"Nazis raus!"

Starke Beteiligung an den Protest-Aktionen, eine verschwindend kleine Teilnehmerzahl bei der NPD-Kundgebung: Was als Demonstration rechter Präsenz gedacht war, geriet für die NPD zum Debakel. Rund um die Veranstaltung auf dem Simeonstiftplatz blieb es friedlich - nicht zuletzt dank eines klugen Konzeptes der Polizei.

 800 Bürger demonstrierten gegen die NPD-Kundgebung in Trier. Zu gewalttätigen Zwischenfällen kam es dabei nicht. TV-Foto: Friedemann Vetter

800 Bürger demonstrierten gegen die NPD-Kundgebung in Trier. Zu gewalttätigen Zwischenfällen kam es dabei nicht. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Exakt 29 Kundgebungs-Teilnehmer aus ganz Rheinland-Pfalz und dem Saarland brachte die NPD auf die Beine, darunter mehrere Kinder und Jugendliche sowie auswärtige Funktionäre. Sie entstiegen gegen 15 Uhr, eine Stunde nach dem gemeldeten Beginn, einem Bus der Stadtwerke. Offensichtlich hatten Stadt und Polizei es für sinnvoller gehalten, ein öffentliches Verkehrsmittel zu wählen als einem von der NPD gecharteten Bus-Unternehmen zu vertrauen.

Völkische Parolen bleiben ungehört



Schon am späten Vormittag hatte sich herumgesprochen, dass die Veranstaltung nicht vor der Porta, sondern aus Sicherheitsgründen auf dem weit weniger frequentierten Simeonstiftplatz stattfinden würde. Die Polizei hatte den Platz so abgesperrt, dass die Gegendemonstranten zwar einen freien Blick auf die Kundgebung hatten, aber ausreichend "Sicherheitszone" zwischen der kleinen NPD-Truppe und ihren fast 800 Gegnern auf beiden Seiten des Platzes blieb.

Unter "Nazis raus" und "Haut ab"-Rufen sprachen der Trierer NPD-Spitzenkandidat Safet Babic, ein Funktionär der Deutschen Volksunion sowie der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt. In den Reden mischten sich völkische Parolen ("Für ein weißes Europa"), Provokationen gegenüber den Demonstranten ("Das Pack dahinten auf der anderen Seite") und nationalistische Aufrufe ("Leistet Widerstand gegen den deutschen Ausverkauf"). Die Redner mieden aber - im Gegensatz zu früheren rechten Demos in Trier - offen rechtswidrige Äußerungen.

Nach Ende der Kundgebung wurden die Teilnehmer wieder im Stadtbus von der Polizei Richtung Stadtrand eskortiert. Über Zwischenfälle wurde nichts bekannt. Die Polizei trat betont deeskalierend auf und bekam am Ende von einigen Demonstranten sogar Beifall.

Am Morgen hatten sich mehrere Hundert Teilnehmer zu einem "Picknick gegen rechts" auf dem Viehmarkt eingefunden. In friedlicher Atmosphäre gab es Musik und Gespräche. Einer der wenigen offiziellen Redner war Oberbürgermeister Klaus Jensen, der allerdings darauf verwies, er sei in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Klaus-Jensen-Stiftung gekommen. Er ermutigte, den Anfängen zu wehren und in Trier "keinen Platz für Herrenmenschen-Ideologie" einzuräumen. Die Stadtratsfraktionen von SPD, Grünen und UBM waren zahlenmäßig stark vertreten, vereinzelt trauten sich auch CDU-Mitglieder trotz des Verdiktes ihrer Parteioberen als Privatpersonen unter die Picknicker.

Am Freitag sollen die Proteste gegen die Kandidatur der NPD bei der Trierer Stadtratswahl mit einer Demonstration fortgesetzt werden.

Reportage: Seite 13

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