Astrid" schon wieder in Igel angekommen.

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