Orts-Chef verzweifelt gesucht

Lücken: Immer öfter bleibt die Suche nach Kandidaten für das Amt des Ortsbürgermeisters erfolglos. Im Gerolsteiner Land haben sich in vier von 13 Gemeinden keine Bewerber für die Urwahl gefunden, im Hillesheimer Land ist das in drei von elf Dörfern so.

 Stuhl nicht besetzt: In vier Gemeinden in der VG Gerolstein und in dreien der VG Hillesheim bleibt der Ortsbürgermeister-Posten vakant. TV-Foto: Friedemann Vetter

Stuhl nicht besetzt: In vier Gemeinden in der VG Gerolstein und in dreien der VG Hillesheim bleibt der Ortsbürgermeister-Posten vakant. TV-Foto: Friedemann Vetter

Gerolstein/Hillesheim. In Rockeskyll kennt man schon seit geraumer Zeit das Problem, ohne Ortsbürgermeister auskommen zu müssen. Seit dem Rücktritt von Peter Bartlick vor zwei Jahren führt der erste Beigeordnete Stephan Schmitz die Geschäfte des Ortes. Für den Posten als Ortsbürgermeister hat der Förster und Familienvater aber "aus beruflichen und familiären Gründen kein freies Potenzial", sagt er. So gibt es in Rockeskyll für die Urwahl des Ortsbürgermeisters im Rahmen der Kommunalwahl am 7. Juni keinen Bewerber. Wie in drei weiteren der insgesamt 13 Gemeinden im Gerolsteiner Land auch: Berlingen, Kalenborn-Scheuern und Densborn. Dort treten die Amtsinhaber Heinz Meinen und Toni Kuhl aus Altersgründen nicht mehr an, und in der Kylltalgemeinde zieht sich Amtsinhaber Alfred Brück aus zeitlichen Gründen zurück.

Das letzte Wort muss damit aber noch nicht gesprochen sein, denn findet sich kein Urwahl-Bewerber, wählt der Ortsgemeinderat in seiner konstituierenden Sitzung den Ortsbürgermeister aus seinen Reihen. Laut Gemeindeordnung soll die Wahl des Ortsbürgermeisters durch den Gemeinderat innerhalb von acht Wochen nach dem Tag der "ausgefallenen" Urwahl stattfinden (Paragraf 53 Absatz 2) - also bis Mitte August. Bis zur Wahl und Einführung der Nachfolger bleiben die ehrenamtlichen Ortsbürgermeister und Beigeordneten im Amt.

Eine "richtige" Wahl mit Alternativen ist ohnehin die Ausnahme. So treten lediglich in drei Dörfern mehrere Kandidaten gegeneinander an: In Birresborn buhlen nach dem Abtritt des langjährigen Ortsbürgermeisters Josef Bach die bisherigen Beigeordneten Johannes Burggraf (CDU/43) und Michael Zander (WG Zander/47) um die Gunst der Wähler, in Neroth bekommt es Amtsinhaber Egon Schommers (WG Schommers/59) mit Herausforderer Hans-Erich Heinrichs (59) zu tun, und in Pelm treten Amtsinhaber Wolfgang Zaeper (70) und Herausforderer Johannes Meyer (52) gegeneinander an.

In den übrigen Orten des Gerolsteiner Landes gibt es nur einen Bewerber - allen voran in der Stadt Gerolstein, wo sich niemand wagte, es mit Amtsinhaber Karl-Heinz Schwartz (59) aufzunehmen. In Duppach kandidiert Gottfried Wawers (47), Sohn des bisherigen Amtsinhabers Theo Wawers. Ansonsten wollen es ausschließlich die Amtsinhaber noch einmal wissen: In Hohenfels-Essingen Ottmar Eul (55), in Kopp Klaus Breuer (41), in Mürlenbach Christoph Hacken (49) und in Salm Paul Hoffmann (55).

Ein ähnliches Bild ergibt sich im Hillesheimer Land, wo es in drei der elf Ortsgemeinden keinen Kandidaten für die Urwahl gibt: in Basberg, Dohm-Lammersdorf und Wiesbaum. In zwei Dörfern hingegen kommt es zu einer Wahl mit jeweils zwei Bewerbern. In Oberbettingen treten zwei Interessenten gegeneinander an, die auch auf VG-Ebene führende Positionen in ihren Parteien bekleiden: Auf der einen Seite SPD-Fraktionsvorsitzender Dieter Demoulin (SPD/58), auf der anderen Seite CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender Hans-Jakob Meyer (44). Im Dorf heißt die Konstellation: Herausforderer Demoulin gegen Amtsinhaber Meyer. Wie schon vor fünf Jahren.

In Walsdorf sieht sich Amtsinhaber Horst Kolitsch (69) überraschenderweise einer Gegenkandidatin gegenüber: Einzelbewerberin Maria Jardin-Leclaire (44) stellt sich zur Wahl. Ansonsten wollen die Amtsinhaber eine weitere Wahlperiode dranhängen: In Hillesheim hat sich niemand getraut, gegen Amtsinhaber Matthias Stein (CDU/66) anzutreten, in Berndorf stellt sich ausschließlich Egon Klaes (59), in Kerpen Rudolf Raetz (62), in Nohn Alfons Maas (57), in Ober ehe-Stroheich Ferdinand Bauer (66) und in der Großgemeinde Üxheim Alois Reinarz (WG Reinarz/50).

Meinung

Dank und Anerkennung

Die vielen Lücken auf den Bewerberlisten für die Ortsbürgermeister-Posten sind keine Überraschung. Hoher Zeitaufwand und immer mehr Arbeit bei schlechter Entlohnung und nicht selten Meckerei als einzigem Dank: Man muss es sich schon genau überlegen, ob man die Zeit und die Nerven hat, diesen Job zu übernehmen. All denjenigen, die es dennoch tun, gebührt daher Dank und Anerkennung. Daran sollte man vor allem dann denken, wenn einem mal etwas nicht passt, was gerade im Dorf passiert. Und wenn Helfer für eine Aktion gebraucht werden. m.huebner@volksfreund.de

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