Neue Energie in die Dörfer bringen

Wittlich/Klausen · Alois Meyer will als Verbandsgemeindebürgermeister mit seiner Erfahrung als Ortschef und Forstbeamter punkten - und die Fusion so schnell wie möglich umsetzen. Als große Chance für die Dörfer sieht er vor allem die Möglichkeiten der regenerativen Energien.

Neue Energie in die Dörfer bringen
Foto: Tobias Senzig

"Wenn die Fusion finanziell in den Griff zu bekommen ist, ist die Sache erledigt", sagt Alois Meyer. Als Verbandsgemeindebürgermeister will sich der 52-Jährige nicht lange von der Kommunalreform aufhalten lassen. "Bei der Verwaltung in Manderscheid werden nicht am 1. Juli die Türen zugesperrt", sagt er. "Aber wir rechnen in Monaten, nicht in Jahren."

Meyer will die Stärken der neuen, großen Kommune ausspielen - und nicht die Schwächen des Vorgängersystems übernehmen. "Eine Verwaltung sollte an einem einzigen Verwaltungssitz sein", sagt er. Zwar könnte ein touristischer Schwerpunkt in Manderscheid angesiedelt sein, und auch VG-Werke oder Feuerwehr müssten nicht unbedingt in Wittlich sitzen. Der Hauptteil des Rathauses sollte jedoch in Wittlich sein. "Sonst gehen die Synergieeffekte aus der Fusion ja wieder verloren", sagt Meyer.

Wird der Klausener Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde (VG), will er die Umstrukturierungen möglichst schnell hinter sich bringen - und dann die Bereiche der Infrastruktur verbessern, die seiner Meinung nach wirklich wichtig sind: Kitaplätze, Arbeitsplätze, Internet, Verkehr, Dorfkerne, Altern auf dem Land. Und vor allem: die Energieprobleme der Zukunft.

Vor allem die regenerativen Energien will Meyer fördern. "Wir brauchen auf dem Land eine bezahlbare und nachhaltige Energieversorgung", sagt er. "Erste Schritte beweisen, dass das möglich ist."
Zum Beispiel in Altrich, wo ein kleines Kraftwerk mit Pellets Kirche, Schule und Kindergarten beheize. "Das ist eine interessante Geschichte für viele Dörfer", meint Meyer.

Der Ausbau der Öko-Energie sei bisher leider wenig strukturiert verlaufen - und das habe auch zu Streit in den Dörfern geführt. Bei der Windkraft will er konfliktträchtige Standorte deshalb verhindern: "Bereiche nahe an Wohnbebauungen oder an touristischen Schwerpunkten sollten frei bleiben", sagt er.

Meyer stammt ursprünglich aus Schleid bei Bitburg. Sein Job führte ihn nach Klausen: 1988 übernahm er das dortige Forstrevier und ist seitdem für den Wald von sieben Gemeinden zuständig. 1999 wurde er in den Klausener Gemeinderat gewählt, seit zehn Jahren ist er der Ortsbürgermeister des Wallfahrtsorts.
"Meine zentrale Stärke ist die Erfahrung", sagt er. Als Ortschef wisse er um die Probleme der Gemeinden, als Förster kenne er sich mit der Verwaltungsarbeit aus. Und als Familienvater habe er gelernt, verschiedene Meinungen zu respektieren: "Ich habe vier Töchter - da wird so was von klein auf geprobt."

Meyer tritt für die Freien Wähler an. Dort engagiert er sich aber erst seit 2011. Vorher war er lange Zeit in der CDU. Die Gründe für den Wechsel waren politischer Natur, erklärt er. Besonders die atomfreundliche Politik der Christdemokraten habe ihm zu schaffen gemacht. Partei-Ideologien würden auf der örtlichen Ebene sowieso eher ein Entwicklungshemmnis darstellen, meint Meyer. Statt dessen sollten alle unterschiedlichen Standpunkte Beachtung finden. Ganz anders als bei Meyers Hobby, der Blasmusik: Beim Musikverein Klausen gibt er als Dirigent den Ton an. "Er ist derjenige, der sagt, wo es musikalisch lang geht", sagt er. "Das ist keine demokratische Veranstaltung."

Extra: Das fordert Alois Meyer

Zu Hause alt werden ermöglichen: "Wir brauchen Projekte, die verhindern dass Menschen Menschen beim Auftreten erster Gebrechen ihre heimatliche Umgebung verlassen müssen. Hier sind alle gesellschaftlichen Kräfte und auch die Verwaltung gefragt, mitzuhelfen und nach kreativen Lösungen zu suchen."

Schnelles Internet: "Wir haben auf dem Land noch immer keine ausreichende DSL-Versorgung. Es ist höchste Eisenbahn das Thema zur ,Chefaufgabe' zu machen. Bei der Lösung dürfen wir die Dörfer nicht alleine lassen. Die Abkopplung des Landes ist letztlich die Entscheidung für das Sterben von Dörfern - das dürfen wir nicht zulassen.

Familien gute Lebensbedingungen gewährleisten: "Wir müssen erschwingliche Baustellen und Wohnungen anbieten, mit guter Anbindung an Bus, Bahn und Internet. Dazu gehört auch, dass wir wohnortnahe Arbeitsplätze erhalten und ausbauen und ein gutes Betreuungsangebot in Kitas und grundschulen sicherstellen."

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