Neue Gesichter, viele Altlasten

Waldrach · Hängepartie bei der Windkraft, eine marode Schule in Osburg und ein langersehnter Neubau in Gusterath: Wenn am 25. Mai die neuen Mitglieder des Verbandsgemeinderats Ruwer gewählt werden, übernehmen sie einige Altlasten, die ihre Vorgänger längst abgearbeitet haben wollten.

Waldrach. Tief durchgeatmet haben wohl viele Ratsmitglieder der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer, als im Frühjahr 2012 die Osburger Hochwaldhalle eingeweiht wurde. Das 3,7 Millionen Euro teure Bauprojekt war über Jahre hinweg das größte Streitthema im Rat. Seit 2006 liefen die Planungen, geprägt durch viele emotionale Debatten. Gestritten wurde über Hallengröße und Finanzierung, über die Auswahl der Planer und die Form des Daches.Kommunalwahl 2014


Mit der Halleneröffnung konnte das Dauerthema endlich ad acta gelegt und zur üblicherweise recht sachlichen Zusammenarbeit zurückgekehrt werden. Obwohl CDU (12) und Freie Wähler (8) zusammen 20 der 32 Sitze im VG-Rat besetzen, gibt es keine klare Rollenverteilung. SPD (9) und Grüne (3) verstehen sich als Mitgestalter und haben wichtige Projekte mitangestoßen. Dazu zählt das Investitionsprogramm für Schulen und Hallen. Bis 2031 will die Verbandsgemeinde ihre öffentlichen Gebäude sanieren - und dafür jährlich 600 000 Euro ausgeben.
Zur Wahl am 25. Mai treten alle im Rat vertretenen Parteien erneut an. Die "Neuen" werden aber nicht nur optimal gestellte Weichen vorfinden. Bei einigen Themen hinterlassen die Vorgänger Altlasten, die sie längst abgetragen haben wollten. Ein Beispiel: die mit der Ortsgemeinde Gusterath geplante Grundschulerweiterung samt Bürgerhaus-Neubau. Das Land drohte mit Zuschussverweigerung wegen zu hoher Kosten, die Planung musste deutlich reduziert werden. Ein Baubeginn steht noch nicht fest.
Eine offene Baustelle gibt es trotz Investitionsprogramm auch bei den Schulsanierungen. Die Grundschule Osburg hat sich, salopp gesagt, nicht an die im Programm festgelegte Reihenfolge gehalten. Die Fassade bröckelt, es besteht Handlungsbedarf. Zurzeit prüft ein Fachbüro die Kosten für Neubau oder Sanierung. Entscheiden muss der neue Rat. Auch wegen dieser unerwarteten Investition wächst der Schuldenberg der VG voraussichtlich bis Ende 2014 auf 11,3 Millionen Euro - ihn zu reduzieren wird eine Herkulesaufgabe.
Noch lange begleiten wird die neuen Räte die Fortschreibung des Flächennutzungsplans für Windkraftgebiete. Gewässerschutz und Fledermäuse bei Fell und im Osburger Hochwald haben die Pläne immer wieder über den Haufen geworfen. Deshalb ruht das Verfahren jetzt.
Es wurde aber auch vieles vorangetrieben. Der Ausbau fürs schnellere Internet läuft, die meisten der 20 Ortsgemeinden sind schon oder werden im Laufe des Jahres ans Glaserfaserkabel angeschlossen. Für die "Problemfälle" Morscheid, Waldrach, Riveris und Pluwig sind Lösungen in Sicht. Vorerst gesichert ist der Erhalt der Realschule plus in Waldrach. Die Schule unterschreitet seit Jahren die gesetzlich geforderte Dreizügigkeit. Dafür erteilte das Land jetzt eine Ausnahmegenehmigung.Extra

Vertreter der vier Fraktionen im Ruwerer VG-Rat haben dem TV erklärt, bei welchen Themen sie seit 2009 Akzente gesetzt haben, und welche Ziele sie weiter verfolgen. Stephanie Nickels, Ottmar Brittner, Matthias Steuer (CDU): Als stärkste Fraktion habe die CDU "wichtige Projekte entscheidend mit auf den Weg gebracht oder realisiert": die Osburger Hochwaldhalle, den Ausbau des Schulstandorts Gusterath, den Erhalt der Realschule plus in Waldrach. "Leider nicht gelungen" sei die Entwicklung eines Grundschulkonzeptes. Im Auge behalten wolle die CDU den Erhalt "lebendiger Dorfgemeinschaften mit angemessener Infrastruktur". Stefan Metzdorf (SPD): Laut Fraktionschef wurde auf SPD-Antrag der Investitionsplan für die Sanierung von Schulen und Sporthallen in der VG Ruwer aufgestellt (siehe Text oben) Zudem habe man erreicht, dass die Diskussion um Schulstandorte für die nächsten vier Jahre auf Eis gelegt worden sei. Nicht durchgesetzt wurde laut Metzdorf die Forderung nach einem Energiekonzept. Einsetzen werde sich die SPD insbesondere für einen schnellen Bau der Schulräume in Gusterath. Marianne Rummel (Grüne): Auf Betreiben der Grünen verzichte die VG Ruwer vorerst bei Bauprojekten wegen möglicher Gesundheitsrisiken auf den Einsatz von Nano-Technik. Außerdem habe die Verwaltung erstmals einen Frauenförderplan vorgelegt. Nicht durchgesetzt habe man eine "konsequente energetische Sanierung" der VG-Gebäude und den Einsatz eines ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten. Arbeiten wolle die Fraktion weiter an einer "klaren Strategie für zukunftsfähige Dörfer". Josef Kruft (Freie Wähler): Die meisten Ideen entwickelten sich aus Gesprächen zwischen Bürgermeister und Fraktionen, sagt Kruft. Die FWG habe die großen Projekte wie den Hallenbau in Osburg mit vorangetrieben. Ein "Alleinstellungsmerkmal der FWG" sei der Antrag auf einen Rundwanderweg im oberen Ruwertal. Für die nächsten fünf Jahre nehme man sich vor, "erneuerbare Energien auszubauen und schnelles Internet für alle Dörfer zu ermöglichen". cweb

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