Neue Konkurrenz für die Keller CDU

Kell am See · In der Ortsgemeinde Kell am See gibt es seit vier Jahren nur noch eine politische Kraft: die CDU. Doch bei der nächsten Kommunalwahl wird ihr neue Konkurrenz erwachsen. Der frühere SPD-Mann Horst Zimmert, der zurzeit fraktionsloses Ratsmitglied ist, plant die Gründung einer Freien Liste. Deren Mitglieder wollen sich am 25. Mai 2014 zur Wahl stellen.

Kell am See. Bisher ist Horst Zimmert - wie er es selbst formuliert - die "Ein-Mann-Opposition" im Ortsgemeinderat Kell. In dem 16-köpfigen Gremium ist er seit der Kommunalwahl 2009 der einzige Politiker, der nicht zur CDU-Fraktion gehört (siehe Extra).Wenn es nach Zimmert geht, soll diese Dominanz der CDU am 25. Mai 2014 beendet werden. Mit Herbert Behres, Jürgen Kramkowski und Kurt Becker will der Vorsitzende des Sportvereins in Kell eine neue politische Gruppe formieren. "Wir haben uns Unabhängigkeit auf die Fahnen geschrieben und möchten als Freie Liste bei der nächsten Gemeinderatswahl antreten", so Zimmert. Auf der Suche nach Gefolgsleuten werden in allen Haushalten Flyer verteilt. Am 22. November ist ab 20 Uhr im Gasthaus Zum friedlichen Landmann ein erstes Treffen geplant. Frontmann war früher bei SPD

Behres war früher Konrektor der Regionalen Schule und gehörte wie Zimmert bis 2009 der SPD-Fraktion an. Dass er sich wieder politisch engagieren will, begründet er so: "Es ist in einem Ort wie Kell kein guter Zustand, dass es nur eine Liste gibt. Es muss schon mehr Meinungsvielfalt da sein." Zur Politik des CDU-dominierten Rats seit 2009 sagt Behres aber ausdrücklich: "Eine generelle Unzufriedenheit sehe ich nicht." Auch Zimmert betont: "Ich würde mich selbst Lügen strafen, wenn ich behaupten würde, das alles nur Mist war." In den zurürückliegenden vier Jahren habe der Rat fast ausnahmslos einstimmige Beschlüsse gefasst. "Ich wurde immer in die Entscheidungsfindung eingebunden und man hat mich auch bewusst mit in den Ältestenrat genommen", lobt Zimmert die Zusammenarbeit mit dem Rat und Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU). Trotzdem stellt Zimmert klar: "Ich habe schon 2009 gesagt, dass es nicht wieder vorkommen darf, dass es nur eine Liste gibt. Demokratie heißt ja, dass die Bürger auswählen können."Ein ausgearbeitetes Programm mit politischen Schwerpunkten für den Urnengang am 25. Mai 2014 kann die Freie Wählerliste noch nicht vorweisen. "Dafür ist es noch zu früh", sagt Zimmert. Zwar will die Gruppe im neuen Rat möglichst viele Mandate gewinnen. Nach aktuellem Stand wird die Freie Liste keinen Ortsbürgermeister-Kandidaten stellen. Weder Zimmert noch Behres werden sich dafür bewerben, betonen beide auf TV-Nachfrage. Amtsinhaber Markus Lehnen hat derweil bereits angekündigt, dass er 2014 für seine dann dritte Legislaturperiode antreten möchte. Zur geplanten Gründung der Freien Liste sagt er: "Ich sehe das gelassen und begrüße es sogar, wenn sich mehr Leute in Kell politisch engagieren wollen. Es wird dann zwar mehr Diskussionen geben, aber das kann ja auch belebend sein." Eins stellt Lehnen aber auch klar: "Die CDU-Liste hat nie reine Parteipolitik betrieben und 2009 war außer uns keiner da, der Verantwortung übernehmen wollte. Außerdem hat die Alleinregierung der CDU dem Dorf nicht geschadet, sondern wir haben viel bewegt."Meinung

Rückkehr zum NormalzustandGanz klar: In den Räten kleinerer Orte hat Parteipolitik nichts zu suchen. Dort sollten sich alle Mandatsträger zusammen für das Wohl des Dorfes einsetzen. Nur damit an dieser Stelle kein Missverständnis aufkommt: In Kell am See ist seit 2009 nie der Eindruck aufgekommen, als hätten sich die Ratsherren und -frauen dort nicht an diese Maxime gehalten, sondern stattdessen reine CDU-Politik gemacht. Der beste Beweis dafür ist, dass mit Horst Zimmert selbst der einzige Oppositionelle ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Rest des Rats hervorhebt. Wenn er nun trotzdem die Gründung einer Freien Wählerliste forciert, ist das nur bei einem flüchtigen Blick ein Widerspruch. Denn Kell ist nicht Schömerich, um mal das kleinste Dorf in der VG zu nennen. Kell ist Amtssitz. Dort leben immerhin 2000 Menschen. In Anbetracht dieser Fakten war es ein Armutszeugnis, dass die Keller 2009 keine Alternativen hatten und ihr Kreuz nur hinter die Namen von 16 CDU-Bewerbern setzen konnten. Dass sich das im nächsten Frühjahr ändern soll und die Wähler dann ihre Stimmen wieder unter den Kandidaten auf zwei Listen verteilen können, ist erfreulich - wobei es eigentlich nur die Rückkehr zu einem Normalzustand bedeutet. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Früher war die SPD die stärkste politische Kraft in Kell. Doch 2009 landete sie auf dem Tiefpunkt, als die SPD nicht mehr genug Kandidaten für eine eigene Liste fand. Daher wurde 2009 in Kell nach dem Prinzip der Mehrheitswahl gewählt. Auf der Liste standen 16 CDU-Kandidaten. Weil der seit 2004 amtierende Markus Lehnen (CDU) als Ortschef nicht zugleich Ratsmitglied sein kann, rückte Horst Zimmert nach. Bei der Mehrheitswahl können die Bürger auch Stimmen für Leute abgeben, die nicht auf der Liste stehen. Zimmerts Name war der meistgenannte. ax

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