KONNICHIWA! Die Olympia-Kolumne Diskussionen um den Medaillenspiegel
Sushi, Judo, Sumo, Sake, Kirschblüte und Shinkansen-Züge – dafür steht Japan. Aber ein noch bekannterer Exportschlager sind Mangas und Anime.
Der Medaillenspiegel wird in Deutschland völlig überbewertet – das schrieb Rio-Beachvolleyball-Olympiasiegerin Kira Walkenhorst just in einer Kolumne, „die Deutschen sollten bescheidener werden und die Erfolge nicht nur vom Medaillenspiegel abhängig machen.“ Vor den beiden letzten Wettkampftagen liegt die deutsche Mannschaft mit Medaillen auf Rang acht, es gab Sensationen wie von Tennisstar Alexander Zverev und Geher Jonathan Hilbert, erhoffte Siege wie von Weitspringerin Malaika Mihambo und Schwimmer Florian Wellbrock, aber auch Enttäuschungen, vor allem, was die Mannschaftsportarten betrifft.
Aber der Blick auf den Medaillenspiegel lohnt sich auch ohne die deutsche Brille. 81 Länder haben Stand Freitagabend (Ortszeit) in Tokio Edelmetall gewonnen, davon stellen 64 mindestens einen Olympiasieger. Wie die Fidschi-Inseln, die ihre Goldmedaille im 7er-Rugby der Männer verteidigte, oder der Kosovo, der nach drei Wettkampftagen im Medaillenspiegel noch vor Deutschland lag, dank zweimal Gold durch ihre Judo-Frauen. Österreichs Goldmarie war Anna Kieselhofer, die im Straßenrennen der Frauen dominierte, für Estlands einzigen Olympiasieg sorgte eine Fechterin, und Uganda durfte über Hindernisläuferin Peruth Chemutai jubeln, die unter anderem Gesa Krause besiegte.
Beeindruckend auch das Abschneiden von Kuba, das neben traditionell starken Boxern (dreimal Gold) auch im Ringen punktete. Ganz oben ist wie immer China vor den USA und den überraschend starken Japanern, die nicht nur im asiatischen Kampfsport und Tischtennis Edelmetall sammelte, sondern auch zum Beispiel alle Goldmedaillen im Skateboarden einfuhr – am Freitagabend aber unglücklich Bronze mit dem Fußballteam gegen Mexiko verpasste.
Und was macht das Olympische Mutterland? Die Griechen gewannen Gold im Weitsprung und sensationell im Einer-Rudern, belegt mit insgesamt drei Medaillen aber nur den 32. Platz. Aber vielleicht haben sie beim Marathon noch ein Eisen im Olympischen Feuer…
TV-Mitarbeiter Björn Pazen arbeitet als Medienchef des olympischen Handballturniers in Tokio. Während der Spiele schildert er seine Eindrücke in der Kolumne „Konnichiwa“ („Hallo“).