KONNICHIWA! Die Olympia-Kolumne Wer bitte? – Über Stars und Sternchen in Tokio

Olympia war und ist immer das Brennglas der großen Sportstars: Carl Lewis, Ian Thorpe, Birgit Fischer, Usain Bolt, Michael Phelps, Haile Gebreselassie, Mark Spitz und viele, viele mehr. Nur die Spiele in Tokio fallen da aktuell etwas aus dem Rahmen.

 Lamont Marcell Jacobs mit Goldmedaille nach dem 100-Meter-Finale der Männer.

Lamont Marcell Jacobs mit Goldmedaille nach dem 100-Meter-Finale der Männer.

Foto: AP/Francisco Seco

Sprinter Usain Bolt hat seine Karriere beendet, Tennisstar Roger Federer hat verzichtet, Turnerin Simone Biles muss zwischenzeitlich aufgeben. Aber wo große Sterne fehlen, könne neue Lichter hell aufleuchten, die vorher eher im Schatten der Großen standen.

Der zweite Olympia-Sonntag war ein perfektes Beispiel dafür. Alexander Zverev? Kennt außerhalb des Tenniszirkels und außerhalb Deutschlands scheinbar niemand. Die Japaner nennen ihn nur „den, der den Traum von Novak Djokovic beendet hat“. Weil der Serbe das Finale verpasste und viele Superstars überhaupt nicht nach Tokio kamen, wurden auch plötzlich ganz viele Medienplätze für das Finale zwischen dem „Unbekannten“ Zverev und dem noch viel unbekannteren Kharen Khachanov frei, wovon dann viele deutsche Journalisten profitierten.

Und Zverev hatte gerade seine letzten Interviews gegeben, da stellte sich die Frage „Wer bitte?“ erneut. Nicht die USA, nicht Jamaika, nicht die Bahamas – nein, Italien gewann ein paar Wochen nach dem Fußball-EM-Titel auch die wichtigste Entscheidung der Olympischen Spiele – das 100-Meter-Finale der Männer. Lamont Marcell Jacobs schrieb Olympiageschichte als Nachfolger von Bolt.

Seit Sonntagabend kennt jeder diesen Namen – und auch jene der beiden außerhalb der Leichtathletikszene eher unbekannten Hochspringer Gianmarco Tamberi aus Italien und Mutaz Essa Barshim aus Katar. Ihnen gebührt jetzt schon der Fair-Play-Preis der Spiele von Tokio: Sie verzichteten auf ein Stechen, teilten sich Gold – und lagen sich danach minutenlang in den Armen.

TV-Mitarbeiter Björn Pazen arbeitet als Medienchef des olympischen Handballturniers in Tokio. Während der Spiele schildert er seine Eindrücke in der Kolumne „Konnichiwa“ („Hallo“).

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